Helm von Cannae

Helm von Cannae
Das römische Antikenzimmer von Schloss Erbach. Der Helm befindet sich in einer Vitrine unterhalb des Spiegels.

Der Helm von Cannae ist ein aufgrund seiner tradierten Erwerbsgeschichte bekanntes Stück der Antikensammlung des Grafen Franz I. zu Erbach-Erbach in Schloss Erbach in Erbach (Odenwald).

Der Legende nach handelt es sich um den einzigen erhaltenen Helm des Schlachtfelds von Cannae (216 v. Chr.), einer Schlacht zwischen den Römern und den Karthagern unter Hannibal.

Der Helm sei von einem Bediensteten des Grafen Franz I. zu Erbach-Erbach bei dessen zweiter Italienreise 1791 im Auftrag des Grafen für dessen Sammlung aus den Vatikanischen Museen entwendet worden. Diese Geschichte wird, was die Vorbereitung und Durchführung des Kunstraubes betrifft, in der Literatur des 19. Jahrhunderts mehrfach erwähnt und zum Teil dramatisch ausgemalt. Älteste dazu vorhandene schriftliche Quelle ist eine Erzählung von Otto Müller, die vor 1868 entstanden ist.[1]

Der Bedienstete, der den Diebstahl begangen haben soll, war der spätere Forstrat Friedrich Louis (* 1759; † 1846)[2], Urgroßvater von Ludwig Ganghofer.[3] Er hatte auch weitere bekannte Nachkommen, etwa Elly Heuss-Knapp, Frau des ersten deutschen Bundespräsidenten.[4]

In der seriösen Literatur über Graf Franz I. zu Erbach-Erbach wird über diese Episode allerdings nichts berichtet und auf den berühmten Helm gar nicht eingegangen.[5] Es ist deshalb davon auszugehen, dass es sich bei der Erwerbsgeschichte um Jägerlatein handelt, das – vielleicht tatsächlich auf einer Erzählung des Forstrats Friedrich Louis basierend – von Otto Müller aufgenommen und als lokale Legende tradiert wurde. Auf Louis ist wahrscheinlich auch die Anekdote um den Adlerstein bei Würzberg zurückzuführen.

Literatur

  • Ernst Franz: Forstrat Louis. 2. Auflage 1959.
  • Otto Müller: Der Helm von Cannä.[6] In: Humoristischer Hausschatz für’s deutsche Volk. Hrsg.: Ernst Eckstein. NF 6. Bd. Leipzig o.J., S. 187-232.

Einzelnachweise

  1. Ernst Eckstein (Hrsg.): Humoristischer Hausschatz für’s deutsche Volk. NF 6. Bd. Leipzig o.J., S. 186.
  2. Zu seiner Person vgl.: Ernst Franz: Forstrat Louis.
  3. Ludwig Ganghofer schreibt in seinen Memoiren, Lebenslauf eines Optimisten, Kapitel 1, über ihn: „Als junger Jägermeister half mein Urgroßvater seinem Grafen, der damals noch reichsunmittelbarer Herr und dazu ein fanatischer Antiquitätensammler war, den sagenhaften Helm des Hannibal zu Rom aus dem Vatikan entführen. Aus diesem kecken, zwischen Tod und groteskem Humor balanzierenden Abenteuer hat Otto Müller, dem der greise Forstrat Louis die Geschichte im Odenwald erzählte, einen spannenden Roman gemacht: ‚Der Helm von Cannä’. Aber in diesem Buche mag wohl ein gut Teil gefabelt sein.“
  4. Friedrich Höreth: Der Verwandten- und Freundeskreis um Friedrich Louis. In: Ernst Franz: Forstrat Louis. S, 6.
  5. Vgl.: L. Ferdinand Dieffenbach: Graf Franz zu Erbach-Erbach. Ein Lebens- und Culturbild aus dem Ende des XVIII. und dem Anfange des XIX. Jahrhunderts. Darmstadt 1879; Eduard G. Anthes: Die Antiken der Gräflich Erbach-Erbachischen Sammlung zu Erbach i[m] O[denwald]. Darmstadt 1885.
  6. Titel erwähnt: Ernst Eckstein (Hrsg.): Humoristischer Hausschatz für’s deutsche Volk. NF 6. Bd. Leipzig o.J., S. 186.

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