- Große Wasserweihe
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Die Große Wasserweihe (russisch Великое освящение воды) ist ein sakramentaler Gottesdienst, der an einem der wichtigsten Feiertage im Kirchenjahr der orthodoxen Kirche stattfindet. Dieser wird zum Gedenken der Taufe Jesu am Tag der Erscheinung des Herrn am 19. Januar gefeiert. Dabei taucht der Priester drei Mal das Kreuz ins Wasser eines Fließgewässers ein, womit er nicht primär das Wasser, sondern durch das Wasser die gesamte Schöpfung segnet. Nach der Liturgie tauchen die Gläubigen in das vom Priester gesegnete Wasser ein.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Gottesdienst der Großen Wasserweihe wird zum Gedenken der Taufe Jesu durch Johannes den Täufer am Tag der Erscheinung des Herrn (Epiphanias, russisch праздник Крещения / Богоявления) zelebriert, die in Osteuropa als Theophanie (russisch Богоявление) bezeichnet wird. Ihren Ursprung hat die Große Wasserweihe in der ganz frühen Kirchenpraxis, wobei es damals noch keine festen Regeln gab, wann und wo genau sie zu welchen Anlässen durchzuführen war, wohl aber für den Ablauf, der immer bestimmte Gebete und das Eintauchen des Kreuzes in das Wasser vorsah.
Heute wird die Große Wasserweihe am 19. Januar gefeiert (6. Januar im julianischen Kalender). Durch die Taufe Jesu im Jordan wurde das Wasser dieses Flusses und jedes Flusses gesegnet. Deshalb werden mit der Großen Wasserweihe bis heute die ganze Natur und Schöpfung geweiht, während mit der Kleinen Wasserweihe (russisch Малое освящение воды) in der Kirche oder in einem Haushalt ausschließlich die damit besprengten Gläubigen oder Gegenstände gesegnet werden.
Geographische Verbreitung
Die Große Wasserweihe kam von Jerusalem über Konstantinopel nach Osteuropa, im Laufe der Jahrhunderte sogar bis nach Süditalien, das noch lange unter der Herrschaft von Konstantinopel lebte. Während der Jordan im Nahen Osten ganzjährig warmes Wasser führt und eine Taufe im Januar durchaus nachvollziehbar ist, fällt der festliche Tag in den Ländern der russischsprachigen orthodoxen Gläubigen mitten in den strengsten Winter. In Russland muss deshalb oft erst ein Loch ins Eis geschlagen werden, damit der orthodoxe Priester mit dem Kreuz das Wasser weihen kann.
In Moskau besuchen jeweils rund 150'000 Menschen die feierlichen Gottesdienste am Vorabend, 36'000 nehmen an den nächtlichen Gottesdiensten teil. Danach sorgen rund 3'000 Polizisten sowie Rettungsteams des Zivilschutzes an den 15 eigens eingerichteten Badestellen in der russischen Hauptstadt für die Sicherheit der Gläubigen.[1]
Auch in den deutschsprachigen Ländern feiern orthodoxe Gläubige die Große Wasserweihe.
- In Österreich wird seit 2000 die Große Wasserweihe in Wien zelebriert. Da der griechisch-orthodoxe Metropolit in Wien zum Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel gehört, wird der Feiertag wie in der Westkirche am 6. Januar gefeiert. Metropolit Staikos feiert in der orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale am Fleischmarkt die Liturgie, dann weiht er am Donaukanal bei der Schwedenbrücke die Donau.[2]
- In der Schweiz zelebrierten 2002 rund 1.000 Gläubige erstmals eine griechisch-orthodoxe Segnung der Limmat und des Zürichsees. Im Januar 2004 fand erstmals eine ökumenische orthodoxe Wasserweihe statt, die seither unter Leitung der Russisch-orthodoxen Kirche jährlich am Zürichhorn gefeiert wird.[3]
Ablauf der Feier
Die Große Wasserweihe ist Zeichen des Glaubens, Teil des orthodoxen Gottesdienstes und das hierauf folgende menschliche Eintauchen in fließenden Gewässern ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Rituals. Es versteht sich als besonderes Zeichen des Glaubens in Form der Leidensfähigkeit der Gläubigen.
Die Gemeinde versammelt sich mit Prozessionsfahnen, mit der Festtags-Ikone, dem kostbaren goldenen Kreuz und dem Evangeliar an einem Fluss oder See. Der Priester legt das Kreuz und das Evangelienbuch auf ein Analogion, dann werden Kerzen an die Gläubigen verteilt und angezündet. Der Priester beräuchert den Tisch, die Festtags-Ikone und alle Gläubigen, während die Liturgie gesungen wird.
Dann taucht der Priester das goldene Kreuz drei Mal in das Fließgewässer, das an diesem Tag mit seinem Wasser die ganze Schöpfung weiht. Die erwachsenen Gläubigen tauchen nacheinander in das Gewässer. In den russischsprachigen Ländern tauchen oft Mütter ihre Säuglinge nach alter Sitte in das eiskalte Wasser.
In den südlicheren Ländern wirft der Priester zum Schluss ein orthodoxes goldenes Kreuz in den Fluss oder ins Meer, nach dem die Jugendliche tauchen. Wer das Kreuz im tiefen Wasser findet, erhält den gesonderten Segen und besucht danach mit dem Kreuz alle Haushalte. Dort erhält er Weihnachtsgebäck und ein paar Münzen.
In allen Ländern nehmen die orthodoxen Gläubigen das bei der Grossen Wasserweihe gesegnete Wasser in Flaschen mit nach Hause. Sie segnen damit ihr Haus, die Haustiere und besondere Güter. Das gesegnete Wasser soll nie verderben, selbst wenn es ein Jahr lang in der Flasche neben der Ikone im Haus steht. Benutzt wird es in großer Not, bei Krankheit oder Angst.
Einzelnachweise
- ↑ RIA Novosti (19. Januar 2009): Epiphaniafest: Massenbaden im eisigen Wasser in Moskau - Militärs machen mit. RIA Novosti. Abgerufen am 23. Januar 2010.
- ↑ ORF (6. Januar 2007): Erste Wasserweihe in Wien. ORF. Abgerufen am 23. Januar 2010.
- ↑ H. G. (7. Januar 2002): Orthodoxe Gewässerweihe an der Limmat. Neue Zürcher Zeitung. Abgerufen am 23. Januar 2010.
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