Handwerkskammer Konstanz

Handwerkskammer Konstanz

Die Handwerkskammer Konstanz ist eine Handwerkskammer in Deutschland. Ihr Kammerbezirk liegt im südlichen Teil von Baden-Württemberg und ist 4.478 Quadratkilometer groß. Sie vertritt über 12.000 Handwerks- und handwerksähnliche Betriebe mit rund 70.000 Beschäftigten und annähernd 6.000 Auszubildenden in den Landkreisen Konstanz, Schwarzwald-Baar, Tuttlingen, Rottweil und Waldshut.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Neben dem Hauptverwaltungsgebäude in Konstanz am Webersteig gibt es drei Bildungsakademien in Rottweil, Waldshut und Konstanz. In Singen ist derzeit eine neue Bildungsakademie im Bau, welche das Haus in Konstanz ab 2012 ablösen wird. Die Handwerkskammer ist daneben an der Management-Zentrum gGmbH in Villingen-Schwenningen, welche kaufmännische Weiterbildung anbietet, sowie an der Beruflichen Bildungsstätte in Tuttlingen (BBT) beteiligt, die sie gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg führt.

Geschichte

Aus einer sogenannten Handwerksnovelle aus dem Jahr 1897 wurde am 9. April 1900 eine ministerielle Verordnung. Anstelle freiwilliger Zusammenschlüsse gab es nach mehr als hundert Jahren wieder Zwangsinnungen und Pflichtmitgliedschaften, sofern die Mehrheit der Betroffenen einverstanden war. Vier Handwerkskammern in Baden wurden eingerichtet. Dies war die „Geburtsstunde“ der Handwerkskammer Konstanz. Der Kammerbezirk ging vom Westen bis zum Hauptkamm des Schwarzwaldes und nach Norden bis zur württembergischen Grenze bei Schramberg, im Süden bis zum Hochrhein und im Osten bis zu Badens östlichem Zipfel zwischen Meersburg und Friedrichshafen.

Die eigentliche Gründung der Kammer erfolgte am 21. Januar 1901. Landeskomissär Freiherr von Bodman skizzierte die Aufgaben der neuen Kammer: Neben der Regelung des Lehrlingswesens einschließlich Gesellenprüfung sollte es endlich wieder eine Meisterprüfung sowie „die gewerbliche, sittliche und technische Ausbildung der Lehrlinge, Gesellen und Meister“ geben. Er erklärte die Handwerkskammer Konstanz für gegründet und veranlasste die erforderlichen Wahlen des Kammervorstandes. Von Beginn an zählten über 10.000 Handwerksbetriebe zum Kammerbezirk.

Erst im Jahr 1913 konnte die Handwerkskammer von der Stadt Konstanz das Grundstück am Webersteig erwerben, auf dem das Kammergebäude noch bis heute steht. Am 18. Juli 1914 wurde es eingeweiht.

Der Erste Weltkrieg kostete Hunderte von Handwerkern aus dem Kammerbezirk das Leben und brachte viele um ihre Arbeitsfähigkeit. Diese Situation wurde durch die Inflation bis 1924 zusätzlich erschwert. Ausstehende Rechnungsbeträge hatten bei Zahlung nicht mehr den Wert der geleisteten Arbeit.

Im Herbst 1929 wurde in den USA die Weltwirtschaftskrise ausgelöst, die auch das Handwerk in Deutschland zu spüren bekam. Beispielsweise brach der Baumarkt zusammen und die Gesellenprüfungen für Maurer konnten nicht am Kammersitz stattfinden, weil es keine Baustelle gab, die groß genug war.

Während des Nationalsozialismus sorgte das „Gesetz über den vorläufigen Aufbau des deutschen Handwerks“ dafür, dass es nur noch Pflichtinnungen gab, denen Kreishandwerkerschaften mit einem Kreishandwerksmeister als „Führer“ übergeordnet waren. In dieser Zeit ging es dem Handwerk nicht schlecht, da die Städte und Gemeinden vom Staat gedrängt wurden, Aufträge an das örtliche Handwerk zu vergeben.

