- Catherine de Clèves, duchesse de Guise
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Catherine de Clèves (* 1548; † 11. Mai 1633 in Paris) war Gräfin von Eu und durch ihre Heirat mit Henri I. de Lorraine von 1570 bis 1588 Herzogin von Guise.
Nach der Ermordung ihres Ehemanns unterstützte sie während der französischen Religionskriege tatkräftig die Position der katholischen Seite und machte Thronansprüche für ihren Sohn Charles geltend. Nach der Thronbesteigung Heinrichs IV. trug sie maßgeblich dazu bei, dass sich die Familie der katholischen Herzöge von Guise nicht gegen den ehemaligen Protestanten Heinrich auflehnte.
Catherine starb im hohen Alter von 85 Jahren in Paris und hatte dabei zwei Ehemänner, elf ihrer 14 Kinder und alle ihre Geschwister überlebt.
Inhaltsverzeichnis
Familie
Catherine kam als zweite von drei Töchtern und damit viertes überlebendes Kind François’ I. de Clèves, Herzog von Nevers, und dessen erster Frau Marguerite de Bourbon zur Welt. Durch ihre Mutter, die ältere Schwester des navarresischen Königs Antoine, war sie eine Cousine des späteren französischen Königs Heinrich IV. Ihren Vornamen erhielt sie zu Ehren ihrer Patentante, der französischen Königin Katharina von Medici.
Catherine de Clèves war zweimal verheiratet. Ihr erster Ehemann war Antoine III. de Croÿ, Fürst von Porcien († 1567). Die Ehe blieb kinderlos. In zweiter Ehe heiratete sie Henri I. de Lorraine, Herzog von Guise. Mit ihm hatte sie 14 gemeinsame Kinder:[1]
- Charles (* 1571; † 1640), Herzog von Guise, Fürst von Joinville, ∞ 1611 Henriette Catherine de Joyeuse
- Henri (* 1572; † 1574)
- Catherine (* 1573; † 1573)
- Louis III. (* 1575; † 1621), Kardinal und Erzbischof von Reims, vielleicht ∞ 1611 Charlotte des Essarts
- Charles (* 1576; † 1576)
- Marie (* 1577; † 1582)
- Claude (* 1578; † 1657), Herzog von Chevreuse, ∞ 1622 Marie de Rohan-Montbazon
- Catherine (* 1579; † jung)
- Christine (* 1580; † 1580)
- François (* 1581; † 1582)
- Renée (* 1585; † 1626), Äbtissin des Klosters Saint Pierre in Reims
- Jeanne (* 1586; † 1638), Äbtissin von Notre-Dame de Jouarre
- Louise-Marguerite (* 1588; † 1631), ∞ 1) 1605 François de Bourbon, Fürst von Conti, 2) François de Bassompierre, Marschall von Frankreich[2]
- François-Alexandre Paris (* 1589; † 1614)
Leben
Catherine wuchs im Schloss Le Grand Jardin, der Residenz ihrer Großtante Antoinette de Bourbon in Joinville auf.[3] Aus politischen Gründen verheirateten sie ihren Eltern im Oktober 1560 im Alter von nur zwölf Jahren mit Antoine III. de Croÿ, Fürst von Porcien. Der Ehevertrag dazu wurde am 4. Oktober 1560 auf Schloss Saint-Germain-en-Laye in Anwesenheit zahlreicher französischer Hochadliger unterschrieben.[4] Die Heirat sollte das Ende der Besitzstreitigkeiten zwischen den beiden Familien um die Grafschaft Beaufort, um Coulommiers sowie weiteren Ländereien besiegeln.[5] Antoine war überzeugter Calvinist und veranlasste seine junge Frau, ebenfalls diesen Glauben anzunehmen. Durch den Tod ihrer beiden älteren Brüder, François II. und Jacques, erbte sie nach 1564 die Grafschaft Eu und brachte den damit verbundenen Titel an ihren Mann. Nach dessen Tod im Jahr 1567 fiel nicht nur der Besitz an Catherine zurück, sondern auf Betreiben ihrer Patentante Katharina von Medici trat sie in einem feierlichen Akt in der Schlosskapelle von Saint-Germain-en-Laye auch wieder zum Katholizismus über.
