Hermann Lindner

Hermann Lindner

Hermann Lindner (* 11. Juli 1934 in Leipzig; † 9. November 2000 in Stralsund) war ein deutscher Maler und Grafiker. Seine selbstgesetzte Aufgabe formulierte er kurz vor seinem Tode mit der "Überwindung des Naturalistischen zur Form hin".

Inhaltsverzeichnis

Leben

Aufgewachsen in Stralsund, absolvierte er zunächst eine Malerlehre im väterlichen Betrieb mit anschließendem Meisterabschluss. 1953 ging er an die Fachschule für angewandte Kunst Heiligendamm und 1956 von dort weiter an die Kunstakademie Stuttgart. Sein entscheidender Lehrer wurde der Maler Manfred Henninger. Neben dessen Arbeitsweise aus dem Naturerleben heraus, beschäftigte er sich mit den Konzepten Willi Baumeisters, die ihn zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den elementaren Mitteln der Kunst führten. Anreger wurden außerdem vor allem die großen Franzosen des Jahrhunderts: Paul Cézanne, Henri Matisse, Georges Braque und Pablo Picasso. Als Student musste er bereits 1957 wegen des plötzlichen Todes des Vaters auf Wunsch der Familie das Malergeschäft übernehmen. Der Versuch, vier Jahre später die Studien fortzusetzen scheiterte, nachdem er gemeinsam mit seiner späteren Frau bei einem Fluchtversuch an der innerdeutschen Grenze festgenommen worden war. Es folgten zwei Jahre Haft im Gefängnis der Staatssicherheit in Magdeburg, dann die Rückkehr nach Stralsund und der Entzug der Gewerbeerlaubnis. 1964 heiratete er Gerlind Lange. Es gelang ihm, die Aufnahme in den Verband Bildender Künstler der DDR, Grundlage einer freiberuflichen Existenz als Maler und Grafiker in der DDR, zu erreichen. Nach der Geburt zweier Söhne hielt er die Familie mit Restaurierungsarbeiten finanziell über Wasser.

1976 nahm er an einem Pleinair in Bulgarien teil und entwickelte vor der Natur seine expressive, dabei zugleich stark reduzierende Formensprache, die er bis zum Lebensende weiter entwickelte. Seit 1980 erhielt er immer wieder Aufträge für Glasfenstergestaltungen.

1989, mitten in der euphorisch erlebten Wende, starb die Ehefrau. Nach verschiedenen Reisen in ganz Europa begann er Anfang der 1990er Jahre sein altes Bürgerhaus zu einem Haus der Kunst umzubauen. Die "HanseGalerie" zog ein. Die Vorhaben wurden jedoch durch schwere Krankheiten unterbrochen. 1998 musste er sich einer Herztransplantation unterziehen. Einen letzten Auftrag, die großen Bildtafeln zu den Vier Jahreszeiten, konnte er kurz vor seinem Tod noch fertigstellen.

Werke

Das Werkverzeichnis zwischen 1955 und 2000 umfasst ca. 1200 Gemälde, Grafiken und Zeichnungen. Dazu kommen Arbeiten im öffentlichen Raum: großformatige Wandmalereien in Stralsund, Rostock und Grimmen, Glasfenster in einem Jugendzentrum in Stralsund und in Kirchen in Torgelow, Krummin, Peenemünde, Calberlah und Dörverden.

Einzelausstellungen

  • 1978 Kunsthalle Rostock (Katalogheft)
  • 1983 Galerie am Sachsenplatz, Leipzig (mit ONH)
  • 1985 Kulturhistorisches Museum Stralsund (Katalogheft)
  • 1988 Galerie Unter den Linden, Berlin
  • 1990 Bundesbahndirektion, Hannover
  • 1990 Schloss Bevern, Holzminden (Faltblatt)
  • 1992 Ausstellungszentrum der Universität, Greifswald (Katalog)
  • 1993 Galerie Wolnin, Dortmund
  • 1993 Städtisches Museum, Zwickau
  • 1995 Kulturhistorisches Museum, Stralsund
  • 2001 Kunsthalle Rostock (Katalog)
  • 2002 Kulturhistorisches Museum, Stralsund

Literatur

  • Hermann Lindner. Malerei, Katalog Universität Greifswald, 1991
  • Hermann Lindner, bis zum fünften Berg, Katalog Kunsthalle Rostock, 2001

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lindner — Geotrac Lindner est un constructeur de matériel agricole Autrichien dont le siège est à Kundl au Tyrol. Cette entreprise appartient à la famille Lindner. Historique Descendant d’une famille d’agriculteurs de montagne forte de 15 membres, Ing.… …   Wikipédia en Français

  • Lindner (Landmaschinenhersteller) — Lindner Logo Das Lindner Traktorenwerk GesmbH ist ein österreichisches Familienunternehmen mit Sitz in Kundl und produziert seit 1948 Traktoren und Transporter für die Berg und Grünlandwirtschaft sowie für den Forst und Kommunaleinsatz. Lindner… …   Deutsch Wikipedia

  • Lindner (Familienname) — Lindner ist ein Familienname, der in ganz Deutschland (besonders häufig im Südosten), in Österreich und seltener in der Schweiz vorkommt. Herkunft und Bedeutung Ländlicher Wohnstättenname: Ableitung von dem Baum Linde, wie z. B. in „An der Linde“ …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Eppenhoff — (* 19. Mai 1919 in Wanne; † 10. April 1992 in Gelsenkirchen) war ein deutscher Fußballspieler und Trainer. Er gewann als Spieler vom FC Schalke 04 in den Jahren 1939, 1940 und 1942 die Deutsche Meisterschaft und spielte dreimal in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Florstedt — (1895 1945) est un colonel SS[1] de la Seconde Guerre mondiale, commandant du camp de Majdanek. Biographie Hermann Florstedt naît le 18 février 1895 à Bitche, en Lorraine, où son père est militaire. Il suit sa scolarité à Eisleben et s engage… …   Wikipédia en Français

  • Hermann I. (Bamberg) — Hermann I. († 26. Juni 1084 in Münsterschwarzach) war Bischof von Bamberg von 1065 bis 1075. Inhaltsverzeichnis 1 Ernennung 2 Umstände der Absetzung 3 Politik …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Scholliner — OSB (* 15. Januar 1722 in Freising; † 16. Juli 1795 in Welchenberg) war Benediktiner im bayerischen Kloster Oberalteich und Professor der Dogmatik an den Universitäten in Salzburg und Ingolstadt. Biographie Sebastian Anton Scholliner legte 1738… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Oxfort — (* 27. Oktober 1928 in Erfurt; † 8. August 2003 in Berlin) war ein deutscher Politiker (FDP). Der Rechtsanwalt war in den 1970er und 1980er Jahren Bürgermeister von Berlin und Senator für Justiz. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Ausbildung und… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Kletke — (* 14. März 1813 in Breslau; † 2. Mai 1886 in Berlin) war ein deutscher Lyriker, Schriftsteller und Publizist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Vossische Zeitung 1.2 Multikulturelle Märchen …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Wolfgang von Waltershausen — Hermann Wolfgang Sartorius Freiherr von Waltershausen (* 12. Oktober 1882 in Göttingen; † 13. August 1954 in München) war ein deutscher Komponist, Dirigent, Musikpädagoge und Musikschriftsteller. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Kompositorisches… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”