Hans Georg von Studnitz

Hans Georg von Studnitz

Hans Georg von Studnitz (* 31. August 1907 in Potsdam; † 16. Juli 1993 in Rimsting/Chiemsee) war ein deutscher Journalist und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Studnitz entstammte einer alten schlesischen Adelsfamilie mährischen Ursprungs.[1] Er war der älteste von insgesamt fünf Jungen des Hauptmanns Thassilo von Studnitz und dessen Ehefrau Anna Maria, geb. Schinckel, Tochter des Hamburger Bankiers Max von Schinckel. Hans Georg von Studnitz durchlief nach seiner Schulausbildung von 1923 bis 1926 eine Lehre bei der Norddeutschen Bank in Hamburg und bei der Banco de Chile y Alemania in Valparaíso. Anschließend arbeitete er für zwei Jahre als kaufmännischer Angestellter in Buenos Aires, dann für ein Jahr in New York und schließlich von 1929 bis 1931 in Berlin, wo er sich bald dem Journalismus zuwandte und Mitarbeiter der Neuen Preußischen Kreuzzeitung wurde.

Im Jahre 1931 begann von Studnitz ein Volontariat bei der Zeitung Der Tag. 1933 trat er in die NSDAP ein. Als Korrespondent arbeitete er von 1934 bis 1939, insbesondere für den Berliner Lokal-Anzeiger, in Wien, London, Rom, Den Haag, Madrid, Indien sowie im Nahen Osten und publizierte im Sinn der NS-Machthaber.[2]

Anfang 1940 ging er in die Niederlande. Seine Aufgabe war die Beobachtung der englischen Szene, über die sich zu unterrichten die holländische Hauptstadt vielerlei Möglichkeiten bot (Studnitz 1975, S. 254). Vom Juni 1940 bis Kriegsende gehörte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Presseabteilung des Auswärtigen Amtes an. Nach Peter Longerich gehörte Studnitz zum „Führungspersonal der Presseabteilung“. Er war ein wichtiger Mitarbeiter“, der vom Pressechef des Auswärtigen Amtes Paul Karl Schmidt „im Zuge einer Flurbereinigung“ als Referent übernommen wurde und für die Abfassung des täglich herausgegeben „Politischen Berichts“, worunter Sprachregelungen für die deutschen Missionen zu verstehen sind, zuständig war.[3] Zudem zeichnete Studnitz für den Artikeldienst „Europäische Korrespondenz“ verantwortlich, für den 50 vorwiegend ausländische Journalisten schrieben, es unterstand ihm die Zeitschrift „Berlin-Rom-Tokio“, und er übernahm ab April 1944 zusätzlich die Redaktion der „Deutschen Diplomatischen Korrespondenz“.[4] Darüber schrieb Studnitz in seiner Autobiografie:

Ich verfaßte eine tägliche Sprachregelung an die deutschen auswärtigen Missionen. Ich baute einen Artikeldienst - 'Europäische Korospondenten' - auf, der die Presse in dem uns befreundeten Ausland mit Aufsätzen in mehreren Idiomen belieferte. Ich gab die 'Deutsche Diplomatische Korrespondenz' heraus und betreute die Zeitschrift 'Berlin - Rom - Tokio', beide Sprachrohre des Auswärtigen Amtes. Ich gehörte dem Indien-Ausschuß an und wurde mit Sonderaufgaben wie der Formulierung schwieriger Texte betraut (Studnitz 1975, S. 262).

