Humboldt-Schule (Erfurt)

Humboldt-Schule (Erfurt)
Humboldt-Schule Erfurt
Schulform Grundschule
Gründung 1889
Ort Erfurt
Land Thüringen
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 58′ 41,4″ N, 11° 2′ 20,4″ O50.97816944444411.038991666667Koordinaten: 50° 58′ 41,4″ N, 11° 2′ 20,4″ O
Träger Stadt Erfurt
Das erste Schulhaus Collegium Maius

Die Humboldt-Schule ist eine 1879 gegründetes ehemaliges Realgymnasium in Erfurt. Seit 1991 wird sie als Grundschule geführt.

Inhaltsverzeichnis

Lage

In der Erfurter Innenstadt, Juri-Gagarin-Ring 126.

Geschichte

Die Schule wurde am 17. April 1879 als höhere Bürgerschule gegründet und bezog zunächst das Collegium Maius, das alte Hauptgebäude der ehemaligen Erfurter Universität. Aufgrund schnell wachsender Schülerzahlen im Zuge der industriellen Entwicklung Erfurts in der Gründerzeit erwies sich das Gebäude bald als zu klein und ungeeignet, so dass ein Neubau am damaligen Krämpferring geplant wurde. Er wurde am 20. Oktober 1909 als die „Städtische Oberrealschule“ seiner Bestimmung übergeben und bot 800 Schülern Platz. Der Neubau verfügte über eine auch im heutigen Vergleich exzellente grundlegende Ausstattungen für die naturwissenschaftlichen Fächer, eine Sternwarte, Werkstätten wie Tischlerei, Schlosserei und Schmiede, eine Sporthalle mit entsprechenden Geräten zur Körperertüchtigung, eine Bücherei sowie als Prunkstück eine große Aula mit Konzertflügel und Orgel.

Der Schuleneubau von 1909 vor der Zerstörung

Zur 50-Jahr-Feier der Städtischen Oberrealschule wurde sie in Würdigung der Lebensarbeit der Brüder Wilhelm von Humboldt und Alexander von Humboldt am 17. April 1929 „Humboldt–Schule“, genannt.

Nach der Machtergreifung 1933 unterstützte die Schule in besonderem Maße den Nationalsozialismus. So wurden im Zuge der Novemberpogrome 1938 in ihr 197 verhaftete jüdische Männer zusammengetrieben und von dort in das KZ Buchenwald gebracht. Gegen Ende des 2. Weltkrieges wurde das Gebäude für Evakuierungs und Kriegszwecke benutzt. Am 19. Februar 1945 wurde die Humboldt-Schule bis auf den Ostflügel bei einem britischen Bombenangriff durch eine Luftmine völlig zerstört und elf Menschen, darunter vier Schüler der Brandwache, fanden dabei den Tod.[1]

Die Reste des Hauptgebäudes am Ring wurden in den folgenden Nachkriegsjahren abgerissen. Lediglich der noch in großen Teilen erhalten gebliebene Ostflügel wurde in den darauf folgenden Jahren wieder aufgebaut und wieder als Schule genutzt. Gleichzeitig folgte eine pädagogische Neuorientierung im Sinne des Sozialismus und mit weiterem Ausbau des naturwissenschaftlichem Schwerpunktes. Die Lehrstoffvermittlung bezog sich in Folge dessen vorrangig auf die Unterrichtsfächer Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Geschichte, Erdkunde, Deutsch, Gegenwartskunde, Englisch, Latein, Französisch, Russisch, Musik und Turnen. Experimentalunterricht in Chemie, Physik und Biologie bestimmten das Unterrichtsgeschehen. Der Religionsunterricht verschwand, da er als rein private Angelegenheit der religiösen Gemeinschaften betrachtet wurde. Die Unterdrückung alles Religiösen führte zum Beispiel dazu, dass der Musiklehrer und spätere Weimarer Hochschulprofessor Gert Frischmuth die Schule verließ, nachdem er erfahren hatte, dass er wegen seiner damaligen kirchenmusikalischen Aktivitäten gemaßregelt werden sollte. Im Zuge der Schulreform der DDR 1959 wurde die Schule eine der drei erweiterten Oberschulen Erfurts.

1991 wurde die Humboldt-Schule in ihrer bisherigen Form als naturwissenschaftliche Bildungsstätte zur Erreichung des Abiturs aufgelöst und die Einrichtungsgegenstände, Lehrmaterialien, Bücher und Modelle wurden größtenteils vernichtet. Seitdem wird die Schule als Grundschule 9, Humboldt-Schule weitergeführt.

Bekannte Schüler

Literatur

  • Volker Freche und Jürgen Zerull: Humboldtschule zu Erfurt 1879 – 2009 in: Thüringer Naturbrief 4. September 2008
  • Birgit Kummer: Humboldt im Namen, Erfurter Schule feiert heute 130-jähriges Gründungsjubiläum, Thüringer Allgemeine Erfurt vom 17. April 2009

Einzelnachweise

  1. Helmut Wolf: Erfurt im Luftkrieg 1939-1945. Glaux Verlag, Jena 2005, ISBN 3-931743-89-6, S.173

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