- Caspar Schott
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Caspar Schott S.J., auch Gaspar Schott (* 5. Februar 1608 in Königshofen; † 22. Mai 1666 in Würzburg) war ein wissenschaftlicher Autor und Pädagoge der Barockzeit.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Schott besuchte das Würzburger Jesuitengymnasium und trat 1627 selbst dem Orden bei. Bei seinen Studien in Würzburg lernte er Athanasius Kircher kennen. 1631 flohen die Jesuiten vor den nahenden schwedischen Truppen. Schott wurde vom Orden nach Palermo geschickt, um seine Studien abzuschließen. Er blieb 20 Jahre in Sizilien als Lehrer für Mathematik, Philosophie, Moraltheologie an der Jesuitenschule in Palermo. 1652 sandte ihn der Orden nach Rom als Unterstützung für die wissenschaftlichen Arbeiten Kirchers. Er entschloss sich, Kirchers Arbeiten zu publizieren. 1655 kehrte er als Professor ans Würzburger Gymnasium zurück, wo er zeitlebens Mathematik und Physik unterrichtete. Er war Hofmathematker und Beichtvater des Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn.
Als steter Bewunderer und Mitarbeiter des Universalgelehrten Athanasius Kircher veröffentlichte er zahlreiche Werke, die sich z.T. unmittelbar auf das Material seines Lehrers stützen. Seine ausschließlich lateinischen Schriften beruhen nicht auf eigenen Erkenntnissen, sondern beziehen sich stets auf sein großes Vorbild. Die enge Zusammenarbeit mit Kircher zeigt sich in der Wiederverwendung der Illustrationen aus dessen Werken.
Er trat mit führenden Wissenschaftlern in Briefkontakt, darunter Otto von Guericke, Christiaan Huygens, Robert Boyle. 1655 erhielt er von Johann Philipp von Schönborn, der Erzbischof von Mainz und Bischof von Würzburg war, die von Guericke auf dem Reichstag in Regensburg 1654 vorgestellten Luftpumpen, die Schönborn nach der Vorführung gekauft hatte. Schott stellte sie der Gelehrtenwelt im Anhang Experimentum Novum Magdeburgicum zu seiner ersten Veröffentlichung der Arbeiten Kirchers Mechanica hydraulico-pneumatica 1657 vor. An einer zweiten Veröffentlichung Technica curiosa wirkte Guericke selbst mit. Guerickes eigenes Werk Experimenta Nova Magdeburgica de Vacuo Spatio erschien erst 1672. Schotts Zeitgenossen schätzen seine Bücher sehr. So wird beispielsweise Robert Boyle aufgrund der 1664 erschienenen Technica Curiosa zu seinen Versuchen über die Elastizität von Luft angeregt, deren Ergebnisse Schott wiederum veröffentlicht. Der im oben genannten Titel erstmalig erscheinende Begriff „Technik“ wurde wohl von Schott, in Wortangleichung an „Physik“, selbst erfunden.
In dem posthum erschienenen Werk Organum mathematicum beschreibt er den von ihm erfundenen Rechenkasten Cistula, mit dem man multiplizieren und dividieren kann.
Er ist das Vorbild für den Jesuitenpater Caspar Wanderdrossel in Umberto Ecos Die Insel des vorigen Tages.
Werke (Auswahl)
- Mechanica hydraulico-pneumatica. Schönwetter, Frankfurt am Main 1657 [1658].
- Magia universalis naturae et artis. 4 Bände (Optica; Acoustica; Thaumaturgus Mathematicus; Thaumaturgus Physicus) Schönwetter, Frankfurt 1657–59 [1658/59]. Deutsch Bamberg 1671.
- Cursus mathematicus. Schönwetter, Würzburg [Herbipoli] 1661.
- Physica curiosa, sive mirabilia naturae et artis libris XII. Endterus, Nürnberg 1662.
- Anatomia physico-hydrostatica fontium ac fluminum. Schönwetter, Frankfurt 1663.
- Arithmetica practica generalis ac specialis. Schönwetter, Frankfurt 1663.
- Joco-seriorum naturae et artis, sive magiae naturalis centuriae tres. Nürnberg 1664.
- Technica curiosa, sive mirabilia artis. Endterus, Nürnberg 1664
- Organum mathematicum libris IX. explicatum. Würzburg 1668. Digitalisiert: Organum Mathematicum. Herbipoli [Würzburg] 1668, Online-Ausgabe der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
- Magia optica, das ist Geheime doch Natur-mässige Gesicht- und Augen-Lehr. Franckfurt am Mayn 1677, Online-Ausgabe der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
Werk- und Literaturverzeichnis
- Gerhard Dünnhaupt: Caspar Schott S.J. In: Personalbibliograpien zu den Drucken des Barock. Band 5, Hiersemann, Stuttgart 1991, ISBN 3-7772-9012-2, S. 3810–3823
Literatur
- Gerhard Wiesenfeldt: Experimente im politischen Raum. In: Physik Journal. Band 1, Heft 12, 2002, S. 55, ISSN 1617-9439
- Peter Streitenberger und Ditmar Schneider: Die „Neuen Magdeburger Versuche über den leeren Raum“. In: Physik Journal. Band 1, Heft 12, 2002, S. 59, ISSN 1617-9439
- K.: Schott, Kaspar. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 34, Duncker & Humblot, Leipzig 1892, S. 739 f.
- Hans-Joachim Vollrath: Kaspar Schott (1606–1666). Mathematiker. In: Erich Schneider (Hrsg.): Fränkische Lebensbilder. Reihe VII A, Band 22, Gesellschaft für fränkische Geschichte, Würzburg 2009, S. 141–164.
- Johannes Madey: Schott (auch Schottus), Kaspar. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 9, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-058-1, Sp. 812–813.
Weblinks
Commons: Caspar Schott – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Druckschriften von und über Caspar Schott im VD 17
- Literatur von und über Caspar Schott im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Digitalisierte Drucke von Caspar Schott im Katalog der Herzog-August-Bibliothek
- Biographie
- Schottscher Rechenkasten
- Online-Edition des Cursus Mathematicus, Ausgabe Schönwetter, Bamberg 1677. Im Projekt Termini
- Detaillierte Informationen zu Inhalt, Bedeutung und Einordnung der Magia universalis sowie eine Biographie Schotts finden sich in: Dietrich Unverzagt: Philosophia, Historia, Technica - Caspar Schotts Magia Universalis. Anzeige einer Dissertation über Schott (2000).
- Digitalisierte Werke von Schott - SICD der Universitäten von Strasbourg
- Portal Caspar Schott der Universitätsbibliothek Würzburg
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