- Hans Dietl (1915–1977)
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Hans Dietl (* 16. Januar 1915 in Göflan; † 16. August 1977 in Schlanders; eigentlich Johann Dietl) war ein italienischer Politiker der Südtiroler Volkspartei (SVP) und der Sozialdemokratischen Partei Südtirols (SPS).
Leben
Hans Dietl stammte ursprünglich aus kleinbäuerlichen Verhältnissen. Aufgewachsen in Göflan, einer Fraktion der Gemeinde Schlanders im Vinschgau, besuchte er das Gymnasium der Benediktiner in Meran, später das Johanneum in Dorf Tirol und das Liceo Arcivescovile in Trient. 1936 begann er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Padua, das er an der Università Cattolica del Sacro Cuore in Mailand und – nach seiner Option für das Deutsche Reich 1939 – an der Universität Innsbruck bis ins Jahr 1941 fortsetzte. Dietl, der bereits in Südtirol ein Anhänger des Nationalsozialismus gewesen war, wurde noch im selben Jahr in die Wehrmacht eingezogen und an die Ostfront versetzt. Im Mai 1944 kehrte er als Schwerverwundeter vom Kriegseinsatz zurück und arbeitete bis Kriegsende in der Verwaltung der Operationszone Alpenvorland in Trient.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs trat Dietl der Südtiroler Volkspartei bei und wurde 1946 deren Ortsobmann in Göflan. Bei den Regionalratswahlen 1952 zog er erstmals in den Regionalrat ein und wurde anschließend in die Regionalregierung gewählt, wo er das Assessorat für Land- und Forstwirtschaft bekleidete. Aus Protest gegen die politische Linie der regierenden Democrazia Cristiana unter Führung des Regionalpräsidenten Tullio Odorizzi, die eine Delegierung von Verwaltungs- und Gesetzgebungskompetenzen an die mehrheitlich deutschsprachig bewohnte Provinz Bozen ablehnte, trat er 1955 vorzeitig von seinem Assessorat zurück. Nach einem parteiinternen Führungswechsel zählte Dietl, von 1956 bis 1959 Obmann des einflussreichen Südtiroler Bauernbundes, ab 1957 neben Parteiobmann Silvius Magnago und Alfons Benedikter zur unmittelbaren Führungsriege der SVP, die nunmehr eine härtere Gangart gegenüber den regierenden Christdemokraten in Rom und Trient einschlug. Gleichzeitig unterhielt er intensive Kontakte zum illegal operierenden Befreiungsausschuss Südtirol (BAS), der seit Mitte der 1950er Jahre mit ersten Sprengstoffattentaten auf die anhaltende ökonomische und kulturelle Marginalisierung der deutschsprachigen Bevölkerung Südtirols aufmerksam machte.
1963 legte Dietl sein Regionalratsmandat vorzeitig zurück und kandidierte erfolgreich für die Abgeordnetenkammer in Rom, der er bis 1972 angehörte. Bereits gegen Ende der 1960er Jahre geriet er zunehmend in Konflikt mit der Führungsriege der SVP und trat 1967 von seinem Amt als Vizeobmann der Partei zurück. Diese Entscheidung entsprang seiner Ablehnung gegen das – seiner Meinung nach – politisch unzureichende Südtirol-Paket. Als einziger SVP-Mandatar stimmte er 1971 im römischen Parlament gegen dessen verfassungsrechtliche Verankerung, was zu seinem unmittelbaren Parteiausschluss führte. Daraufhin kandidierte Dietl 1972 auf der Liste des Wahlverbands der Unabhängigen vergeblich für ein Senatsmandat. Nach der Spaltung der Sozialen Fortschrittspartei Südtirols (SFP) gründete er im Sog des europaweiten Trends zugunsten sozialdemokratischer Parteien die Sozialdemokratische Partei Südtirols (SPS), mit der er bei der Landtagswahl 1973 auf Anhieb zwei Mandate erringen konnte. Seine angeschlagene Gesundheit zwang ihn 1975 allerdings zum frühzeitigen Austritt aus dem politischen Leben. Hans Dietl starb am 16. August 1977 im Krankenhaus von Schlanders.
Literatur
- Günther Pallaver: Aufbruch zum Pluralismus, in: Gottfried Solderer (Hrsg.): Das 20. Jahrhundert in Südtirol, Band 4. Edition Raetia, Bozen 2002, ISBN 88-7283-183-0
- Hans Karl Peterlini: Hans Dietl. Biografie eines Südtiroler Vordenkers und Rebellen. Edition Raetia, Bozen 2007, ISBN 978-88-7283-299-8
- Rolf Steininger: Das 20. Jahrhundert in Südtirol. Vom Leben und Überleben einer Minderheit. StudienVerlag, Innsbruck-Wien 1997, ISBN 978-3-7065-1233-6
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