Jakob Sarasin

Jakob Sarasin

Jakob Sarasin-Battier (* 26. Januar 1742 in Basel; † 10. September 1802 ebenda) war ein Seidenbandfabrikant, der in der Zeit der Aufklärung mäzenatisch und schriftstellerisch in Erscheinung trat. Das von ihm erbaute und bewohnte Weisse Haus in Basel war ein kultureller Treffpunkt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jakob Sarasin war der Sohn von Hans Franz Sarasin (1695–1746) und Katharina Fattet. Ab 1752 wurde er in Mülhausen, Neuchâtel und Augsburg zum Kaufmann ausgebildet, bereits 1754 war er Teilhaber der nach dem Tod vom Bruder Lukas Sarasin weitergeführten Seidenbandfabrik. 1761 ging er auf eine Bildungsreise nach Italien, 1770 heiratete er die Kaufmannstochter Gertrud Battier. 1762-1769 liess er von Samuel Werenfels das Weisse Haus (ehemals Wendelstörferhof) erbauen, das noch heute ein architektonisches Wahrzeichen Basels ist.

Sarasin pflegte während Jahrzehnten Bekanntschaften und Freundschaften mit zahlreichen Vertretern der Aufklärung und des Sturm und Drang, die ihn häufig besuchten oder mit ihm intensiv korrespondierten: Wilhelm Heinse, Isaak Iselin, Johann Georg Jacobi, Johann Heinrich Jung-Stilling, Christoph Kaufmann, Friedrich Maximilian Klinger, Sophie von La Roche, Johann Caspar Lavater, Jakob Michael Reinhold Lenz, Franz Christian Lerse (Franz Lersé; 1749–1800), Johann Heinrich Merck, Gottlieb Konrad Pfeffel, Johann Heinrich Pestalozzi, Johann Konrad Pfenninger, Heinrich von Preußen, Johann Georg Schlosser. Sarasin, der kurze Zeit nach Herrnhuterischen Grundsätzen erzogen worden war, hatte eine breites religiöses Interesse. Er war Mitglied des Konsistoriums der französischen Kirche, nahm Anteil an den theologischen Arbeiten Lavaters und verfasste eine Lobrede auf Mahomet, sein Paradies und seinen Koran. Den Alchemisten Alessandro Cagliostro, der seine Frau 1781 während einer Erkrankung gepflegt hatte, unterstützte Sarasin finanziell. Die Nähe zu Cagliostro und die spiritistischen Interessen kamen in der Eröffnung einer «ägyptischen Loge» im Weissen Haus zum Ausdruck. Sarasin trat mit literarischen Arbeiten sowie mit volkswirtschaftlichen, pädagogischen und weiteren Abhandlungen und Reden in Erscheinung. Zusammen mit Lavater und Klinger schrieb er im Juli 1780 die ersten Kapitel des Plimplamplasko, einer Satire auf Kaufmann und den Kult des Originalgenies.

Sarasin nahm am öffentlichen Leben teil und war und sozial tätig. Er trat 1774 in die Helvetische Gesellschaft ein (1794 zu deren Präsident gewählt), und mit Isaak Iselin gründete er 1777 die Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige Basel (1786 zu deren Präsident gewählt). Neben seiner Tätigkeit als Appellationsrichter war er ab 1788 Grossrat und vertrat als Ergebnis seines aufklärerischen Engagements zu Beginn der Helvetik 1798 die ländlichen Kantonsbewohner in der revolutionären Basler Nationalversammlung.

Werke

Die schriftlichen Zeugnisse Jakob Sarasins (Briefe, literarische Arbeiten, Abhandlungen) sind weitgehend unveröffentlicht. Sie befinden sich als Teil des Sarasin'schen Privatarchivs im Staatsarchiv Basel-Stadt (Signatur PA 212a F)

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sarasin — ist der Familienname folgender Personen: Édouard Sarasin (1843–1917), Schweizer Physiker Fritz Sarasin (1859–1942), Schweizer Naturforscher und Völkerkundler Jakob Sarasin (1742–1802), Schweizer Seidenbandfabrikant Jean Sarrasin (oder Sarrazin,… …   Deutsch Wikipedia

  • Philipp Sarasin — (* 1956 in Basel) ist ein Schweizer Historiker. Er ist Professor für Neuere Allgemeine Geschichte am Historischen Seminar der Universität Zürich. In Basel und Heidelberg studierte Sarasin Geschichte, Philosophie und Volkswirtschaft. 1990… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Jakob Wettstein — (auch: Wetstein; * 5. März 1693 in Basel; † 23. März 1754 in Amsterdam) war ein Schweizer Theologe und Vorreiter der Textkritik des Neuen Testaments. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Das Blaue und das Weisse Haus — Das Blaue Haus Das Weisse Haus …   Deutsch Wikipedia

  • Niklaus Anton Kirchberger — (* 1739; † 27. September 1799 in Gottstatt) war ein Schweizerer Magistrat und Ökonom aus Bern. Kirchberger war Offizier in holländischen Diensten und wurde durch seine Heirat mit Johanna von Diesbach 1763 Herr zu Liebistorf. 1775 gelangte er in… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Maximilian Klinger — nach einer Kreidezeichnung von Johann Wolfgang von Goethe …   Deutsch Wikipedia

  • Samuel Werenfels (Architekt) — Schloss Ebenrain Samuel Werenfels (* 4. August 1720 in Basel; † 11. September 1800 ebenda) war ein schweizerischer Architekt des Barock. Werenfels entwarf unter anderem die Pläne für das Schloss Ebenrain in Sissach …   Deutsch Wikipedia

  • Zentrum Geschichte des Wissens — Das Zentrum Geschichte des Wissens (ZGW) ist eine wissenschaftliche Einrichtung der ETH Zürich und der Universität Zürich für die Forschung und Lehre der modernen Wissenssysteme und Wissensgesellschaften. Organisation Das Zentrum Geschichte des… …   Deutsch Wikipedia

  • Botánicos por la abreviatura del autor — Anexo:Botánicos por la abreviatura del autor Saltar a navegación, búsqueda Autor botánico es quien por primera vez describe una planta. Su nombre científico viene dado por su nomenclatura binomial seguida de la abreviatura del autor/es botánico/s …   Wikipedia Español

  • Anexo:Botánicos por la abreviatura del autor — Autor botánico es quien por primera vez describe una planta. Su nombre científico viene dado por su nomenclatura binomial seguida de la abreviatura del autor/es botánico/s. Así Aconitum anthora L. indica que fue nombrada por Carlos Linneo, el… …   Wikipedia Español

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”