- Hans Christian Petersen
-
Hans Christian Petersen (* 11. August 1793 in Kristiansand; † 26. September 1862 in Christiania) war ein norwegischer Jurist, Beamter und Politiker. Von 1858 bis 1861 war er de facto Premierminister von Norwegen.
Seine Eltern waren der Stadtphysikus Claus Peter Petersen (1762–1823) und dessen Ehefrau Christine Wilhelmine Lakier (1768–1817).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Er wuchs in Kristiansand auf und ging dort in die Lateinschule. 1810 begann er in Kopenhagen Jura zu studieren. Am 14. Januar 1814 legte er das theoretische juristische Examen ab, am gleichen Tag, an dem der Kieler Frieden geschlossen wurde. Er wollte unverzüglich nach Norwegen zurückkehren, um an dem Kampf um Selbständigkeit teilzunehmen. Aber die Blockade hinderte die Heimkehr. So fuhr er mit einigen Frauen mit dem Ruderboot an die schwedische Küste, von wo er als Fuhrmann verkleidet nach Christiania weiterreiste. Eine der der Begleiterinnen wurde später seine Frau.
Im April 1814 wurde er Stadtvogt in Kragerø, im gleichen Jahr leitete er das Seekriegskommissariat und im September des gleichen Jahres wurde er Protokollsekretär am neu errichteten Obersten Gerichtshof.
1817 wurde er als Advokat am Obersten Gerichtshof zugelassen und leitete bis 1817 eine lukrative Kanzlei.
Ab 1821 war er Verteidiger am Reichsgericht[1] und verteidigte unter anderem 1821 Staatsrat Thomas Fasting (Ämterhäufung als Staatsrat und Marinekommandeur)[2] und 1827 Jonas Collett (Verfassungswidrige Anweisungen als Finanzminister)[3] sowie 1836 Staatsminister Severin Løvenskiold (Er hatte in Stockholm das Dekret König Karl Johans zur Auflösung des Stortings ohne Rückfrage in Christiania gegengezeichnet)[4]. Den letzten Prozess verlor er. Er war sehr redegewandt, wohl auf Grund seiner Erfahrung als Schauspieler in „Det dramatiske Selskap“ bis 1827. Auch bei der ersten Doktordisputation an der Universität Christiania 1817 war er durch seine gewandte lateinische Ausdrucksweise aufgefallen. Von 1830 bis 1834 wurde er zum Regierungadvokat[5] ernannt, legte aber das Amt nieder, weil man sich über das Gehalt nicht einigen konnte und berechnete bis 1837 seine Voten für die Regierung einzeln. 1836 wurde ihm ein Staatsratsposten angeboten, was er aber ablehnte. Stattdessen wurde er 1837 Stiftsamtmann[6] in Christiania. Zwei Jahre später trat er doch in die Regierung ein und wurde Chef des Marinedepartements[7]. Von 1840 bis 1841 und nochmal von 1843 bis 1844 übte er sein Amt in der Staatsratsabteilung in Stockholm aus. Von 1845 bis 1847 war er Chef des Justizdepartements. Danach wechselte er häufig die Departements und war am Ende von 1859 bis 1861 Chef des Revisionsdepartements. Von 1858 bis 1861 leitete er die norwegische Regierung, allerdings ohne den Titel „Staatsminister“, der für diese Position erst 1873 eingeführt wurde. Er legte dieses Amt nieder, nachdem der König seinen Unwillen über seine Haltung im Streit um das schwedisch–norwegische Unionskomitee verlautbart hatte.
Petersen war Begründer der Norsk Retstidende[8], die schnell zum unentbehrlichen Hilfsmittel für Juristen wurde.
Er war ab 1846 Mitglied von „Det Kongelige Norske Videnskabers Selskab“.
Familie
Er heiratete am 27. Mai 1816 in Christiania Kirstine Marie Thrane (* 12. Juli 1796; † 5. Februar 1876). Sie war die Tochter des Kaufmanns und Stadthauptmanns Paul Thrane (1753–1830) und dessen Frau Judith Abigael Clausen (1775–1833).
Regierungsämter
Amt Zeitraum Marinedepartement 17.10.1839 – 31.05.1840 Staatsratsabteilung Stockholm 01.06.1840 - 31.05.1841 Marinedepartement 01.06.1841 - 31.08.1843 Staatsratsabteilung Stockholm 01.09.1843 - 31.08.1844 Marinedepartement 01.09.1844 - 21.03.1845 Justiz- und Polizeidepartement 01.04.1845 - 30.06.1847 Staatsratsabteilung Stockholm 01.07.1847 - 30.06.1848 Innendepartement 01.07.1848 - 30.06.1849 Staatsratsabteilung Stockholm 01.07.1849 - 31.08.1850 Justiz- und Polizeidepartement 01.09.1850 - 31.08.1851 Armeedepartement 01.09.1851 - 14.07.1852 Marinedepartement 01.09.1852 - 29.10.1852 Armeedepartement 01.10.1852 - 10.10.1852 Marinedepartement 12.04.1853 - 31.05.1853 Justiz- und Polizeidepartement 01.06.1853 - 31.08.1853 Staatsratsabteilung Stockholm 01.09.1853 - 30.06.1854 Justiz- und Polizeidepartement 01.07.1854 - 31.08.1855 Staatsratsabteilung Stockholm 01.09.1855 - 31.08.1856 Armeedepartement 01.09.1856 - 10.09.1857 Marinedepartement 14.09.1857 - 30.09.1857 Armeedepartement 03.10.1857 - 27.10.1857 Marinedepartement 15.10.1857 - 31.08.1858 Justiz- und Polizeidepartement 01.09.1858 - 30.06.1859 Erster Staatsrat 04.12.1858 - 11.12.1861 Marinedepartement 28.05.1859 - 24.07.1860 Revisionsdepartement 01.07.1859 - 11.12.1861 Anmerkungen
- ↑ Das Reichsgericht (riksrett) ist ein Sondergericht für Regierungsmitglieder, Repräsentanten des Stortings und Richter am obersten Gerichtshof für Straftaten im Amt. Das [[Lagting]] und das Oberste Gericht besetzten das Reichsgericht. Das Odelsting entschied über die Anklageerhebung.
- ↑ Fra riksrettens praksis 1.3
- ↑ Fra riksrettens praksis 1.4
- ↑ Fra riksrettens praksis 1.5
- ↑ Der Regierungsadvokat erstellte in juristischen Fragen Gutachten für die Regierung.
- ↑ Oberste Verwaltungsinstanz innerhalb eines Bistums (in Norwegen „Stift“ genannt).
- ↑ In Norwegen hießen die Ministerien „Departements“ und wurde von Staatsräten geleitet
- ↑ Norsk Retstidende ist eine juristische Fachzeitschrift, die heute vom norwegischen Rechtsanwaltsverein herausgegeben wird.
- ↑ Tabelle der Ämter von Hans Christian Petersen.
Literatur
Der Artikel beruht auf Norsk biografisk leksikon. Zusätzliche Informationen sind besonders nachgewiesen.
- Terje Bratberg: Artikel „Hans Pedersen“. In: Norsk biografisk leksikon
Vorgänger Amt Nachfolger Jørgen Herman Vogt Ministerpräsident von Norwegen
1884–1889Frederik Stang Kategorien:- Ministerpräsident (Norwegen)
- Justizminister (Norwegen)
- Norweger
- Geboren 1793
- Gestorben 1862
- Mann
Wikimedia Foundation.