- Heinz Schilling (Kulturanthropologe)
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Heinz Schilling (* 3. November 1942 in Seligenstadt) ist ein deutscher Kulturanthropologe.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Schilling studierte Volkskunde, Germanistik und Politische Wissenschaft an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main. Zu seinen akademischen Lehrern gehörten u.a. Mathilde Hain und Carlo Schmid. 1968 erhielt er einen Magister Artium. 1971 promovierte er bei dem Volkskundler Wolfgang Brückner mit einer Arbeit über populäre Alltagsästhetik.[1].
Nach seinem Studium arbeitete Schilling, der während seiner Studienzeit für deutsche Tageszeitungen geschrieben hatte, beim Saarländischen Rundfunk Saarbrücken als Kulturredakteur, Moderator und Featureautor. 1977 ging er an die Frankfurter Universität zurück, wo Ina-Maria Greverus inzwischen das Fach Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie begründet hatte. Kennzeichen der neuen Disziplin war das Studium nach dem Prinzip des forschenden Lernens.
Schillings akademisches Wirken galt v.a. der universitären Weiterentwicklung dieses Konzepts durch eine Verbindung journalistischer Strategien mit wissenschaftlichen Problemstellungen. Dies geschah in Form mehrsemestriger Feldforschungsprojekte mit Studierenden, jeweils abgeschlossen durch Buchveröffentlichungen. Die von ihm mitherausgegebene Publikationsreihe Kulturanthropologie Notizen bot dafür eine Plattform (ISBN 3-923992-**-*). Seine Habilitationsschrift Neue Dörflichkeit. Urbanisierung ohne Urbanität im Rhein-Main-Gebiet von 1992 basierte auf Feldforschungsarbeit und Mikrountersuchungen. Über seine Pensionierung 2005 hinaus ist Schilling forschend und lehrend tätig.
Arbeitsschwerpunkte
- zu Identitäten, Mentalitäten und Lebenswelten sozial-kultureller Milieus
- zum kulturellen Wandel, insbesondere Vervorstädterung
- zur Anthropologie der Zeit
- zur Kultur der Grenze
- zur Geschichts- und Gedächtnispolitik
Ein Hauptaugenmerk Schillings gilt der regionalen Kulturanalyse. Dabei wird der Begriff Region planungskritisch in Frage gestellt; „Kultur“ stets als dynamischer Prozess untersucht. In jüngster Zeit wurden Konzepte wie „Heimat“ und „Globalisierung“ immer wichtiger für Schillings Recherche und Reflexion.
Auszeichnungen
- 2010 Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises. [2]
Schriften
- Wandschmuck unterer Sozialschichten. Empirische Untersuchungen zu einem kulturalen Phänomen und seiner Vermittlung. Lang, Frankfurt/Bern 1971. (= Europäische Hochschulschriften, Reihe XIX, Bd. 4)
- Dörfer als soziokulturelle Lernorte. In: Ina-Maria Greverus, Gottfried Kiesow u.a. (Hrsg.): Das hessische Dorf. Inselverlag, Frankfurt/M. 1982, S. 53-67.
- Über die Grenze. Zur Interdependenz von Kontakten und Barrieren in der Region Saarland-Lorraine. In: Heinz Schilling (Hrsg.): Leben an der Grenze. Recherchen in der Region Saarland/Lorraine. Frankfurt/M. 1986, ISBN 3-923992-22-X, S. 345-392.
- Un voisinage important, une amitié importune. Saarländisch-französisches Freundschaftsmanagement der „Saarbrücker Zeitung“. In: Heinz Schilling (Hrsg.): Leben an der Grenze. Recherchen in der Region Saarland/Lorraine. Frankfurt/M. 1986, ISBN 3-923992-22-X, S. 311-344
- (Hrsg. mit Ina-Maria Greverus und Konrad Köstlin): Kulturkontakt – Kulturkonflikt. Zur Erfahrung des Fremden. 2 Bde., Frankfurt/M. 1988, ISBN 3-923992-26-2.
- Urbane Zeiten. Die Bedeutung des Städtischen bei Bürgermeistern und Architekten in einer Stadtregion. In: Heinz Schilling (Hrsg.) Urbane Zeiten. Lebensstilentwürfe und Kulturwandel in einer Stadtregion. Frankfurt/M 1990, ISBN 3-923992-32-7, S. 305-340.
- Kulturstadt Frankfurt? Die Scheu vor einer naheliegenden Frage. In: Ronald Lutz, Dieter Kramer (Hrsg.): Tourismuskultur. Lit, Münster 1992, S. 23-38.
- Kulturanthropologie ist, was Kulturanthropologen tun. Forschung zwischen Planungsbeteiligung und Planungskritik. In: Anthropolitan. 1 (1993), S. 5-26.
- Urbanization Without Urbanism. The Transformation of the Frankfurt Hinterland. In: Urban Europe. Ideas and Experiences. In: Anthropolological Journal on European Cultures. Jg. 1993/2, S. 113-138.
- mit Beatrice Ploch: Region als Handlungslandschaft. Überlokale Orientierung als Dispositiv und kulturelle Praxis: Hessen als Beispiel. In: Rolf Lindner (Hrsg.): Die Wiederkehr des Regionalen. Campus, Frankfurt/New York 1994, S. 122-157.
- So möchten wir gerne gewesen sein. Geschichte zum Erinnern und Vergessen. In: Martin Scharfe, Johanna Rolshoven (Hrsg.): Geschichtsbilder. Ortsjubiläen in Hessen. Jonas, Marburg 1994, S. 27-42.
- Auf der Suche nach Region. Ergebnisse und Trends der quantitativen Befragung. In: Heinz Schilling, Beatrice Ploch (Hrsg.): Region. Heimaten der individualisierten Gesellschaft. Frankfurt/M. 1995, ISBN 3-923992-49-1, S. 71-148.
- Nachbarschaft und Öffentlichkeit. Der Fall Frankfurter Dichterviertel. In: Heinz Schilling (Hrsg.): Nebenan und gegenüber. Nachbarn und Nachbarschaften heute. Frankfurt/M. 1997, ISBN 3-923992-57-2, S. 189-228
- Eine Welt von Grenzen. Nachbarschaften und Identität in der hessischen Peripherie. In: Heinz Schilling (Hrsg.) Peripherie. Lokale Identitäten und räumliche Orientierung an der Grenze. Frankfurt/M. 2000, ISBN 3-923992-66-1, S. 9-56.
- Zeitlose Ziele. Versuch über das lange Warten. In: Heinz Schilling (Hrsg.): Welche Farbe hat die Zeit? Recherchen zu einer Anthropologie des Wartens. Frankfurt/M. 2002, ISBN 3-923992-71-8, S. 245-310.
- Kleinbürger. Mentalität und Lebensstil. Frankfurt/New York (Campus) 2003.
- Menschen in der Frankfurter Straße. Zehn Portraits. In: Heinz Schilling, Peter Klös (Hrsg.): Stadt ohne Eigenschaften. Frankfurt. Einsichten von außen. Frankfurt a.M. 2005, ISBN 3-923992-77-7, S. 333-380.
Einzelnachweise
- ↑ Wandschmuck unterer Sozialschichten. Empirische Untersuchungen zu einem kulturalen Phänomen und seiner Vermittlung. Lang, Frankfurt/Bern 1971. (= Europäische Hochschulschriften, Reihe XIX, Bd. 4)
- ↑ Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises.
Weblinks
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