Italienische Auswanderung

Italienische Auswanderung

Die Auswanderung von Italienern in verschiedene Länder Europas sowie Nord- und Südamerikas gilt als die größte Massenmigration der jüngeren Geschichte.[1] Sie erstreckt sich etwa von der Gründung des italienischen Staates im Jahr 1861 bis zum Wirtschaftsaufschwung der 1960er Jahre, genannt miracolo economico (Wirtschaftswunder) und betraf in dieser Zeit etwa 25 Millionen Menschen. Vor allem im englischsprachigen Raum wird hierfür auch der Ausdruck italienische Diaspora verwendet.

Der Hauptgrund für die Auswanderung war die verbreitete Armut v.a. der Landbevölkerung. Bis in die 1950er Jahre blieb Italien in Teilen eine ländliche, agrarische und vormoderne Gesellschaft, vor allem in Nordosten und Süden waren die landwirtschaftlichen Bedingungen nicht geeignet, die Bauern im Land zu halten. [2]

Ein weiterer Grund war die Überbevölkerung vor allem in Süditalien. Nach Abschluss des Risorgimento, der Gründung eines italienischen Nationalstaats 1861, hatten die Bewohner des Mezzogiorno erstmals Zugang zu fließendem Wasser und ärztlicher Versorgung in Krankenhäusern. Dies reduzierte die Kindersterblichkeit und führte zusammen mit der lange Zeit höchsten Geburtenrate Europas zu einem demographischen Anstieg, der wiederum viele junge Süditaliener Anfang des 20. Jahrhunderts zur Auswanderung zwang.

Die Auswanderung war nur während der Zeit des Faschismus geringer, als die Machthaber gezielt die überschüssige Bevölkerung Italiens in den neu erworbenen Kolonien Libyen, Äthiopien und am Horn von Afrika ansiedelten.

Außerdem fand während der gesamten Zeit auch eine Auswanderung von Süditalienern, etwa aus Kalabrien und Sizilien, in die Großstädte des Nordens, etwa Rom, Genua, Mailand und Turin, statt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte wiederum eine Auswanderungswelle ein, da die boomenden Volkswirtschaften West- und Mitteleuropas Arbeitskräfte benötigten. Der wirtschaftliche Aufschwung Italiens und der Strukturwandel weg von der Landwirtschaft beendeten schließlich weitgehend die Auswanderung.

Italienische Herkunft nach Land

Land Italienischstämmige Bevölkerung (% des Landes) Verweise
ArgentinienArgentinien Argentinien 20.000.000 (~50%) [3][4]
AustralienAustralien Australien 850.000 (4%) [5][6]
BrasilienBrasilien Brasilien 25.000.000 (15%) [7][8]
KanadaKanada Kanada 1.500.000 (~4.5%) [9]
ChileChile Chile 150,000 (~1%) [6]
BelgienBelgien Belgien 250.000 (~2,5%) [10]
FrankreichFrankreich Frankreich 5.000.000 (~9%) [4][11][12]
PeruPeru Peru 860.000 (<3%) [6][13]
UruguayUruguay Uruguay 1.000.000 (~29%) [4]
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten USA 17.800.000 (~6%) [14]

Einzelnachweise

  1. Favero, Luigi e Tassello, Graziano. Cent'anni di emigrazione italiana (1861 - 1961)
  2. J.S. McDonald: Some Socio-Economic Emigration Differentials in Rural Italy, 1902-1913. In: Economic Development and Cultural Change. 7, Nr. 1, Oktober 1958, S. 55–72. ISSN 00130079. doi:10.1086/449779.
  3. Unos 20 millones de personas que viven en la Argentina tienen algún grado de descendencia italiana - Dossier. Asteriscos.Tv (24. September 2006). Abgerufen am 30. Mai 2009.
  4. a b c http://www.migranti.torino.it/Documenti%20%20PDF/italianial%20ster05.pdf
  5. 2914.0 - 2006 Census of Population and Housing - Fact Sheets, 2006. Abs.gov.au (9. November 2007). Abgerufen am 30. Mai 2009.
  6. a b c Italianos étnicos en el mundo
  7. Dati dell'ambasciata italiana in Brasile. Ambbrasilia.esteri.it. Abgerufen am 30. Mai 2009.
  8. italplanet. Italplanet.it. Abgerufen am 30. Mai 2009.
  9. Ethnocultural Portrait of Canada Highlight Tables, 2006 Census. 2.statcan.ca (2. April 2008). Abgerufen am 30. Mai 2009.
  10. http://www.indymedia.be/node/10220
  11. italiani in Francia, storie di " ritals ". Archiviostorico.corriere.it. Abgerufen am 30. Mai 2009.
  12. The Cambridge survey of world migration
  13. Documento sin título. Lucanidelperu.com. Abgerufen am 12. Januar 2010.
  14. American FactFinder, United States Census Bureau: U.S Census Bureau - Selected Population Profile in the United States. Factfinder.census.gov. Abgerufen am 30. Mai 2009.

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