Grube Eustachia

Grube Eustachia

In der Grube Eustachia bei Stockheim, Kreis Düren, wurde zwischen 1854 und etwa 1870 unter Tage Braunkohle gefördert. Betreiber war die durch den Zülpicher Friedensrichter Doinet vertretene Gewerkschaft Eustachia zu Stockheim.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Anlage befand sich auf der Stockheimer Heide am Niederauer Weg, ca. 300 m nordwestlich der letzten Häuser von Stockheim. In der Nähe des Weges erhob sich der Förderturm, dahinter wurde die Kohle gelagert und wiederum 300 m weiter nordwestlich standen die Gebäude weiterer industrieller Unternehmungen. Das Gelände umfasste etwa 10 Morgen.

Braunkohle

Die Braunkohlenförderung wurde 1854 aufgenommen. Der 34 Fuß (etwa 11 m) hohe Förderturm bestand aus Holzfachwerk, das mit Ziegelstein ausgemauert war. Darin befanden sich zwei Trommeln für die Drahtseile, an denen in dem Doppelschacht jeweils ein mit Torf gefüllter Hunt heraufgezogen und ein leerer hinab gelassen wurde. 1857 wurde die Konzession zum Betrieb einer Dampfmaschine erteilt. Aufgestellt wurde eine Maschine der Firma J. Piedboeuf aus Aachen mit 8 PS und einem Überdruck von 3,5 Atu. Sie sollte sowohl die Fördermaschine, als auch die Entwässerung und eine geplante Brikettpresse antreiben. Zur Befeuerung wurde Braunkohle genutzt, der Rauch zog durch einen 60 Fuß hohen freistehenden Schornstein ab.

Ob jemals eine Brikettpresse angeschlossen war, ist ungeklärt und eher unwahrscheinlich. Die Braunkohle wurde im Winter in Stollen von bis zu 30 Bergknappen abgebaut und auf den Lagerplatz befördert, wo sich im Frühjahr ein 5-6 m hoher Kohlehaufen erhob. Zur Weiterverarbeitung mussten zunächst die zahlreichen unbrauchbaren Holzstückchen ausgesiebt werden. Anschließend wurde der Torf mit einer Walze zerkleinert, in einem Bottich zu einem zähen Brei verarbeitet und in kleine Eimerchen geschöpft. Diese wurden auf dem Boden gestürzt. So erhielt der Torf die Form runder Klütten, die man trocknen und bis zum Verkauf im Herbst aufstapeln konnte.

Teerdestillation und Holzkohle

Wohl wegen ihres hohen Holzanteils versuchten die Betreiber die Braunkohle auch anderweitig zu nutzen: 1861 wurde die Destillation von Teer aufgenommen. Dazu waren in einem Fachwerkgebäude vier gusseiserne Retorten in Betrieb genommen worden. Statt der Retorten ist später von einem Ofen zur Herstellung von Holzkohle in einem Ziegelsteinbau die Rede. Spätestens 1865 war dieser Ofen jedoch wieder abgebrochen. Von der Teerdestillation war schon zuvor nicht mehr die Rede gewesen.

Steinzeug

Nun beantragten der Grubensteiger der Eustachia, Heinrich Schneider, und der Werkmeister Heinrich Oberheitmann aus Düren die Konzession zur Herstellung von Steinzeug. Jedoch wurde zunächst nur einer der beiden genehmigten Öfen gebaut (im Lichten 6 m lang, 2,5 m breit und 4 m hoch). Sein Gewölbe schloss mit dem Bodenniveau ab. Allerdings ließen sich darin statt Schmelztiegeln, Retorten und Drainröhren lediglich feuerfeste Steine brennen. Am Jahresende hatte sich zudem der verschuldete Oberheitmann ins Ausland abgesetzt. Schließlich bewirkte der Krieg von 1866 einen Absatzeinbruch. Erst 1867 wurde der zweite Ofen an den 12 m hohen Schornstein des ersten angeschlossen. Er war deutlich kleiner (im Lichten 2 m breit und tief). Zur Anlage gehörte noch ein Schuppen, in dem ein Pferd eine Steinmühle antrieb. Damit wurde das Material für die feuerfesten Steine zermahlen. Vermutlich waren die Steinzeugfabrikation und die Zeche, deren Untertagebau gegen den aufkommenden Tagebau nicht mehr konkurrenzfähig sein konnte, um 1870 nicht mehr in Betrieb.

Konflikte

Die Anlage war zwar mit Zustimmung, aber ohne Entschädigung der Gemeinde Stockheim auf deren Grundbesitz eingerichtet worden. Erst bei den Verhandlungen um die Genehmigung der Steinzeugöfen konnten die Gemeindevertreter eine jährliche Abgabe durchsetzen. Die Teerdestillation erfolgte sogar gegen den Willen des Gemeinderates, der sich beim Erwerb eines Grundstücks durch einen von der Gewerkschaft Eustachia vorgeschobenen Ortseinwohner hintergangen fühlte. Mit der Luftverschmutzung, die von der Anlage ausging, waren mehrere Kreisbehörden, allerdings mit z.T. gegensätzlichen Positionen befasst. Der Kreisarzt stellte fest, Braunkohlenöl, Benzin, Naphtalin usw. verbreiteten einen durchdringenden, Geruchs- und Atmungsorgane unangenehm berührenden und belästigenden Geruch. Sein Vorschlag, die Abgase in die Verfeuerung zurückzuleiten, wurde schließlich gegen den Widerstand der Betreiber durchgesetzt.

Literatur

  • Heinen, Reinhold: Als Stockheim Industriestadt werden sollte … In: Heimatblätter. Beilage zur Dürener Zeitung 14 (1937), Nr. 2 (21. Jan. 1937), S. 9-12

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