Nach der Befreiung Deutschlands arbeitete von Studnitz als ständiger Mitarbeiter für die Zeitungen Die Zeit, Christ und Welt sowie das Flensburger Tagblatt; er leitete ferner die Hamburger Allgemeine Zeitung. Er berichtete unter anderem über den Nürnberger Prozess gegen den Kriegsverbrecher Joachim von Ribbentrop, seinen vorherigen obersten Vorgesetzten, dem er willfährig gedient hatte; eine eigenartige Konstellation, die für Ribbentrop mit der Hinrichtung endete. Anfang 1950 wurde Studnitz Chefredakteur und später Mitherausgeber der Hamburger Monatsschrift Außenpolitik. Von 1953 an war er zwei Jahre Leiter des Hamburger Anzeigers, gefolgt von einer sechsjährigen Tätigkeit als Pressesprecher der Deutschen Lufthansa. 1961 wurde er Leiter des Ressorts Außenpolitik und stellvertretender Chefredakteur der Wochenzeitung Christ und Welt; später betätigte er sich als freier Schriftsteller und Kolumnist.

Von Studnitz setzte sich im Nachkriegsdeutschland kritisch mit den Tätigkeitsberichten des Forschungsbeirats für Fragen der Wiedervereinigung Deutschlands auseinander. Er schrieb diesbezüglich:

Die vier seit 1952 erstellten Tätigkeitsberichte sind eine Dokumentation deutschen Kleinmuts. Sie verraten durch ihren Mangel an klarer, Überzeugung ausstrahlenden Thesen Angst vor der eigenen Wiedervereinigungscourage, sie machen klar, daß ein politisches Anliegen wie die Wiedervereinigung nicht Wissenschaftlern überlassen bleiben kann. Es wird höchste Zeit, daß die Überlegungen des Forscherkreises durch ein politisches Programm ergänzt wird, mit dem die Bevölkerung in Mitteldeutschland etwas anfangen kann.[5]

1966 wurde er mit dem Heinrich-von-Kleist-Preis des Bundes der Vertriebenen ausgezeichnet.

Hans Georg von Studnitz war dreimal verheiratet. In erster Ehe mit Eveline von Behr, in zweiter Ehe mit Marietta von Mengersen und in dritter Ehe mit Vera Schuler.

Sein Sohn Andreas von Studnitz ist ein Schauspieler und Intendant vom Theater Ulm.

Werke (Auswahl)

  • Als Berlin brannte. Diarium der Jahre 1943-1945, 1963
  • Bismarck in Bonn. Bemerkungen zur Außenpolitik, 1964
  • Glanz und keine Gloria. Reise durch die Wohlfahrtsgesellschaft, 1965
  • Rettet die Bundeswehr, 1967
  • Ist Gott Mitläufer. Die Politisierung der evangelischen Kirche. Analyse und Dokumentation, 1969.
  • Seitensprünge. Erlebnisse und Begegnungen 1907-1970, 1975

Literatur

  • Peter Longerich: Propagandisten im Krieg. Die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes unter Ribbentrop (= Studien zur Zeitgeschichte, Bd. 33). Oldenbourg, München 1987, ISBN 3-486-54111-0
  • Nils Asmussen: Hans-Georg von Studnitz. Ein konservativer Journalist im Dritten Reich und in der Bundesrepublik. in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, IFZ Online München 1997, H. 1, S. 75 - 119
  • Christoph Dickmann; Birthe Kundrun; Beate Mayer: Die Deportation der Juden aus Deutschland. 2004
  • Markus Gloe: Planung der deutschen Einheit. 2005
  • Hubert Herkomm Hg.; v. Achnitz, Wolfgang; Hagestedt, Lutz; Müller, Mario; Ort, Claus-Michael & Sdzuj, Reimund B., wiss. Beratung : Deutsches Literatur-Lexikon. 1963ff.; hier Band 21. Saur, Zürich 2001, nur als E-Book und nur für Institutionen. ISBN 978-3-11-09574-26, S. 803 - 804
  • Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. DBE, München 2008, Sp. 190-191

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://home.teleos-web.de/pwollny/Geschichte/Schoenwald/schoenwald.html
  2. Dickmann/Kundrun/Mayer 2004, S. 256
  3. Peter Longerich: Propagandisten im Krieg. Die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes unter Ribbentrop. München 1987, S. 158 f.
  4. Peter Longerich, Propagandisten im Krieg“, S. 158 f.
  5. zit. n.Gloe 2005, S. 187

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