Großsteingräber bei Tangeln

Großsteingräber bei Tangeln

Die Großsteingräber bei Tangeln sind eine Gruppe von sechs noch erhaltenen jungsteinzeitlichen Grabanlagen nahe der Gemeinde Beetzendorf, OT Tangeln im Altmarkkreis Salzwedel, Sachsen-Anhalt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die sechs Gräber liegen in einem Wald, nahe den Orten Tangeln und Mellin. Nach älteren Untersuchungen durch Johann Friedrich Danneil (1843), Eduard Krause und Otto Schoetensack (1893) sowie Wilhelm Blasius (1904) gab es hier ursprünglich noch mindestens zwei weitere Gräber (Grab 2 und Grab 3). Bei einer Neuaufnahme im Jahr 2003 wurden von diesen allerdings keine Spuren mehr gefunden. Nach Angaben eines Einwohners schienen diese Mitte der 1990er Jahre durch den neuen Waldbesitzer zerstört worden zu sein.[1] Im Gegenzug wurde allerdings 2006 ein weiteres Grab entdeckt, das von den Forschern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts noch nicht erwähnt worden war.[2]

Grab 1

Grundriss des Grabes Tangeln 1 nach Krause/Schoetensack

Grab 1 liegt etwa 1,8 km südöstlich von Tangeln an einem Nordhang. Es ist so stark zerstört, dass es sich keinem bestimmten Grabtyp mehr zuordnen lässt. Der Grabhügel ist meridional orientiert und oval. Er ist 20,5 m lang und 11,3 m breit, seine Höhe beträgt 0,6–0,8 m. Die Grabeinfassung war wohl ebenfalls oval und nord-südlich orientiert. Ihre Länge betrug etwa 20 m und ihre Breite 8,5 m. Nur neun oder zehn Einfassungssteine haben sich erhalten. Ein Einfassungsstein auf der Südseite wurde gesprengt; das Sprengloch ist noch teilweise erkennbar.

Die Grabkammer ist nord-südlich orientiert und liegt in der Mitte der Einfassung. Nur zwei Wandsteine haben sich erhalten, die Decksteine fehlen völlig. Die Kammer war vermutlich rechteckig, ihre Breite beträgt 1,4 m, die Länge lässt sich nicht mehr feststellen. Das Grab wurde geplündert und die Kammer dabei zerstört[3]

Grab 4

Grab 4 liegt 1,2 km nordöstlich von Mellin an einem Nordhang. Auch dieses Grab ist so stark zerstört, dass es sich keinem bestimmten Typ mehr zuordnen lässt. Der Grabhügel ist rund und hat einen Durchmesser von 14 m, seine Höhe beträgt 0,5 m. Er ist heute zerflossen. Eine Grabeinfassung lässt sich nicht ausmachen. Von der Grabkammer sind nur noch zwei Wandsteine und ein Deckstein übrig, die sich in der Mitte des Hügels befinden. Die Kammer war vermutlich ost-westlich orientiert, Form und Größe lassen sich nicht mehr ermitteln.[1]

Grab 5

Grundriss des Grabes Tangeln 5 nach Krause/Schoetensack

Grab 5 liegt etwa 1,1 km nordöstlich von Mellin und gehört zum Typ der Großdolmen. Der Grabhügel ist oval. Eine Grabeinfassung scheint ursprünglich vorhanden gewesen zu sein, Form und Ausmaße lassen sich allerdings nicht mehr bestimmen, da sich nur vier oder fünf Einfassungssteine erhalten haben. Die Grabkammer ist nordwest-südöstlich orientiert. Sie besteht aus etwa 16 Wandsteinen und mindestens fünf Decksteinen. Da das Grab allerdings komplett eingefallen ist, lassen sich Wand- und Decksteine nicht mehr eindeutig auseinander halten. Die Kammer war wahrscheinlich rechteckig und besitzt die Innenmaße 11,5 m × 4,0 m.[4]

Grab 6

Grundriss des Grabes Tangeln 6 nach Krause/Schoetensack

Grab 6 liegt 2,3 km östlich von Mellin und gehört ebenfalls zum Typ der Großdolmen. Der Hügel ist länglich und etwa 0,5 m hoch. Die Grabeinfassung ist nordwest-südöstlich orientiert und war wohl ursprünglich trapezförmig. Ihre Länge beträgt 23,6 m, ihre Breite 5,2–6,4 m. Von ursprünglich 38 Einfassungssteinen sind noch 32 sichtbar, allerdings befinden sich noch weitere im Boden. Im Südosten, außerhalb der Einfassung liegen zwei umgekippte Wächtersteine.