1945 wurde der Kammerbezirk Konstanz von der französischen Armee besetzt. Da Frankreich vom Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen war, arbeiteten verschiedene Handwerks- und Industriebetriebe ausschließlich für den französischen Bedarf.

Die fünfziger und frühen sechziger Jahre waren eine Zeit des kontinuierlichen Aufschwungs. Getrübt wurde der Aufbauwille lediglich durch die schneller wachsende Industrie, die besser zahlte und mehr Schulabgänger anzog als das Handwerk.

Die siebziger Jahre brachten einen weiteren Ausbau des Kammerangebots auf dem Gebiet der Aus-, Fort- und Weiterbildung durch den Bau des beruflichen Bildungszentrums der Handwerkskammer in Konstanz. Später kamen weitere Berufsbildungszentren in Donaueschingen, Tuttlingen, Villingen-Schwenningen und Rottweil dazu. Auch eine überbetriebliche Ausbildung wurde eingerichtet.

Im Jahr 1989 wurden die fünf Bildungszentren in Gewerbeakademien umbenannt. Zudem starteten in allen wichtigen Handwerksberufen Meistervorbereitungslehrgänge.

1999 umfasste die Handwerkskammer 11.300 Betriebe mit 84.000 Arbeitnehmern, 5.800 Lehrlingen und rund 10 Milliarden DM Jahresumsatz.

Heute weist der Bezirk der Handwerkskammer Konstanz über 12.000 Handwerksunternehmen mit knapp 70.000 Beschäftigten und über 5.000 Auszubildenden auf.

Rechtsform und Aufgaben

Wie alle Wirtschaftskammern ist auch die Handwerkskammer Konstanz eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Die Organisation besteht unabhängig vom Wechsel ihrer Mitglieder und der Staat hat der Handwerkskammer hoheitliche Aufgaben übertragen. Dazu zählen beispielsweise:

  • Führen der Handwerksrolle, des Verzeichnisses handwerksähnlicher Gewerbe und der Lehrlingsrolle
  • Überwachung der Ausbildung, Prüfungswesen
  • Bestellen von Sachverständigen
  • Erstellen von Gutachten und Befähigungsnachweisen
  • Betreuung der Innungen und Kreishandwerkerschaften

Beratung

Die Handwerkskammer Konstanz bietet Dienstleistungen für das Handwerk der Region. Es gibt unterschiedliche Bereiche der Beratung:

  • Betriebsberatung
  • Umweltberatung
  • Technologieberatung
  • Rechtsberatung
  • Ausbildungsberatung

Zur stetigen Qualifizierung der Mitarbeiter im Handwerk und damit der Sicherstellung der betrieblichen Wettbewerbsfähigkeit bietet die Handwerkskammer Konstanz in ihren Bildungsakademien umfangreiche Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen an. Meisterschulen, gewerblich-technische Weiterbildungen und auch kaufmännische Weiterbildungen.

Organe und Ehrenamt

In den Gremien der Handwerkskammer übernehmen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ehrenamtlich gemeinsam Verantwortung für den Wirtschaftsbereich Handwerk. Das Parlament des Handwerks ist die Vollversammlung. Diese wird von jedem Arbeitgeber und Arbeitnehmer aller Handwerksbetriebe aus dem Kammerbezirk gewählt. Die Vollversammlung besteht aus 13 Vertretern der Arbeitnehmer und 26 Arbeitgebervertretern. Die Vollversammlung wählt den Vorstand, der wiederum die Geschäftsleitung, den hauptamtlichen Hauptgeschäftsführer, den ehrenamtlichen Präsidenten und deren Vertreter einsetzt.

Präsident ist der Elektroinstallateurmeister Gotthard Reiner, Hauptgeschäftsführer der Geograph Georg Hiltner.

Literatur

Handwerkskammer Konstanz (Hrsg.): Tage eines Jahrhunderts,100 Jahre Handwerkskammer Konstanz. Konstanz, 1999.

Weblinks


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