Illustrierter Sonntag

Illustrierter Sonntag
Illustrierter Sonntag

Die Zeitung Illustrierter Sonntag erschien in München zwischen 1929 und 1931. Vor allem im letzten Jahr des Erscheinens waren die Leitartikel massiv gegen den aufkommenden Nationalsozialismus gerichtet.

Inhaltsverzeichnis

Verlage und Besitzer

Seit dem 31. März 1929 erschien in der Pesta Verlag GmbH in München die Wochenschrift Illustrierter Sonntag. Da ihr Besitzer, Rechtsanwalt Anton Graf von Pestalozza, in finanzielle Schwierigkeiten geriet, verpfändete er sie dessen Drucker, dem Münchener Buchgewerbehaus M. Müller & Sohn, Schellingstraße 39/45. Von dieser Firma erwarb es am 16. September 1930 die Natur-Verlag GmbH, deren Name erstmals in der Ausgabe vom 5. Oktober 1930 erschien. Herausgeber und Chefredakteur wurde Fritz Gerlich.

Er suchte inzwischen nach einer Möglichkeit, zur politische „Gesundung“ des deutschen Volkes durch Verbreitung des Naturrechts, als Grundlage des Menschenrechts, beizutragen. Darin unterstützte ihn der oberschwäbische Unternehmer und Großgrundbesitzer Erich Fürst von Waldburg-Zeil. Sie wollten die ihnen von der stigmatisierten Bauernmagd Therese Neumann („Resl von Konnersreuth”) zugeteilte „Missionsaufgabe zur Volkserziehung“ durch Herausgabe einer Zeitung erreichen.

So gründeten Gerlich und Waldburg-Zeil einen Verlag mit der Tarnbezeichnung Natur-Verlag – anstatt Naturrechts-Verlag – und erwarben den defizitären Illustrierten Sonntag mit einer Auflage von 30–35 000 Exemplare. Den Kaufpreis und auch weiterhin den Verlag finanzierte Waldburg-Zeil. Gerlich erhielt für seine „geistige Einlage“ die Hälfte der Gesellschafter-Anteile. Er gab dem Illustrierten Sonntag den Untertitel Das Blatt des gesunden Menschenverstandes und sicherte sich seine redaktionelle Freiheit gegenüber dem Buchgewerbehaus M. Müller & Sohn, das auch den Völkischen Beobachter druckte. Verantwortlich für den Inhalt der 16seitigen Wochenschrift blieb Josef Hell, Geschäftsführer des Natur-Verlags wurde Johannes Steiner.

Kampf gegen den Nationalsozialismus

Zehn Monate lang suchte Gerlich, seit Februar 1931 in Namensartikeln, die Leserschaft des Illustrierten Sonntags durch allgemeinbildende und antimarxistische Beiträge auf seinen Kampf gegen die Irrlehren der totalitären Bewegungen einzustimmen. Er begann ihn am 12. Juli 1931 gegen den Nationalsozialismus in einem Artikel „Hitler und Wilhelm II.“, die zudem erstmals rot unterlegt war. Seit dem 23. August 1931 erschien Gerlich auch als Herausgeber. In zahlreichen Artikeln, unterstützt von dem Kapuzinerpater Ingbert Naab und dem Bibelwissenschaftler Franz X. Wutz, beide Eichstätt, sowie mit ständigem Zuspruch von Therese Neumann entlarvte er den Nationalsozialismus als politische Heilslehre und Ersatzreligion.

Gerlich verurteilte deren Rasseideologie, warnte vor ihrer Gefährlichkeit, griff Adolf Hitler und seinen Führerkreis an und prophezeite die Schrecken des von ihnen propagierten „Dritten Reiches“. Er kritisierte aber auch die Notverordnungspolitik des Reichskanzlers Heinrich Brüning, als verschleierte Rechtsdiktatur mit Gewöhnungseffekt. Ab Januar 1932 verdeutlichte er die programmatische Ausrichtung des Verlags und der Zeitung auch in deren Namen. Der Natur-Verlag wurde in Naturrechts-Verlag umbenannt, der Illustrierte Sonntag in Der Gerade Weg.

Quellen

Literatur

  • Erwein Freiherr von Aretin: Fritz Michael Gerlich. Prophet und Märtyrer. Sein Kraftquell (Zweitaufl. mit einem zeitgeschichtlichen Kommentar von Karl Otmar Freiherr von Aretin), Verlag Schnell & Steiner, München, Zürich 1983. ISBN 3-7954-0099-6
  • Rudolf Morsey (Bearb.): Fritz Gerlich – ein Publizist gegen Hitler. Akten und Briefe 1930-1934, Ferdinand Schöningh, Paderborn u.a. 2010. ISBN 978-3-506-77012-7
  • Michael Schäfer: Fritz Gerlich 1883-1934. Publizistik als Auseinandersetzung mit den „politischen Religionen“ des 20. Jahrhunderts, München 1998 (Dissertation)

Weblinks


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