Die Grabkammer ist nordwest-südöstlich orientiert und befindet sich im nordwestlichen Teil der Einfassung. Sie besteht aus zehn Wandsteinen und vier Decksteinen, die sich alle erhalten haben. Zwei Decken- und fast alle Wandsteine sind jedoch eingesunken und mittlerweile völlig überwachsen. Der größte Deckstein misst 2,5 m × 1,2 m × 1,1 m. Die Hohlräume zwischen den Wandsteinen waren mit Kieseln und Geschieben mit einer Größe von 10 cm bis 30 cm verfüllt. Die Verfüllung ist zum Teil noch erkennbar. Die Kammer ist rechteckig. Sie hat eine Länge von 5 m, eine Breite von 1,5 m bis 1,8 m und eine Höhe von 1,0 m.

Die Grabkammer ist beraubt, dennoch konnten bei Ausgrabungen im Jahr 1904 einige Funde gemacht werden: Die Kammer wies eine Steinpflasterung auf, über welche Sand aufgeschüttet worden war. Darin wurden ein kleines Kalkstein-Werkzeug, zwei Feuerstein-Keile und mehrere Scherben der Kugelamphoren- (3100–2700 v. Chr.) und der Schönfelder Kultur (2900–2100 v. Chr.) entdeckt.[5]

Grab 7

Grundriss des Grabes Tangeln 7 nach Krause/Schoetensack

Grab 7 liegt 1,8 km südöstlich von Tangeln, nur 100 m südlich von Grab 1. Es gehört zum Typ der erweiterten Dolmen. Der Grabhügel war ursprünglich oval oder länglich. Er hat eine Länge von 17,5 m, eine Breite von 11,0 m und eine Höhe von 1,0 m. Die Grabeinfassung ist nord-südlich orientiert und war ursprünglich vermutlich rechteckig. Der komplette südliche Teil fehlt. Ihre Breite beträgt 7,2 m. Elf Einfassungssteine haben sich erhalten, einer davon ist zerbrochen.

Die Grabkammer ist nord-südlich orientiert. Alle sechs Wandsteine haben sich erhalten, die Decksteine scheinen aber komplett zu fehlen. Jedoch befinden sich außerhalb der Einfassung zwei Steine, bei denen es sich um verschleppte Decksteine handeln könnte. Die Kammer ist beraubt. Sie ist rechteckig, hat eine Länge von 3,1 m, eine Breite von 1,0 m und eine Höhe von 0,6 m.[6]

Neuentdecktes Grab

Ein weiteres noch unnummeriertes Grab wurde 2006 nach Hinweisen von Einwohnern entdeckt. Es liegt 800 m südöstlich von Mellin und 700 m südsüdwestlich von Grab 5. Die meisten Steine sollen in den 1920er Jahren abtransportiert worden sein. Die Zerstörung ist zu stark, um es einem bestimmten Typ zuzuordnen. Ein Grabhügel ist nicht vorhanden, da das Grab in einen natürlich Hügel eingearbeitet worden war. Eine Grabeinfassung lässt sich nicht ausmachen. Die Grabkammer ist ost-westlich orientiert. Drei Wandsteine (darunter ein Giebelstein) und ein Deckstein haben sich oberirdisch erhalten, weitere Wandsteine stecken im Boden. Die Kammer ist rechteckig, 3,6 m lang und 2,3 m breit.[2]

Siehe auch

Literatur

  • Hartmut Bock, Barbara Fritsch, Lothar Mittag: Großsteingräber der Altmark. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen Anhalt und Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle (Saale) 2006, ISBN 3-939414-03-4, S. 159–166, 212.
  • Eduard Krause, Otto Schoetensack: Die megalithischen Gräber (Steinkammergräber) Deutschlands. I.: Altmark. In: Zeitschrift für Ethnologie. Bd. 25, 1893, S. 158/Nr. 157–161, Taf. VI/157–161, VIII/158 (PDF; 39,0 MB)

Weblinks

 Commons: Großsteingräber bei Tangeln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Bock/Fritsch/Mittag, S. 161
  2. a b Bock/Fritsch/Mittag, S. 212
  3. Bock/Fritsch/Mittag, S. 159
  4. Bock/Fritsch/Mittag, S. 162
  5. Bock/Fritsch/Mittag, S. 164–165
  6. Bock/Fritsch/Mittag, S. 166

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