Hermann Ley

Hermann Ley

Hermann Ley (* 30. November 1911 in Leipzig; † 24. November 1990 in Dresden) war ein Berliner Philosophiehistoriker mit u.a. den Forschungsschwerpunkten Wissenschaftsphilosophie und Geschichte des Atheismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ley wurde 1911 als Sohn eines Zahnarztes geboren. Er wurde mit 16 Jahren bereits Mitglied der Jungsozialisten, war zunächst Mitglied der SPD, 1930 dann der KPD, deren Leipziger Kulturabteilung er 1945 leitete. Er studierte Zahnmedizin in Leipzig, leitete dort eine kommunistische Studentengruppe, war Mitglied des Nationalkomitee Freies Deutschland und wurde 1944 an der medizinischen Fakultät promoviert. Ley war während der Zeit des Nationalsozialismus mehrmals inhaftiert, zuletzt 45 Monate lang verurteilt, 1945 entfloh er in Leipzig der Polizeihaft. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete er als Sanitätsoffizier, danach arbeitete er beim Mitteldeutschen Rundfunk als Kommentator, 1947 wurde er stellvertretender Chefredakteur der Leipziger Zeitung. 1948 habilitierte er sich an der Universität Leipzig in Philosophie. Am 1. Dezember 1948 wurde er Professor für Theoretische Pädagogik, ab 1950 ebenda für dialektischen und historischen Materialismus, ein neu eingerichteter Lehrstuhl, und lehrte dann in Dresden bis 1956. Er war vom 1. August 1956 bis 1962 Vorsitzender des Staatlichen Rundfunkkomitees der DDR. Er wurde 1959 Professor für Philosophische Probleme der modernen Naturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, lehrte dort bis zu seiner Emeritierung und war zeitweise auch Direktor des Instituts für Philosophie.

Werk

Am bekanntesten ist Ley für seine Arbeiten zur Geschichte des Materialismus und Atheismus, ferner zur Wissenschaftsphilosophie und auch zur interkulturellen, insb. arabischen Philosophie. Schon seine erste Monographie behandelt Avicenna. 1964 schrieb Tayyib Tīzīnī bei ihm eine Magisterarbeit über den Materiebegriff, dann 1968 eine Promotion über den „Begriff des arabischen Erbes“.[1] Einige seiner Forschungsthesen gelten heute widerlegt, etwa im Bereich mittelalterlicher Philosophie etliche seiner Thesen zu Meister Eckhart.[2]

Werke (Auswahl)

  • Avicenna, 1953
  • Studie zur Geschichte des Materialismus im Mittelalter, 1957
  • Geschichte der Aufklärung und des Atheismus, 5 vols., 1966
  • Technik und Weltanschauung. Einige philosophische Konsequenzen der wissenschaftlich-technischen Revolution, 1969
  • Kritische Vernunft und Revolution. Zur Kontroverse zwischen Hans Albert und Jürgen Habermas, 1971
  • Dialektik, Gesetz, Kosmos. Zur Aktualität von Friedrich Engels 'Dialektik der Natur', 1976
  • Atheismus, Materialismus, Politik, 1978
  • Vom Bewußtsein zum Sein. Vergleich der Geschichtsphilosophien von Hegel und Marx, 1982

Literatur

  • Hubert Laitko: In memoriam Hermann Ley, in: Hans-Christoph Rauh, Peter Ruben (Hgg.): Denkversuche: DDR-Philosophie in den 60er Jahren, Forschungen zur DDR-Gesellschaft, Ch. Links Verlag 2005, ISBN 3861533596, 367-378. (und andere Beiträge in diesem Band passim).
  • Ders.: Reflexionen über Karl-Friedrich Wessel, Hermann Ley und die List der Geschichte, in: F. Kleinhempel, A. Möbius, H.-U. Oschinka, M. Waßermann (Hgg.): Die Biopsychosoziale Einheit Mensch - Begegnungen. Festschrift für Karl-Friedrich Wessel, Kleine-Verlag, Bielefeld 1996, S. 348-353.
  • Siegfried Wollgast: Hermann Ley als Philosophiehistoriker, in: Klaus Mylius, Lars Göhler (Hgg.): Indische Kultur im Kontext, Beiträge zur Indologie 40, Harrassowitz, Wiesbaden 2005, S. 427-454, ISBN 3447052074.

Einzelnachweise

  1. Gedruckt in gekürzter Fassung: Die Materieauffassung in der islamisch-arabischen Philosophie des Mittelalters, Berlin 1972.
  2. Ausführlich aufgearbeitet u.a. bei Karl Albert: Meister Eckharts These vom Sein. Untersuchungen zur Metaphysik des „Opus tripartitum“. Universitätsverlag, Saarbrücken 1976.

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