- Hugh de Puiset
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Hugh de Puiset, auch Hugh de Pudsay genannt (franz: Hugues du Puiset; * vor 1128; † 3. März 1195), war ein Bischof von Durham und Earl of Northumbria. Er war ein Sohn des französischen Burgherrn Hugo III. von Le Puiset und der Agnes von Blois.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sein Vater war eine führende Persönlichkeit in einer Fronde gegen König Ludwig VI. von Frankreich und musste deshalb im heiligen Land sein Exil nehmen. Offenbar wuchs Puiset im Umfeld der Familie seiner Mutter auf, die aufgrund verwandtschaftlicher Bande mit dem englischen Königshaus ihren Interessensschwerpunkt auf die britische Insel legte. Seinem Onkel, Bischof Heinrich von Winchester, diente Puiset zunächst als Archidiakon, in den folgenden Jahren wurde er ebenfalls Archidiakon und Schatzmeister der Erzdiözese York. Im Jahr 1135 bemächtigte sich ein weiterer Onkel, Stephan von Blois, des englischen Throns.
Von seiner Verwandtschaft protegiert wurde Puiset 1153 zum Bischof von Durham gewählt, geriet darüber aber in einen Konflikt mit dem Erzbischof von York, Henry Murdac, welcher die Wahl nicht anerkennen wollte. Allerdings erhielt Puiset im Dezember 1153 von Papst Anastasius II. die anerkennende Bischofsweihe. Sein Sprengel lag in der Grafschaft Northumbria, die sich damals im Besitz des schottischen Königs Malcolm IV. befand. Im Folgejahr starb König Stephan und dessen Konkurrent Heinrich II. Plantagenet bestieg den Thron. Zu diesem pflegte Puiset ein distanziertes Verhältnis, auch nachdem Northumbria 1157 wieder an die englische Krone zurückerstattet werden musste. Während der Revolte des jungen Königs Heinrich (1173–1174) verhielt sich Puiset nach außen weitgehend neutral, gewährte aber der Invasion Wilhelms I. von Schottland im Norden Englands freien Durchzug durch sein Kirchengebiet und nahm ein Kontingent flämischer Ritter unter seinem Neffen Hugo IV. von Le Puiset auf. Dafür entzog ihm König Heinrich II. später einige seiner Burgen und ließ die von Northallerton schleifen.
Durch die Vakanz des Erzbistums York seit 1181 avancierte Puiset zum mächtigsten Kirchenfürsten Nordenglands. Beim Herrschaftsantritt von Richard Löwenherz, 1189, kaufte er sich das Sheriffamt von Northumbria und erhielt wegen seiner aktiven Unterstützung zur Vorbereitung des dritten Kreuzzuges die Belehnung mit der Grafschaft Northumbria. Von König Richard wurde Puiset zudem gemeinsam mit William de Mandeville, 3. Earl of Essex, zum Co-Justiciar für England bestimmt. Mandeville starb aber noch im Jahr 1189, worauf Wilhelm von Longchamp ihn ersetzte. Mit diesem geriet Puiset in Kompetenzstreitereien, weshalb er bei der Abwesenheit des Königs auf dem Kreuzzug umgehend in einen Machtkampf mit ihm geriet. Nachdem er im April 1190 in die Gefangenschaft Longchamps geriet, musste er sein Earldoom aufgeben und mehrere Burgen ausliefern. 1191 wurde weiterhin mit dem Königsbruder Geoffrey ein neuer Erzbischof für York vom Papst ernannt, dem sich Puiset fortan unterstellen musste. Aber als 1193 Prinz John gegen die von seinem Bruder eingesetzte Regierung revoltierte, verhielt sich Puiset loyal gegenüber Longchamp und unterstützte den Kampf gegen den Prinzen.
Puiset war über vierzig Jahre lang einer der führenden Kirchenfürsten Englands und hatte sich als Bauherr verdient gemacht. In Durham baute er eine zweite Steinbrücke (Elvet Bridge) und erweiterte die Kathedrale von Durham um die Galiläa-Kapelle. Weiter baute er die Burg von Durham aus und ersetzte die hölzernen Befestigungen von Norham durch eine Steinburg.
Familie
Hugh de Puiset war seiner Zeit für sein skandalöses Privatleben bekannt. Er hatte mehrere Mätressen, von denen Adelisia de Percy die bekannteste war, die wiederum eine uneheliche Tochter des Barons William de Percy war. Sie hatten mindestens zwei Söhne:
- Henry de Puiset: nahm am vierten Kreuzzug teil und starb um 1222 in England
- Hugh de Puiset: von 1179 bis 1185 Kanzler des französischen Königs Philipp II. August
Siehe auch: Haus Le Puiset
Wissenswertes
Im Tausch für das Rittergut Hertburn (bei Stockton-on-Tees) gab Hugh de Puiset dem vormaligen Besitzer William ein Stück Land bei der Ortschaft Wessyngton. Festgehalten wurde dieses Tauschgeschäft im Bolden Book, einem Grundbuch des Bischofs, das im Jahr 1183 zusammengefasst wurde. William de Hertburn baute in Wassyngton ein Herrenhaus (Old Hall) und benannte sich und seine Nachkommen nach dem neuen Familiensitz. Dadurch wurde die Familie Washington begründet, deren berühmtester Angehöriger der erste US-Präsident George Washington war.
Literatur
- Geoffrey V. Scammell: Hugh du Puiset, Bishop of Durham. University Press, Cambridge 1956.
- David Austin (Hrsg.): Boldon Book [the Domesday Book of the North]. Northumberland and Durham. Phillimore, Chichester 1982, ISBN 0-85033-448-9.
Vorgänger Amt Nachfolger Laurentius Bischof von Durham
1153–1195Philipp von Poitou Krondomäne Earl of Northumbria
1189–1190Krondomäne Kategorien:- Römisch-katholischer Bischof (12. Jahrhundert)
- Bischof von Durham
- Earl (Northumbria)
- Haus Le Puiset
- Geboren im 12. Jahrhundert
- Gestorben 1195
- Mann
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