Walter Heringlake

Walter Heringlake
Walter Heringlake

Walter Heringlake (* 7. März 1901 in Siegen; † 23. September 1969 ebenda) war ein deutscher Politiker (NSDAP).

Inhaltsverzeichnis

Private und politische Biografie

Nach der Volksschule besuchte Walter Heringlake von 1915 bis 1917 die Fachschule für Eisen- und Stahlindustrie. Anschließend arbeitete er in der Eisenindustrie. 1925 machte er sich mit einer Kohlengroßhandlung selbständig. Im selben Jahr trat er der NSDAP bei, in der er von 1934 bis 1939 der Gauinspekteur Siegerland-Wittgenstein war. Von 1936 bis 1941 gehörte er dem politisch bedeutungslosen nationalsozialistischen Reichstags für den Wahlkreis 18 (Westfalen Süd) an.

1939 erwarb Heringlake gemeinsam mit einem weiteren Parteigenossen im Zuge der "Arisierung" das Glühlampenwerk „Merkur“ in Soest.

Der jüdische Eigentümer Julius Rosenthal war in die Schweiz geflohen, wo er infolge der Ereignisse 1939 starb.[1] Heringlake und sein späterer Kompagnon wurden umgehend aktiv. Sie stützten sich dabei auf die am 3. November 1938 erlassene Verordnung über den Einsatz jüdischen Vermögens, die bei Nichteinigung mit dem jüdischen Eigentümer den raschen Zwangsverkauf durch einen behördlichen "Treuhänder" vorsah. Den Kaufvertrag stellten die beiden Interessenten so, dass das Eigentum bereits übergegangen war, bevor der Kaufpreis zu entrichten war, so dass sie unter Einsatz nur geringer Eigenmittel den Kaufpreis weitestgehend aus dem Verkauf von Wertpapieren der Firma begleichen konnten. Da das Unternehmen "sehr gut florierte", hatte es "einen scharfen Ringkampf" unter den Interessenten gegeben, in dessen Verlauf ein eng an die zwei Erwerber herangerückter Konkurrent unter einem Vorwand inhaftiert worden war, so dass er aufgab. Noch im Jahr des Erwerbs beendete Heringlake nach interner Parteikritik an dem Firmenerwerb seine Tätigkeit als Gauinspekteur.

Heringlake war "Alter Kämpfer“ und Träger des Ehrenzeichens „Alte Garde“.

Nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus wurde er von der Britischen Militärregierung als ns-belastet interniert (1945-1947) und im Anschluss provisorisch in die Entnazifizierungskategorie III ("minderbelastet") eingeordnet. Im anschließenden lokalen Verfahren wurde er demgegenüber in die günstigste Kategorie (V = "entlastet") eingestuft. Heringlake hatte erklärt, einer - bis heute unbekannten - "Widerstandsbewegung" angehört zu haben und vom "sicheren Tod" bedroht gewesen zu sein, was der Ausschuss von ihm übernahm. Er sah ihn ihm einen "Idealisten", weil er schon so früh der NSDAP beigetreten sei: da habe sich die Partei noch "in einem anständigen Rahmen" bewegt. Während ihn der Vorsitzende der IG Metall als "Verbrecher" beschrieb, standen der nationalsozialistische Alt-Oberbürgermeister Alfred Fissmer und der sozialdemokratische Regierungspräsident Fritz Fries an Heringlakes Seite. Fries unterstützte Heringlakes Behauptung, nach dem Novemberpogrom in Siegen nur auf Drängen anderer im Amt geblieben zu sein, nämlich um Schlimmeres zu verhüten. Er halte Heringlake auch nicht für einen Nutznießer. Dieser habe sich um das erworbene Glühlampenwerk vielmehr "außerordentlich verdient" gemacht.[2]

Das Eigentum an der Soester Glühlampenfirma hatte Heringlake an den Erben von Julius Rosenthal zurückgeben müssen. Dafür erhielt eine Abfindung von 125.000 DM.

Heringlake widmete sich nun ausschließlich seinen gesellschaftlichen und seinen weiteren geschäftlichen Unternehmungen und Aktivitäten. Er wurde Mitbegründer und Geschäftsführer der Siegener Heizölhandelsgesellschaft und Geschäftsführer der Berleburger Filiale der regional bedeutenden Blechwarenfabrik Bertram Müller GmbH (Weidenau). Der Inhaber war sein Jagdgenosse und vormalige Parteigenosse, der frühere Kreisjägermeister Wittgenstein Bertram Müller. 1952 war Heringlake Schützenkönig seines Siegerländer Heimatdorfs.[3]

Einzelnachweise

  1. Siehe: Reimer Möller, „Merkur“ – Das gute Licht von Soest, in: Birgit Bedranowsky/Wilhelm Becker (Hrsg.), Ein Jahrhundert öffentliche Stromversorgung in Soest 1899-1999 (Soester Beiträge zur Geschichte von Naturwissenschaften und Technik, H. 7), Soest 1999, S. 153-168; Gerhard Köhn unter Mitarbeit von Dirk Elbert, Die jüdische Gemeinde Soest. Ihre Mitglieder von 1700 bis zur Vertreibung und Ermordung im Dritten Reich, Soest 1993, S. 269.
  2. Ulrich Friedrich, Opfermann, Siegerland und Wittgenstein im Nationalsozialismus. Personen, Daten, Literatur, Siegen 2001, 2. Aufl., S. 2229; ders., „Mit Scheibenklirren und Johlen“. Juden und Volksgemeinschaft im Siegerland und in Wittgenstein im 19. und 20. Jahrhundert, Siegen 2009, S. 135.
  3. Alle Angaben, wenn nicht anders belegt, nach: Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, NW 1.049-3.804 (= Entnazifizierungsakte); Westfälische Rundschau, 31. März 1949; Dieter Helmes, Aufbau und Entwicklung der NSDAP im Siegerland vor der Machtübernahme, Siegen 1974, S. 136; Dieter Pfau, „Christenkreuz und Hakenkreuz“. Siegen und Siegerland am Vorabend des „Dritten Reiches“, Bielefeld 2000; Ulrich Friedrich, Opfermann, Siegerland und Wittgenstein im Nationalsozialismus. Personen, Daten, Literatur, Siegen 2001, 2. Aufl., S. 2229; ders., „Mit Scheibenklirren und Johlen“. Juden und Volksgemeinschaft im Siegerland und in Wittgenstein im 19. und 20. Jahrhundert, Siegen 2009, S. 132-135.

Literatur

  • Joachim Lilla/Martin Döring (Bearb.): Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933-1945, Droste Verlag, Düsseldorf 2004. ISBN 3-7700-5254-4
  • Ulrich Friedrich Opfermann, Mit Scheibenklirren und Johlen“. Juden und Volksgemeinschaft im Siegerland und in Wittgenstein im 19. und 20. Jahrhundert, Siegen 2009
  • Erich Stockhorst: 5000 Köpfe – Wer war was im Dritten Reich, Arndt, Kiel 2000. ISBN 3-88741-116-1

Weblinks


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