- Alexander Lang
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Alexander Lang (* 24. September 1941 in Erfurt) ist ein deutscher Regisseur und Schauspieler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Lang besuchte die Erfurter Humboldt-Schule, machte eine Lehre als Plakat- und Schriftmaler und arbeitete als Bühnentechniker. Von 1963 bis 1966 studierte er Schauspiel an der Staatlichen Schauspielschule in Berlin-Schöneweide, wo er 1966 in der Abschlussarbeit seines Studienjahrs, der Inszenierung von Peter Hacks’ Der Schuhu und die fliegende Prinzessin, mitwirkte.[1] Anschließend holte ihn Wolfram Krempel ans Maxim-Gorki-Theater. 1967 wechselte Lang ans Berliner Ensemble und schließlich 1969 an das Deutsche Theater, wo er bis 1986 blieb. Erste große Hauptrollen am DT waren der Ferdinand in Schillers Kabale und Liebe (1972), der Paul Bauch in Volker Brauns Die Kipper (1973), der Caliban in Shakespeares Der Sturm (1974) und die Titelrollen in Kleists Prinz Friedrich von Homburg (1975) und Heiner Müllers Philoktet (1977).[1] 1983 spielte er den Faust in der monumentalen, nie vollendeten und damit zu einem Theaterskandal gewordenen Inszenierung des Faust II von Regisseur Friedo Solter.[2][3]
In Film und Fernsehen war er nur gelegentlich zu sehen. Wichtige Hauptrollen waren Sunnys Affäre Ralph in Konrad Wolfs Solo Sunny (1980) und die Titelrolle in Peter Vogels Fernsehfilm Der Leutnant Yorck von Wartenburg (1981) nach der Erzählung von Stephan Hermlin.
Ende der 1970er Jahre wechselte Lang zunehmend ins Regiefach und inszenierte am DT unter anderem sein eigenes Stück Das Biest des Monsieur Racine oder Das Wunder der Phantasie (1977, nach der Bildergeschichte von Tomi Ungerer), Andreas Gryphius’ Horribilicribrifax (1978), Ernst Tollers Der entfesselte Wotan (1979, mit Christian Grashof), Shakespeares Ein Sommernachtstraum (1980, mit Margit Bendokat, Katja Paryla, Roman Kaminski und Dieter Mann), Büchners Dantons Tod (1981), Heinrich Manns Traurige Geschichte von Friedrich dem Großen (1982), Brechts Die Rundköpfe und die Spitzköpfe (1983) und Christoph Heins Wahre Geschichte des Ah Q (1983). Unter der Intendanz von Dieter Mann folgten dann 1984 das Doppelprojekt aus Goethes Iphigenie auf Tauris (mit Katja Paryla) und Grabbes Herzog Theodor von Gothland (mit Christian Grashof), 1985 die Inszenierung von Johannes R. Bechers Winterschlacht mit einem Vorspiel von Heiner Müller (mit Dieter Mann)[1] und schließlich 1986 eine Trilogie der Leidenschaft, bestehend aus Euripides’ Medea, Goethes Stella und August Strindbergs Totentanz;[4] zwischendurch hatte er 1984/85 seine erste Gastinszenierung in der BRD vorgelegt, den Don Karlos an den Münchner Kammerspielen.[5]
1981 erhielt Lang den Goethepreis der Stadt Berlin, 1985 den Nationalpreis der DDR I. Klasse, 1986 wurde er Mitglied der Akademie der Künste. Im Mai 1986 ließ er sich am DT für 3 Jahre beurlauben und arbeitete erneut als Gastregisseur an den Münchner Kammerspielen, wo er als Doppelprogramm Racines Phädra und Kleists Penthesilea inszenierte (Uraufführung 1987). Als sein nächstes geplantes Projekt, die Inszenierung des Ring des Nibelungen an der Staatsoper, auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, ging Lang 1987 wieder nach München und führte Regie bei Bernard-Marie Koltès’ In der Einsamkeit der Baumwollfelder.[3]
Im Februar 1988 holte ihn Jürgen Flimm ans Thalia Theater nach Hamburg. Lang wurde dort, als Nachfolger von Jürgen Gosch, Schauspieldirektor des Hauses.[3] Seine erste Inszenierung in Hamburg war Goethes Clavigo (1988, mit Michael Maertens)[6], es folgten Rückkehr in die Wüste von Bernard-Marie Koltès und Der Hofmeister von Jakob Michael Reinhold Lenz. Zudem war er 1989 am Nederlands Toneel in Gent als Gastregisseur tätig (Tschechows Drei Schwestern).
