Internetoper

Internetoper
internetoper
http://www.internetoper.de/
Kommerziell nein
Beschreibung Soziale Software; moderiertes Webforum
Registrierung Nur für Up- und Downloads erforderlich
Sprachen deutsch
Erschienen 2009 (interaktive Funktionen seit dem 9. Januar 2010 freigeschaltet)
Status aktiv

Die Internetoper ist ein Netzkunstprojekt des Musiktheaters im Revier Gelsenkirchen in Zusammenarbeit mit RUHR.2010, dem Henze-Projekt und 2010lab.tv. Weitere Partner sind die Neue Philharmonie Westfalen und die HAW Hamburg. Das Projekt wird ermöglicht durch die Bürgerstiftung und die Stadt Gelsenkirchen.

Es handelt sich dabei um ein interaktives Musiktheaterprojekt in Form einer Website. Auf dieser können vom User erzeugte Videos, die sich an bestimmtem Material und dramaturgischen Vorgaben orientieren, hochgeladen werden. Darüber hinaus stehen auf der Seite ein kommentierender Blog sowie ein Textchat zur Verfügung.[1][2]

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Idee und dramaturgisches Konzept

Bei einer vorbereitenden Sitzung zum Projekt Ruhr 2010-Kulturhauptstadt Europas äußerte der Generalintendant des Musiktheaters im Revier Michael Schulz erstmals die Idee, ein interaktives Opernprojekt im World Wide Web zu verwirklichen.[3] Die Wahl des Stoffes fiel auf die Geschichte von Manon Lescaut, weshalb das Projekt auch den Untertitel Die Affäre Manon trägt. Es handelt sich dabei um die tragische Liebesgeschichte zwischen der jungen und lebensfrohen Manon und dem unerfahrenen Studenten Des Grieux. Deren Liebe findet aufgrund verschiedener Hindernisse zunächst keine Erfüllung; erst im Augenblick ihres Todes kann Manon Des Grieux ihre Liebe gestehen. Die fiktive Geschichte wurde erstmals 1731 von Abbé Prévost als Roman L'Histoire du Chevalier Des Grieux et de Manon Lescaut (dt. Geschichte des Chevalier Des Grieux und der Manon Lescaut) veröffentlicht und anschließend von mehreren Komponisten vertont. Zusammen mit dem Prosatext von Abbé Prévost bilden die Vertonung von Giacomo Puccini (Manon Lescault) und die unter dem Titel Boulevard Solitude bekannte Umsetzung von Hans Werner Henze die Stoffgrundlage des Projektes. Text- und Tonmaterial aus diesen drei Vorlagen wird dem User auf der Website der Internetoper kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Handlung ist in 50 Episoden aufgeteilt, die einer festgelegten Chronologie folgen und deren Szenenbeschreibungen ebenfalls auf der Seite zu finden sind. Der User ist aufgefordert unter Verwendung dieses Materials digitale Videofilme zu produzieren und diese anschließend auf der Seite der Internetoper einem breiten Publikum zu präsentieren.[4] Bis zum Ende des Jahres 2010 soll so durch das gleichberechtigte Nebeneinanderstellen verschiedener Sichtweisen auf den Stoff ein demokratisches Gesamtkunstwerk entstehen.[5][6]

Das Projekt verfolgt dabei verschiedene Ziele[7]:

  1. Die Gattung Oper soll als solche hinterfragt werden: Wie funktioniert Oper zu Beginn des 21. Jahrhunderts?
  2. Neue Realisationsmöglichkeiten für die Umsetzung von Opern sollen erkundet und erprobt werden, wobei die Herausgeber der Internetoper Wert auf den „spielerischen Ansatz“[8] legen und das Internet als „interaktiv, kommunikativ und anarchisch“ [9] begreifen.
  3. Ein neues Zielpublikum soll angesprochen werden.

„Die Internetoper soll die Dynamik und Kreativität, die einzig das Internet und seine Community in ihrer Vielfalt freizusetzen vermag, mit der Faszination Oper und ihrer erzählerischen Dichte verbinden und dadurch neue Erzählformen, Interpretationsmöglichkeiten und Bildästhetiken schaffen. Sie hebt durch die Notwendigkeit der Mitgestaltung die Trennung in darstellenden Künstler und rezipierendes Publikum auf. Das Besondere an der Internetoper ist, dass sie erst im World Wide Web als Gesamtkunstwerk Oper entsteht, die Bühne wird die Vielfalt der Stadt, der Region, der Welt und derjenigen Räume sein, die sich die Menschen für die Erzählung dieser spannenden Amour fou zwischen Manon Lescaut und dem Chevalier des Grieux wünschen und wählen.“[10]

Umsetzung

Die Dramaturgen und Regisseure des Musiktheaters im Revier erarbeiteten aus dem Material der drei Vorlagen ein Storyboard in 50 Teilen. Dieses wird dem User in Form durchnummerierter Szenenbeschreibungen in der „Toolbox“[11] präsentiert, wobei an dieser Stelle auch unverbindliche Inszenierungsvorschläge zu finden sind. Ebenso stehen dort zu jeder Episode ein maximal dreiminütiger Musikausschnitt zur Verfügung. Diese Audiofiles wurden (und werden bis zur Jahresmitte 2010) von Solisten und dem Opernchor des Musiktheaters im Revier sowie der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Leitung ihres Chefdirigenten Rasmus Baumann in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Medientechnik der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg eingespielt und sind in drei Varianten verfügbar:[12]

