Harold Percival Himsworth

Harold Percival Himsworth

Harold Percival Himsworth KCB FRS (* 19. Mai 1905 in Huddersfield; † 1. November 1993 in London) war ein britischer Internist und Diabetologe. Er wirkte von 1939 bis 1949 als Chefarzt der internistischen Station und als Professor für Medizin am University College London sowie von 1949 bis 1968 als Sekretär des Medical Research Council. Auf ihn geht unter anderem die Differenzierung des Diabetes mellitus in die durch verschiedene Charakteristika definierte Formen des Typ-1-Diabetes und des Typ-2-Diabetes zurück. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde er neben anderen Ehrungen 1955 in die Royal Society und zwei Jahre später in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Harold Percival Himsworth wurde 1905 in Huddersfield geboren und begann 1924 ein Studium der Medizin am University College London, an dem unter anderem der Neurochirurg Wilfred Trotter zu seinen akademischen Lehrern zählte. Er schloss sein Studium 1929 mit Auszeichnung in drei von vier Fächern der Abschlussprüfung ab und erhielt als Anerkennung für seinen Abschluss ebenso wie für seine Promotion zwei Jahre später jeweils eine Goldmedaille der Universität. Ab 1930 war er als Assistenzarzt in der internistischen Station des University College Hospital tätig. Ab 1936 wirkte er als stellvertretender Chefarzt sowie von 1939 bis 1949 als Chefarzt der Station und als Professor für Medizin.

In den Jahren 1946/1947 fungierte er als Präsident der Sektion für experimentelle Medizin der Royal Society of Medicine. Er wurde 1948 Mitglied des Medical Research Council und war von 1949 bis 1968 der erste Kliniker im Amt des MRC-Sekretärs sowie in den Jahren 1967/1968 stellvertretender Vorsitzender des MRC. Im Rahmen seiner langjährigen Tätigkeit für das MRC war er unter anderem wesentlich mitverantwortlich für die Einrichtung des MRC Laboratory of Molecular Biology, eines weltweit führenden Forschungsinstituts im Bereich der Molekularbiologie, dessen Mitarbeiter während der Leitung des MRC durch Harold Percival Himsworth siebenmal mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurden. 1968 ging er in den Ruhestand. Er wirkte anschließend noch von 1969 bis 1976 als Vorsitzender des Verwaltungsrats der London School of Hygiene and Tropical Medicine.

Harold Percival Himsworth war von 1932 bis zum Tod seiner Frau im Jahr 1988 verheiratet und Vater von zwei Söhnen. Er starb 1993 in London.

Wissenschaftliches Wirken

Schwerpunkte der wissenschaftlichen Arbeiten von Harold Percival Himsworth waren die Ätiologie des Diabetes mellitus und von Erkrankungen der Leber.

Im Bereich der Diabetesforschung untersuchte er unter anderem den Einfluss von Insulin auf den Kohlenhydratstoffwechsel von Diabetikern und von gesunden Menschen, um den Zusammenhang zwischen Glukosetoleranz und Insulinsensitivität zu charakterisieren. Im Rahmen dieser Arbeiten entwickelte er einen Test zur Messung der Insulinsensitivität, mit dem es ihm bei Diabetespatienten gelang, zwei verschiedene Formen der Erkrankung zu unterscheiden. Er stellte dabei fest, dass insulin-sensitive Diabetiker eine Neigung zur Entstehung einer Ketoazidose zeigten und einen absoluten Mangel an körpereigenem Insulin aufwiesen, während insulin-insensitive Diabetiker inadäquat auf ihr körpereigenes Insulin reagierten.

Diese Beobachtung, welche die Grundlage für die bis in die Gegenwart etablierte Unterscheidung zwischen dem Typ-1-Diabetes und dem Typ-2-Diabetes bildete, präsentierte er erstmals 1939 in einer Reihe aus drei Vorträgen mit dem Titel „Mechanism of Diabetes mellitus“ im Rahmen der Goulstonian Lectures vor dem Royal College of Physicians. Dabei wies er auch auf das jüngere Alter und die in vielen Fällen akute Manifestation der Erkrankung bei den insulin-sensitiven Diabetikern sowie auf den Zusammenhang zwischen dem insulin-insensitiven Diabetes und Übergewicht, Bluthochdruck und Arteriosklerose hin.

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wandte er sich der Erforschung der Ursachen des akuten und chronischen Leberversagens zu, dessen gehäuftes Auftreten bei Arbeitern in Munitionsfabriken als Folge der Exposition mit dem Sprengstoff Trinitrotoluol seit dem Ersten Weltkrieg bekannt war. Er widmete sich in der Folgezeit auch anderen Erkrankungen der Leber und untersuchte diesbezüglich nicht nur die Leberzirrhose als Endstadium chronischer Lebererkrankungen, sondern die initialen Ereignisse, die zu einer Schädigung der Hepatozyten führten.

Auszeichnungen

Harold Percival Himsworth wurde 1936 zum Fellow des University College London gewählt, 1952 folgte die Aufnahme als Knight Commander in den Order of the Bath (KCB) und drei Jahre später die Ernennung zum Fellow der Royal Society (FRS). Ebenso wurde er von den Berufsvereinigungen (Royal Colleges) der britischen Radiologen, Internisten, Chirurgen und Pathologen zum Fellow ernannt.

Er erhielt darüber hinaus Ehrendoktortitel der Universitäten Toulouse (1950), Glasgow (1953), London (1956), Manchester (1956), Wales (1959), Cambridge (1964), Leeds (1968) sowie der University of the West Indies (1964). Die American Academy of Arts and Sciences (1957), die Königliche Wissenschafts- und Gelehrsamkeitsgesellschaft in Göteborg (1957) und die Königlich-Belgische Akademie für Medizin (1958) ernannten ihn ebenso wie verschiedene ausländische Ärztevereinigungen zu ihrem auswärtigen Mitglied beziehungsweise Ehrenmitglied.

Werke (Auswahl)

  • The Goulstonian Lectures on the Mechanism of Diabetes mellitus. London 1939 (Sonderdruck aus The Lancet)
  • The Liver and its Diseases. Oxford 1947, zweite Auflage 1950 (spanische Ausgabe 1949, italienische Ausgabe 1950)
  • The Development and Organization of Scientific Knowledge. London 1970
  • Scientific Knowledge and Philosophic Thought. Baltimore und London 1986

Literatur

  • Douglas Black, John Gray: Sir Harold Percival Himsworth, K. C. B. 19 May 1905−1 November 1993. In: Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society. 41/1995. The Royal Society, S. 201−218, ISSN 0080-4606
  • John Gray: Obituary: Sir Harold Himsworth In: The Independent. Ausgabe vom 9. November 1993

Weblinks


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