Hermann Rüdiger

Hermann Rüdiger

Hermann Rüdiger (* 30. Mai 1889 in Hamburg; † 26. März 1946 in Ludwigsburg)[1] war ein deutscher Geologe und Polarforscher und als Nationalsozialist ab 1941 Leiter des Deutschen Ausland-Instituts in Stuttgart.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hermann Rüdiger war der Sohn des Hamburger Historikers Otto Rüdiger. Nach Abschluss der Gelehrtenschule des Johanneums studierte Rüdiger Geschichte und Geologie und promovierte 1912 an der Universität Rostock.

Als Geologe gehörte er zur Besatzung des Schiffes Herzog Ernst, das 1912 eine Nordpolarmeer-Expedition unter der Führung von Herbert Schröder-Stranz und Kapitän Alfred Ritscher unternahm. Von den 15 Besatzungsmitgliedern überlebten nur sieben, darunter auch Christopher Rave und Hermann Rüdiger. Rüdiger wurde von Rave bei vollem Bewusstsein ein Fuß amputiert.

1923 wurde er Mitarbeiter des Deutschen Ausland-Instituts (DAI) in Stuttgart. 1922 nahm er den vom Grazer Geographen Robert Sieger eingeführten Begriff Donauschwaben für das Deutschtum im pannonischen Raum auf und verbreitete ihn.[2] Bei der Nationalsozialistischen „Machtergreifung“ im DAI sorgte er zwar für den Rauschmiss seines langjährigen Geschäftsführers Fritz Wertheimer als Juden, doch erhielt er nur die Schriftleitung der DAI-Zeitschrift „Der Auslanddeutsche“. Der „im Volkstumskampf bewährte“ Siebenbürger Sachse Richard Csaki wurde Geschäftsführer.

1934 erhielt Rüdiger einen Lehrauftrag als Dozent an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim.[1]. 1940 wurde ihm die Leitung des Geographischen Instituts der TU Stuttgart übertragen.

Hermann Rüdiger entwickelte sich zum überzeugten Antisemiten und wurde Nationalsozialist, in der SA hatte er zuletzt den Rang eines SA-Brigadeführers (General)[3]. Ab 1941 leitete er das Deutsche Ausland-Institut. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er im Herbst 1945 verhaftet und von den US-amerikanischen Streitkräften im Internierungslager Ludwigsburg interniert. Dort starb er unter ungeklärten Umständen.[4]

Schriften

  • Die Sorge-Bai: Aus den Schicksalstagen der Schröder-Stranz-Expedition, 46 Bilder und 5 Tafeln nach Zeichnungen und photographischen Aufnahmen Christopher Raves, Reimer, Berlin 1913, Nachdruck: Edition Fines Mundi, Saarbrücken 2007
  • Deutschlands Anteil an der Lösung der polaren Probleme: Ein Beitrag zur Geschichte der Polarforschung, Rieger, München 1912 und Boysen, Hamburg 1913, zugleich Inauguraldissertation Universität Rostock
  • Vilhjálmur Stefánsson, Neuland in Norden. Die Bedeutung der Arktis für Siedlung, Verkehr und Wirtschaft der Zukunft. Deutsche Bearb. von Hermann Rüdiger.Leipzig, Brockhaus 1928.
  • Das Deutschtum an der mittleren Donau (Ungarn, Südslavien, Rumänien). 2. erg. Aufl. München 1927.
  • Die Donauschwaben in der südslawischen Batschka. Schriften d. Dt. Ausland-Inst. Stuttgart. Ausland u. Heimat : Stuttgart 1931

Literatur

  • Ernst Ritter: Das Deutsche Ausland-Institut in Stuttgart: 1917-1945; ein Beispiel deutscher Volkstumsarbeit zwischen den Weltkriegen, Steiner, Wiesbaden 1976, ISBN 3-515-02361-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Johannes H. Voigt (Hrsg.): Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Universität Stuttgart: Beiträge zur Geschichte der Universität, DVA 1979, ISBN 9783421019370, S. 300
  2. Edgar Hösch, Karl Nehring, Holm Sundhaussen, Konrad Clewing: Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, Südost-Institut, München, S. 201
  3. Ernst Ritter, Das Deutsche Ausland-Institut in Stuttgart, S. 74
  4. Frank Thadeusz: Harakiri im Polarmeer, in: Spiegel online - Eines Tages vom 5. April 2008, abgerufen am 15. August 2010

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rüdiger — ist ein männlicher Vorname. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Bedeutung des Namens 2 Bekannte Namensträger 2.1 Vorname 2.2 Familienname …   Deutsch Wikipedia

  • Rüdiger Krüger — mit einer Wiedenbrücker Skulptur. Rüdiger Krüger (* 12. Dezember 1951 in Darmstadt) ist ein deutscher (Alt)Germanist, Literat, Bildungs und Kulturmanager. Er lebt und arbeitet in Rheda Wiedenbrück. Seine literarischen Schriften veröffentlicht er… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Eppenhoff — (* 19. Mai 1919 in Wanne; † 10. April 1992 in Gelsenkirchen) war ein deutscher Fußballspieler und Trainer. Er gewann als Spieler vom FC Schalke 04 in den Jahren 1939, 1940 und 1942 die Deutsche Meisterschaft und spielte dreimal in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Rüdiger Zimmermann — Rüdiger Wolfgang Zimmermann (* 22. Oktober 1946 in Aalborg) ist ein deutscher Historiker und wissenschaftlicher Bibliothekar. Er war von 1996 bis 2011 Leiter der Bibliothek der Friedrich Ebert Stiftung Bonn. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3… …   Deutsch Wikipedia

  • Rüdiger von Müner — Rüdiger von Müner, auch Rüdiger von Münner, Rüdiger von Munre, Rüdiger von Monre (Ende des 13. erste Hälfte des 14. Jahrhunderts) war ein deutscher Dichter des Spätmittelalters. Über sein Leben ist wenig bekannt. Wahrscheinlich stammt Müner… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Scheller — (* getauft 13. Mai 1637 in Braunschweig; † begraben 27. Mai 1687 ebenda[1]) war ein Holzbildhauer in Braunschweig. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Rüdiger Abramczik — (born February 18, 1956 in Gelsenkirchen Erle) is a former German football player and coach, best known for his ability to cross the ball ( Flankengott ).Abramczik, whose younger brother Volker later become also a professional footballer for… …   Wikipedia

  • Rüdiger Schmidt-Grépály — (* 13. Juli 1952 in Bad Oldesloe, Schleswig Holstein) ist ein deutscher Philosoph und Leiter des Kollegs Friedrich Nietzsche der Klassik Stiftung Weimar.[1] Inhaltsverzeichnis 1 Forschung und akademische Laufbahn 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Hofmeister — Hermann Louis Karl Hofmeister (* 17. Mai 1878 in Hannover; † 26. Juli 1936 in Braunschweig) war ein antisemitischer deutscher Lehrer, Historiker und Archäologe. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Rassist und Antisemit …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Köhler — (* 12. Januar 1950 in Niedermarsberg, Sauerland) ist ein ehemaliger deutscher Leichtathlet und Olympiateilnehmer, der in den 1970er Jahren für die Bundesrepublik startend ein erfolgreicher 400 Meter Läufer war. Bei Leichtathletik… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”