Die noch junge Witwe war in den Folgejahren aufgrund ihrer Abstammung und ihres Vermögens eine begehrte Heiratskandidatin. Am 4. Oktober 1570 ehelichte sie Henri I. de Lorraine, Herzog von Guise, nachdem die beiden drei Tage zuvor den Ehevertrag unterschrieben hatten. Die Hochzeit fand im Beisein der gesamten Königsfamilie im Hôtel de Guise[6] in Paris statt. Der Bräutigam ging diese Verbindung nur auf Druck des französischen Königshofes ein. Durch vorherige Ambitionen, die Schwester des Königs, Margarete von Valois, zu heiraten, war er bei Karl IX. in Ungnade gefallen und hoffte, mit dieser Heirat den Zorn des Königs besänftigen zu können.
Während ihrer Ehe begann Catherine eine Liebesaffäre mit dem jungen Grafen von Saint-Mégrin, Paul de Stuart de Caussade, einem Favoriten Heinrichs III.[7] Nachdem dieser am 21. Juli 1578[8] ermordet worden war, kursierten lange Zeit Gerüchte, Catherines Mann und dessen Bruder Charles, der Herzog von Mayenne, seien die Drahtzieher und Auftraggeber dieses Anschlags gewesen. Die Vorwürfe wurden jedoch nie bewiesen. Jean Chrétien Ferdinand Hoefer schrieb in seiner Nouvelle biographie générale (siehe Literatur), dass Henri I. de Lorraine seine Frau für ihre Untreue bestraft habe, indem er ihr scheinbar die Wahl zwischen zwei Arten des Selbstmordes ließ: dem Trinken einer schwärzlichen Flüssigkeit oder dem Dolch. Nach dem vergeblichen Versuch, ihren Mann umzustimmen, soll sich Catherine für die Flüssigkeit entschieden haben – in der Annahme, es handele sich um Gift. Erst nachdem eine Stunde nach Einnahme der Flüssigkeit immer noch nicht die erwartete Wirkung eingetreten war, ließ Henri de Lorraine seine Frau mitteilen, in dem von ihr gewählten Fläschchen habe sich nicht Gift, sondern die beste Kraftbrühe befunden, die man ihr habe zubereiten können.
Nach der Ermordung ihres Mannes im Dezember 1588 im Schloss Blois richtete Catherine eine Anklageschrift an das Pariser Parlement, in dem sie Heinrich III. öffentlich des Mordes und des Verrats beschuldigte und Genugtuung für die Tat verlangte. Letzteres wurde ihr jedoch nicht beschieden. Ab jenem Zeitpunkt machte sie für ihren Sohn Charles Ansprüche auf die Thronfolge für die Zeit nach dem Tod Heinrichs III. geltend und unterstützte die katholische Liga während der Hugenottenkriege nach besten Kräften. Sie trat damit in zweierlei Hinsicht in offene Opposition zu ihrem protestantischen Cousin Heinrich von Navarra. Eine Aussöhnung der beiden fand erst statt, als Heinrich IV. zum Katholizismus übergetreten war. Nach seiner Thronbesteigung konnte Catherine sein Vertrauen sowie seine Gunst gewinnen und hatte damit großen Einfluss am Hof. 1594 gab sie ihre jüngeren Kinder in die Obhut des Königs, so dass diese am Hofe erzogen wurden. Ihrer Fürsprache und ihrem Einfluss verdankte ihr Erstgeborener Charles, dass er als Entschädigung 1595 zum Gouverneur der Provence ernannt wurde, nachdem er zuvor das Gouverneursamt der Champagne hatte niederlegen müssen.[9] Doch nicht nur am Hofe war die Gräfin ein nicht zu unterschätzender Machtfaktor, auch ihr Einfluss innerhalb der herzöglichen Familie von Guise war außerordentlich groß. Dass sich deren Mitglieder nicht gegen Heinrich IV. nach dessen Thronbesteigung auflehnten, sondern sich seiner Regierung unterwarfen, war zum größten Teil das Verdienst Catherines.
Ende 1595 erbte sie nach dem Tod ihrer Nichte Catherine de Bourbon, Marquise d’Isle, der Tochter ihrer Schwester Marie, die Grafschaft Beaufort, musste sie aber verkaufen, um die großen Schulden, die ihr durch ihren Mann Henri I. hinterlassen worden waren, begleichen zu können. Käufer war die französische Krone.
