Johann Konrad Spangenberg

Johann Konrad Spangenberg

Johann Konrad Spangenberg, auch Johann Conrad Spangenberg (* 25. Januar 1711 in Homberg (Efze); † 19. Dezember 1783 in Marburg) war ein deutscher Mathematiker, Philosoph, Hochschullehrer und Anhänger eines freimaurerischen Hochgradsystems.

Inhaltsverzeichnis

Lebens- und Berufsweg

Johann Konrad Spangenberg war der Sohn eines gleichnamigen Landbereiters[1] in Homberg und dessen Ehefrau Katharina Elisabeth, geb. Adams, der Tochter eines Predigers. Schon sehr früh erwies er sich als sehr gelehrig, sodass er sich bereits 1726 als Fünfzehnjähriger an der Universität Marburg einschreiben konnte. Nach dem Willen seiner Eltern studierte er zunächst evangelische Theologie, wechselte aber 1728 unter dem Einfluss des Philosophen und Mathematikers Christian Wolff ins Fach Mathematik. Nebenher erlernte er eine ganze Reihe fremder Sprachen, darunter Hebräisch, Arabisch, Chaldäisch, Syrisch und Griechisch, aber auch Englisch, Französisch, Italienisch, Polnisch und Russisch. Christian Wolff übertrug ihm recht bald in der Mathematik Lehraufgaben für Studienanfänger.

Im Jahr Sommersemester 1737 begab sich Spangenberg auf eine Studienreise, zunächst nach Erlangen, dann zum Wintersemester nach Basel, wo er bis Februar 1738 blieb. Hier trat er mit Daniel Bernoulli in Kontakt.

Nach Marburg zurückgekehrt, nahm er wieder seine Lehrverpflichtungen in der Mathematik, besonders in Algebra wahr. Nach der Rückkehr Christian Wolffs an die Universität Halle beantragte Spangenberg 1841 die Erteilung einer Professur. Er wurde zum ordentlichen Professor der Mathematik, mit der Erlaubnis alle Teile der Philosophie zu lehren, ernannt und ihm wurde das Gehalt eines Philosophieprofessor bewilligt. Seine Antrittsvorlesung hiet er am 30. August 1742. Spangenbergs Lehre umfasste neben der reinen und angewandten Mathematik auch Logik und Metaphysik sowie Ethik, Politik und Naturrecht. Er war zwischen 1743 und 1757 mehrfach Dekan der Philiosophischen Fakultät. Zu seinen Schülern zählten u. a. die Theologen Gottfried Schwarz und Johann Nikolaus Seip, der Orientalist Johann Wilhelm Schröder sowie noch vor seiner Ernennung zum Professor der als Student zu Christian Wolff gekommene russische Gelehrte Michail Wassiljewitsch Lomonossow.

Spangenberg ließ sich im Jahr 1765 aus Gesundheitsgründen von seinen beruflichen Pflichten entbinden.

Lebensweise im Alter

Nach Entlassung aus den Pflichten des Professorenamts verkaufte Spangenberg Haus- und Grundbesitz sowie alle beweglichen Güter bis auf das Allernotwendigste und gab die Hälfte des Erlöses an die Armen. Er entließ sein Dienstpersonal und „bediente sich in allen Stücken selbst, worin er sich sonst hatte bedienen lassen und lebte äusserst mässig in Speise und Trank bis an Ende seines Lebens. Nur Gott und religiösen Betrachtungen wollte er in Einsamkeit seine übrigen Tage widmen“ (Strieder, S. 170). Am Ende seines Lebenswegs war er auf wohltätige Unterstützung anderer angewiesen, die er auch dann noch immer mit Notleidenden zu teilen trachtete. Dieses Verhalten trug ihm den Ruf eines „Sonderlings“ und „religiösen Schwärmers“ ein.

