- Cauchyscher Hauptwert
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Als cauchyschen Hauptwert (nach A. L. Cauchy) bezeichnet man im mathematischen Teilgebiet der Analysis den Wert, den man einem divergenten Integral zuordnen kann, wenn sich divergente Teile verschiedenen Vorzeichens gegenseitig aufheben.
Definition
Ist das Integral
- uneigentlich an , so bezeichnet man den Grenzwert
- uneigentlich an a und/oder b, so bezeichnet man den Grenzwert
als den Cauchyschen Hauptwert. Es ist auch gebräuchlich, "V.P." (aus dem Franz.: "valeur principale") oder "P.V." (aus dem Engl.: "principal value") anstatt "CH" zu schreiben.
Beispiel (CH 1/x)
Es wird das bestimmte Integral untersucht. Der Integrand ist für x = 0 (ein innerer Punkt des Integrationsbereichs ] − 1,1[) nicht definiert. Damit ist dieses Integral uneigentlich in 0. Die Stammfunktion des Integranden ist (siehe Tabelle von Ableitungs- und Stammfunktionen).
Dieses Integral existiert also nicht als uneigentliches Riemann-Integral, der cauchysche Hauptwert beträgt jedoch 0:
Der Cauchy-Hauptwert ermöglicht es also einem Integral einen Wert zuzuordnen, das weder im riemannschen Sinn noch im lebesgueschen Sinn existiert.
Wenn f auf der reellen Achse stetig und nur auf einem beschränkten Intervall von Null verschieden ist, existiert also insbesondere der Ausdruck . Das heißt, dass wie die Delta-Distribution auch als Distribution verstanden werden kann.
Substitution i. Allg. nicht erlaubt
Der Hauptwert eines Integrals bleibt jedoch im Allgemeinen nicht unter Substitution invariant. Wenn man etwa die Funktion φ durch φ(x) = x3 für und φ(x) = x2 für definiert, so gilt zwar nach der Substitutionsregel
wann immer oder gilt. Für a < 0 < b ist jedoch der Hauptwert des einen Integrals eine endliche Zahl, der Hauptwert des zweiten Integrals ist aber :
- uneigentlich an , so bezeichnet man den Grenzwert
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