Catherine bekleidete die einflussreiche Position der ersten Ehrendame im Gefolge von Heinrichs zweiter Frau Maria de’ Medici und ging mit ihr nach Blois, als diese von ihrem Sohn Ludwig XIII. 1617 dorthin verbannt wurde. Sie starb am 11. Mai 1633 mit 85 Jahren in dem von ihr erbauten Hôtel de Clèves in Paris. Die offizielle Totenzeremonie fand am 23. Mai statt, ehe ihr Leichnam nach Eu überführt und in der dortigen Kapelle des Jesuitenkollegs bestattet wurde. Dort lag bereits ihr zweiter Ehemann begraben. Ihr Herz fand seine letzte Ruhestätte in der Kollegiatskirche Saint-Laurent in Eu, wo es auf einer schwarzen Marmorsäule mit Gedenkinschrift aufgestellt wurde.
Bautätigkeiten
Im Gedächtnis blieb Catherine de Clèves auch über ihren Tod hinaus durch ihre zahlreichen Bau- und Gründungstätigkeiten.
So ließ sie während der Regierungszeiten Heinrichs IV. und seines Sohnes Ludwig XIII. das Hôtel de Clèves (auch Hôtel d’Eu genannt) in der Nähe des Louvre erbauen. Es war besonders für eine durch sie beauftragte Gemäldegalerie bekannt, welche die Porträts bekannter Mitglieder der Familien Lorraine, Guise, Nevers und Kleve zeigten.
Gemeinsam mit ihrem zweiten Mann begann sie zudem schon ab 1575 mit dem Neubau des Schlosses Eu, das unter der Grande Mademoiselle Anne Marie Louise d’Orléans 1665 fertiggestellt wurde.
Außerdem war Catherine Gründerin mehrerer Kirchen und Kapellen, so zum Beispiel der Ursulinen-Kirche sowie der Kirche der ortsansässigen Kapuziner in Eu. Auch das dortige Jesuitenkolleg geht auf sie als Stifterin zurück. In dessen Kapelle befinden sich die Grablegen Catherines und Henris I. de Lorraine mit aufwändig gestalteten Grabdenkmälern aus Marmor, welche die Gräfin von Eu bereits zu Lebzeiten in Auftrag gegeben hatte.
Literatur
- Hilarion de Coste: Caterine de Clèves duchesse de Guyse et Comtesse d’Eu, Pair de France. In: Les Eloges et vies des reynes, princesses, dames et damoiselles illustres en piété, courage et doctrine, qui ont fleury de nostre temps, et du temps de nos peres. Band 1, 2. Auflage. Sébastien et Gabriel Cramoisy, Paris 1647, S. 292–303 (online).
- Charles Gavard: Galeries historiques du Palais de Versailles. Band 9. Imprimerie royale, Paris 1848, S. 132–133 (online).
- Jean Chrétien Ferdinand Hoefer: Nouvelle biographie générale depuis les temps les plus reculés jusqu'à nos jours. Band 22. Firmin Didot, Paris 1843, Spalte 787–788 (online).
Weblinks
Commons: Catherine de Clèves – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ thepeerage.com, Zugriff am 31. Januar 2007.
- ↑ Diese zweite Heirat ist nicht zweifelsfrei nachgewiesen.
- ↑ Henry Dwight Sedgwick: The House of Guise. Bobbs-Merrill, New York 1938, S. 202 (online).
- ↑ H. de Coste: Caterine de Clèves duchesse de Guyse et Comtesse d’Eu, Pair de France. S. 293.
- ↑ H. de Coste: Caterine de Clèves duchesse de Guyse et Comtesse d’Eu, Pair de France. S. 294.
- ↑ H. de Coste: Caterine de Clèves duchesse de Guyse et Comtesse d’Eu, Pair de France. S. 295.
- ↑ Louise-Marguerite de Lorraine: Les amours du Grand Alcandre. Band 1. Didot l'aîné, Paris 1786, S. 127 (online).
- ↑ Louise-Marguerite de Lorraine: Les amours du Grand Alcandre. Band 1. Didot l'aîné, Paris 1786, S. 128 (online).
- ↑ William Duckett: Dictionnaire de la conversation et de la lecture. 2. Auflage. Michel Lévy, Paris 1855, S. 661 (online).
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