Rolle in der Freimaurerei

Spangenberg gehörte in seinem Wirkungsort Marburg nach Ausweis der vorhandenen Dokumente keiner der dortigen Freimaurerlogen an. Allerdings benennt ihn der Hochgrad-Freimaurer und ehemalige Rosenkreuzer Hans Heinrich von Ecker und Eckhoffen in seiner Schrift Abfertigung an den ungenannten Verfasser der verbreiteten sogannten Authentischen Nachricht von den Ritter- und Brüder-Eingeweihten aus Asien (Hamburg 1788, S. 12) als tätiges Mitglied des Ordens der Ritter und Brüder St. Johannis des Evangelisten aus Asien in Europa, der auch unter der Bezeichnung Asiatische Brüder bekannt ist und eine im Wesentlichen rosenkreuzerische und kabbalistische Grundtendenz vertrat. Der Orden spielte eine zentrale Rolle bei der ersten Aufnahme jüdischer Mitglieder in die Freimaurerei auf dem europäischen Kontinent.[2] — Der erwähnte asketische Lebenswandel Spangenbergs im Alter könnte sich aus der Zugehörigkeit zu diesem Orden (bzw. zu gleichgesinnten Vorgängergesellschaften) erklären.

Quellen

  • Catalogus Professorum Academiae Marburgensis. Bearb. v. Franz Gundlach. Marburg: Elwert 1927, S. 371.
  • Friedrich Wilhelm Strieder: Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten- und Schriftstellergeschichte. Band 16, hrsg. D. Ludwig Wachler. Marburg 1812, S. 166-172.
  • Stefan Redies: Freimaurer, Tempelritter, Rosenkreuzer. Zur Geschichte der Geheimbünde in Marburg im 18. Jahrhundert. Marburg: Tectum 1998.

Einzelnachweise

  1. Landbereiter
  2. Asiatische Brüder

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Spangenberg (Begriffsklärung) — Spangenberg ist der Name folgender Orte: Spangenberg im Schwalm Eder Kreis in Hessen, mit Schloss Spangenberg Burg Spangenberg in Neustadt an der Weinstraße in Rheinland Pfalz Spangenberg ist der Familienname folgender Personen: Alfred… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Nikolaus Seip — (* 20. Dezember 1724 in Marburg; † 24. September 1789 ebenda) war ein deutscher lutherischer Theologe. Leben Der Sohn des Kaufmanns Heinrich Daniel Seip und dessen Frau Anne Elisabeth, die Tochter des Marburger Bürgermeisters Johann Nikolaus Rabe …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Wilhelm Schröder — (* 15. Juni 1726 in Marburg; † 8. März 1793 ebenda) war ein deutscher Orientalist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Werke 4 L …   Deutsch Wikipedia

  • Konrad IV. von Hanau — Konrad von Hanau († 1383), in der Regel „Konz“ genannt, war Benediktiner und Fürstabt des Klosters Fulda Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Karriere 3 Fürstabt von Fulda 3.1 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Philipps-Universität Marburg — Persönlichkeiten der Philipps Universität Marburg Inhaltsverzeichnis 1 Professoren 1.1 Theologie 1.2 Rechtswissenschaften 1.3 Wirtschaftswissenschaften …   Deutsch Wikipedia

  • Homberg (Efze) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Gottfried Schwarz (Theologe) — Gottfried Schwarz (* 19. November 1707 in Iglau; † 13. November 1786 in Rinteln) war ein deutscher evangelischer Theologe. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Familie …   Deutsch Wikipedia

  • Asiatische Brüder — ist die Kurzbezeichnung für ein freimaurerisches Hochgrad System, das 1782 von Hans Heinrich von Ecker und Eckhoffen ausgearbeitet und durch ihn und seinen Bruder Hans Karl besonders in den österreichischen Erblanden, aber auch in Norddeutschland …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Reformatoren — In dieser Liste sind alle Reformatoren der Reformationszeit im engeren Sinne erfasst. A Georg Aemilius Johannes Aepinus Johannes Agricola Ludwig Agricola Mikael Agricola Stephan Agricola Erasmus Alber Matthäus Alber Alexander Alesius Symphorian… …   Deutsch Wikipedia

  • Persönlichkeiten Wittenberg — Hier sind alle Persönlichkeiten der Lutherstadt Wittenberg erfasst, deren Wirken eng mit der Lutherstadt und der Universität Wittenberg verbunden ist. Dies berührt ausschließlich Persönlichkeiten, bei denen der Bezug zu Wittenberg im Lebenslauf… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”