Bereits im März 1989 ging Lang nach West-Berlin und wurde Oberspielleiter des Berliner Schillertheaters; gleichzeitig war er (mit Alfred Kirchner, Volkmar Clauß und Vera Sturm) Co-Intendant der Staatlichen Schauspielbühnen Berlin. Am Schillertheater inszenierte Lang 1990 Märchen in Deutschland nach Motiven der Brüder Grimm (mit Bernhard Minetti) und Schillers Die Räuber. 1991 folgten eine erneute Inszenierung von Goethes Iphigenie auf Tauris und Der eingebildete Kranke nach Molière.
Im April 1993 verließ Lang das vor der Schließung stehende Schillertheater und kehrte ans Deutsche Theater zurück. Dort inszenierte er in der Folge u. a. Klaus Pohls Karate-Billi kehrt zurück (1992), Sophokles’ König Ödipus (1996), Goethes Torquato Tasso (1996) und Jean-François Prévands Voltaire Rousseau (2000, mit Christian Grashof als Voltaire und Lang selbst als Rousseau).
Als Gastregisseur arbeitete er seitdem an der Comédie-Française (Kleists Prinz Friedrich von Homburg, 1994; Lessings Nathan der Weise, 1997; Goethes Faust I, 1999), den Münchner Kammerspielen (Herbert Achternbuschs Der letzte Gast, 1996[7]) und bei den Bregenzer Festspielen. Am Münchner Residenztheater inszenierte er 1998 Tankred Dorsts Wegen Reichtum geschlossen, am Schauspiel Leipzig 2000 Hebbels Die Nibelungen und am Deutschen Nationaltheater in Weimar 2001 den Hamlet. Unter der Intendanz von Volker Hesse folgten mehrere Regiearbeiten am Maxim-Gorki-Theater: Gorkis Nachtasyl (2003), Hanns Heinz Ewers’ Das Wundermärchen von Berlin (2005) und Kleists Der zerbrochne Krug (2006). Als Schauspieler war er dort 2005 in Hesses Inszenierung von Vor Sonnenuntergang zu sehen.
Filmografie
- 1965: Denk bloß nicht, ich heule – Regie: Frank Vogel
- 1969: Der Engel im Visier (TV) – Regie: Lothar Bellag
- 1971: Hut ab, wenn du küßt! – Regie: Rolf Losansky
- 1972: Das Märchen vom alten Arbat (TV)
- 1972: Leichensache Zernik – Regie: Gerhard Klein, dann Helmut Nitzschke
- 1976: Das Licht auf dem Galgen – Regie: Helmut Nitzschke
- 1980: Solo Sunny – Regie: Konrad Wolf
- 1980: Eine Anzeige in der Zeitung (TV) – Regie: Jurij Kramer
- 1981: Der Leutnant Yorck von Wartenburg (TV) – Regie: Peter Vogel
- 1982: Der Staatsanwalt hat das Wort: Ich bin Joop van der Dalen (TV) – Regie: Peter Vogel
Einzelnachweise
- ↑ a b c Alexander Lang wird Regisseur
- ↑ Vom Fiasko zu Fiesko. In: Der Spiegel. Nr. 11, 1984 (online).
- ↑ a b c Ich wollte nicht weg. In: Der Spiegel. Nr. 45, 1987 (online).
- ↑ http://www.berliner-schauspielschule.de/totentanz2.htm
- ↑ kalte Feuers-Brunst. In: Der Spiegel. Nr. 7, 1985 (online).
- ↑ http://www.zeit.de/1988/15/goethe-galopp/komplettansicht
- ↑ Platon ans Telefon. In: Der Spiegel. Nr. 5, 1996 (online).
Literatur
- Aune Renk: Lang, Alexander. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 1.
Weblinks
- Literatur von und über Alexander Lang im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Alexander Lang in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Alexander Lang bei filmportal.de
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