Joachim Hellwig

Joachim Hellwig

Joachim Hellwig (* 31. März 1932 in Birnbaum, Posen, Polen) ist ein deutscher Dokumentarfilmregisseur, Dramaturg und Autor, der von 1954 bis 1991 im DEFA-Studio für Dokumentarfilme in Potsdam-Babelsberg tätig war. 1970 gründete er die Künstlerische Arbeitsgruppe (KAG) futurum (defa futurum). Nach 1991 ist er freischaffend tätig, unter anderem als künstlerischer Berater.

Inhaltsverzeichnis

Jugend und Ausbildung

Schon als Schüler arbeitete Hellwig als Filmvorführer. Nach dem Ende der Schulzeit war er bei der Phönix-Film in Berlin und bei der DEFA-Synchronabteilung als Aufnahmeleiter tätig. 1951 begann er bei der DEFA als Aufnahmeleiter und Regiehilfe, von 1952 bis 1954 absolvierte er unter anderem bei Andrew Thorndike eine Regieassistenz.

Tätigkeit als Regisseur

1954 schloss Hellwig seine Ausbildung als Regisseur ab. Nebenher betrieb er ein Fernstudium der Literaturwissenschaft. Er realisierte in der Folgezeit unter anderem folgende Filme:

  • Um den Menschen (1956), Dokumentation über den Aufbau der Gesundheitsvorsorge auf dem Land.
  • Synthese (1957), eine formal ungewöhnliche Studie über das Ostberliner Rundfunkhaus an der Nalepastraße.
  • Der Fall Heusinger, eine Propaganda-Arbeit über den damaligen Generalinspekteur der Bundeswehr, General Adolf Heusinger und sein Verhältnis zum 20. Juli 1944.
  • Ein Tagebuch für Anne Frank (1959), eine Arbeit über Anne Frank, die auch in englischer, französischer, italienischer, finnischer und schwedischer Fassung erschien.
  • So macht man Kanzler (1961); nach Jordan/Schenk ein propagandistischer „Langmetrage-Kompilationsfilm“ über Konrad Adenauer und Franz Josef Strauß.
  • Kampf um Deutschland (1963), ein Propagandafilm über die Rolle der KPD und SED in der deutschen Geschichte von den frühen 1930er Jahren bis in die Gegenwart der Produktionszeit.

defa futurum

Am 1. Juli 1971 gründete Hellwig nach einer längeren Vorbereitungszeit die Künstlerische Arbeitsgruppe (KAG) futurum (defa futurum). Die Genese dieser Gruppe und ihre Aufgaben wird ausführlich in seiner 1975 zusammen mit Claus Ritter an der Karl Marx-Universität Leipzig abgeschlossenen Dissertation Erkenntnisse und Probleme, Methoden und Ergebnisse bei der künstlerischen Gestaltung sozialistischer Zukunftsvorstellungen im Film unter besonderer Berücksichtigung der Erfahrungen der AG defa-futurum dargestellt. Ziel von defa futurum war eine filmische sozialistische Antwort auf die so genannte bürgerliche Futurologie, deren Einfluss, unter anderem durch das westdeutsche Fernsehen, Hellwig in der DDR fürchtete.

Wichtigste Merkmale der Gruppe waren das Arbeitsprinzip Werkstatt Zukunft und der so genannte Nicht-Spielfilm; ein Begriff, den Hellwig von dem sowjetischen Filmregisseur Dsiga Wertow übernahm.

Nach 1980 verzichtete Hellwig auf eine weitere Auseinandersetzung mit der zukünftigen Entwicklung in der DDR und produzierte Dokumentationen zur deutschen Geschichte wie Im Land der Adler und Kreuze – Bilder aus der deutschen Geschichte (1980) und Kaiser, Könige und Soldaten (1981) oder Tierfilme wie Tier- und Jagdgeschichten (5 Teile, 1982–1988). Nach der Auflösung der KAG futurum 1991 war Hellwig als künstlerischer Berater bei mehreren Dokumentationen zur deutschen Geschichte tätig.

Preise

  • 1959, Leipzig, Hauptpreis für „Ein Tagebuch für Anne Frank“.
  • 1970 Kunstpreis der DDR (im Kollektiv) für „Hier bin ich Mensch“.
  • 1974 Kunstpreis der DDR (im Kollektiv) für „Wer die Erde liebt“.
  • 1979 Nationalpreis der DDR II. Klasse (im Kollektiv) für das Gesamtwerk.

Publikationen

  • Mit Armin Müller unter anderem: Kampf um Deutschland, Berlin (Ost) 1968.
  • Mit Claus Ritter: Papas Kino. Auch eine „Sitten“-Geschichte vom Film, Berlin (Ost) 1964.
  • Mit Claus Ritter: Mach Dir ein paar schöne Stunden … (geh ins Kino), Berlin (Ost) 1963.
  • Mit Wolfgang Weiss: So macht man Kanzler, Berlin (Ost) 1962.
  • Mit Hans Oley: Bilderbuch vom starken Mann, Berlin (Ost) 1962.
  • Der Fall Heusinger, Berlin (Ost) 1959.

Literatur

  • Eintrag Joachim Hellwig in: Günter Jordan/Ralf Schenk (Redaktion): Schwarzweiß und Farbe. DEFA-Dokumentarfilme 1946–92, Berlin 1996, S. 401f.
  • Rolf Liebmann: Filmdokumentaristen der DDR, Berlin (Ost) 1969.
  • Sonja Fritzsche: East Germany´s Werkstatt Zukunft: Futurology and the Science Fiction Films of defa-futurum, in: German studies review, Bd. 29, H. 2 (2006), S. 367–386.

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