Hermann Kletke

Hermann Kletke

Hermann Kletke (* 14. März 1813 in Breslau; † 2. Mai 1886 in Berlin) war ein deutscher Lyriker, Schriftsteller und Publizist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kletke war der Sohn eines Breslauer Rechtsanwalts. Schon als Gymnasiast dichtete er und war gelegentlicher Mitarbeiter Breslauer Zeitungen. Er studierte und promovierte an der Universität Breslau. Seit 1838 war er Mitglied des Corps Borussia Breslau.[1]

Vorübergehend hielt sich Kletke in Wien auf, wo er zum Freundeskreis von Nikolaus Lenau gehörte. Von der österreichischen Zensur vertrieben, ging nach Berlin, wo ihn Eduard Hitzig in den Montagsclub einführte.

Vossische Zeitung

Der Musikkritiker Ludwig Rellstab empfahl Kletke 1838 der »Vossischen Zeitung«. Bei diesem wohl wichtigsten Blatt des Berliner Bürgertums wurde Kletke zunächst Redakteur, 1849 zusammen mit Otto Lindner Gestalter des politischen Hauptteils. Von 1867 bis 1880 war Kletke Chefredakteur der Zeitung. Danach übergab er die Leitung an Friedrich Stephany, blieb aber bis einen Tag vor seinem Tod am 2. Mai 1886 nominell Redaktionsmitglied. In seinen letzten Arbeitsjahren widmete sich Kletke vor allem der Sonntagsbeilage.

Multikulturelle Märchen

Als Jugendschriftsteller sorgte K. vor allem dafür, dass ältere Stoffe der deutschen und der klassischen Dichtung jungen Lesern in Prosafassungen zugänglich gemacht wurden. Mit seinen »Märchen am Kamin« lieferte er ein Pendant zu der damals erfolgreichsten Märchensammlung von Richard Volkmann-Leander »Träumereien an französischen Kaminen« (1871). In der Herderschen Tradition steht Kletkes Sammlung »Märchensaal der Völker« (1844/45), die ebenso wie seine Bearbeitung der Rübezahl-Sagen (1882) Eigenarten von Kletkes schlesischer Heimat festhält. Eine vielsprachige Kulturenmischung war Kletkes Wunschbild.

Als Herausgeber tat sich Kletke vor allem mit »Geistliche Blumenlese aus deutschen Dichtern« (1839), »Buch der Reisen« (1852) und der Sammlung von »Natur- und Sittenbildern« (1861) hervor.

Als liberaler Denker und meinungsbildender Publizist war Kletke ein beliebter Ansprechpartner für viele Berliner Persönlichkeiten. Sein langjähriger Kontakt zu Theodor Fontane ist aufgrund der Herausgabe ihrer Korrespondenz (1969) als Zeitdokument von Bedeutung.

Werke

  • Gedichte, 1836
  • Geistliche Blumenlese aus deutschen Dichtern, 1839
  • Die Fabeln des 18. und 19. Jahrhunderts, 1841
  • Märchensaal aller Völker, 1844/1845
  • Handbuch zur Geschichte der neueren deutschen Literatur, 1845
  • Kinderlieder, 1848
  • Märchen meiner Großmutter, 1851
  • Lied und Spruch. Neue Gedichte, 1853
  • Deutschlands Dichterinnen, 1854
  • Alexander von Humboldt. Reisen in Amerika und Asien. Eine Darstellung seiner wichtigsten Forschungen, 1854–1856
  • Ein Märchenbuch, 1854
  • Die drei Könige von Jerusalem, 1868
  • Kreuz und Halbmond, 1868
  • Ein neues Märchenbuch, 1869
  • Märchen am Kamin, 1871
  • Buntes Leben, gesammelte Erzählungen für die Jugend 1878
  • Die Kinderwelt in Märchen und Liedern, 1881
  • Der neue Kinderfreund. Hrsg. von Hermann Kletke.

Literatur

  • Ludwig Julius Fränkel: Kletke, Hermann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 51, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 213–216.
  • Ludwig Julius Fränkel: Kletke, Hermann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 51, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 518. (Ergänzung)
  • K. L. Leimbach: Die deutschen Dichter der Neuzeit und Gegenwart, 1889, 481-490
  • Arend Buchholtz: Die Vössische Zeitung. Geschichtlicher Rückblick auf drei Jahrzehnte, 1904
  • H. Sommerfeld: Theodor Fontane und Hermann Kletke, in: Zeitschrift des Vereins für die Geschichte Berlins 57, 1940
  • Koschs Deutsches Literaturlexikon, Bd. 8, Sp. 1319-1320

Einzelnachweise

  1. Kösener Korps-Listen 1910, 29, 180

Weblinks


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