  1. Als Audiodatei zum Download für registrierte Nutzer, die Orchesterstimmen und Gesang beinhaltet.
  2. Als Audiodatei zum Download für registrierte Nutzer, die nur die Orchesterstimme beinhaltet.
  3. Als Orchestervideo in Form eines Streaming-Videos.[13]

Darüber hinaus stellt die Website den Text der Romanvorlage in deutscher Übersetzung, die beiden Libretti sowie Inhaltsangaben zu allen drei Werken zur Verfügung. Wenn der User ein Video unter Zuhilfenahme dieses Materials erstellt hat, kann er es der Online-Community auf der Website der Internetoper präsentieren und dort zur Diskussion stellen. Dabei überträgt der User den Herausgebern ein weltweites, nicht-exklusives und gebührenfreies Nutzungsrecht an seinem Beitrag.[14] Unterstützt wird das Projekt von der Bürgerstiftung Gelsenkirchen und der Stadt Gelsenkirchen.[15]

Einbettung und Rezeption

Die Internetoper ist Teil des Ruhr.2010 Henze-Projektes.[16][17] Ferner erstellten die Herausgeber parallel zu ihrem eigenen Webportal Auftritte in den Social-Networks Twitter und Facebook. Derzeit wird außerdem an einer Zusammenarbeit mit Schulklassen im Ruhrgebiet gearbeitet.[18] Während in den meisten Forenbeiträgen die Internetoper positive Reaktionen hervorruft,[19][20][21] gibt es auch vereinzelt kritische Stimmen.[22]

Literatur

  • Alan Bonardi und Francis Rousseaux, Composing an Interactive Virtual Opera: The Virtualis Project. Leonardo (35/3), 2002, S. 315–318.
  • Björn Heile, Recent Approaches to experimental music theatre and contemporary opera. Music & Letters (87/1), 2006, S. 72–81.
  • Hans Werner Henze, Der Komponist Hans Werner Henze, herausgegeben von Dieter Rexroth, Schott Music 1991.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.essen.de/module/meldungen/m_detail.asp?MNR=14751/
  2. http://www.internetoper.de/
  3. Anna Melcher, Chef-Dramaturgin des Musiktheaters im Revier im Interview: http://www.internet-oper.de/Episode/0/126/
  4. http://www.ruhrnachrichten.de/nachrichten/exklusiv/kudo/art1541,787563/
  5. http://kulturhauptstadt.gelsenkirchen.de/Projekte/Inspiration/Inernetoper.asp/
  6. http://www.wdr3.de/resonanzen/details/artikel/wdr-3-resonanzen-9.html/
  7. Aus dem Interview mit dem Produktionsteam (Michaela Dicu, Regisseurin und Dirk Schattner, Produktionsdramaturg), http://www.internetoper.de/Episode/0/128/
  8. http://www.internetoper.de/Material/
  9. Anna Melcher, Chef-Dramaturgin des Musiktheaters im Revier im Interview: http://www.internet-oper.de/Episode/0/126/
  10. http://kulturhauptstadt.gelsenkirchen.de/Projekte/Inspiration/Inernetoper.asp/
  11. http://www.internetoper.de/EpisodesToolBox/
  12. http://www.internetoper.de/Material/
  13. http://www.internetoper.de/Management/Disclaimer/
  14. http://www.internetoper.de/Management/Disclaimer/
  15. http://www.derwesten.de/staedte/gelsenkirchen/Manon-Lescaut-als-Internet-Oper-zum-Selber-bast-eln-id201922.html/
  16. http://www.ruhrnachrichten.de/nachrichten/exklusiv/kudo/art1541,766090/
  17. http://www.essen.de/Deutsch/Kultur_und_Bildung/essen2010/Programm_2010/Musik/Henze.asp/
  18. http://kulturhauptstadt.gelsenkirchen.de/Publikation_und_Presse/LR_GE_2010_Programm.pdf/
  19. z. B. der Eintrag vom 26. Januar 2010 auf http://vioworld.de/blog/
  20. http://www.coolibri.de/blogbird/09.02.+die+affa%CC%88re+manon:+interaktive+web-oper+mit+musik+von+henze.html
  21. http://www.gelsenkirchener-geschichten.de/viewtopic.php?t=8468&sid=5d507d39adcc1f-09237b-38bd62aa-eb27/
  22. In den Kommentaren von http://www.ruhrbarone.de/das-musiktheater-baut-am-virtuellen-oper-nhaus//

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Eberhard Schoener — (* 13. Mai 1938 in Stuttgart) ist ein deutscher Dirigent und Komponist. Schoener studierte von 1954 bis 1959 Violine und Chorleitung an der Nordwestdeutschen Musikakademie Detmold. Seit den 1960er Jahren wirkte er als klassischer Violinist und… …   Deutsch Wikipedia

  • Manfred Stahnke — (* 30. Oktober 1951 in Kiel) ist ein deutscher Komponist und Musikologe. Er schreibt Kammermusik, Orchestermusik und Bühnenwerke. Daneben äußert er sich in diversen Schriften. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke (Auswahl) 3 Schriften …   Deutsch Wikipedia

  • RUHR.2010 — Logo der RUHR.2010 Das Ruhrgebiet ist mit etw …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”