Johann Lorenz Schmidt

Johann Lorenz Schmidt

Johann Lorenz Schmidt (* 13. Dezember 1900 in Budapest als László Radványi; † 3. Juli 1978 in Berlin) war ein deutscher Soziologe und Wirtschaftswissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Radványi studierte 1918/19 Volkswirtschaft und Philosophie an der Universität Budapest und engagierte sich in der revolutionären Studentenbewegung. Er nahm am antimilitaristischen Galilei-Kreis teil und wurde als Hörer der Vorlesungen an der Budapester Freien Schule für Geisteswissenschaften, an der u.a. Georg Lukács lehrte, zum Sonntagskreis eingeladen.

Nach dem Sturz der ungarischen Räterepublik 1919 floh Radványi nach Deutschland und studierte 1920 bis 1923 Philosophie, Psychologie, Soziologie und Volkswirtschaft an der Universität Heidelberg. Hier wurde er bei Karl Jaspers zum Dr. phil. promoviert. Anschließend arbeitete er als Buchhändler und 1925 bis 1930 unter dem Namen Johann-Lorenz Schmidt als Ökonom an der sowjetischen Handelsvertretung in Berlin. Seit 1924 Mitglied der KPD, war er außerdem Mitarbeiter des ZK der KPD und Mitbegründer der Marxistischen Arbeiterschule (MASCH). Am 20. August 1925 heiratete er Anna Seghers.

Im Februar 1933 emigrierte Schmidt mit seiner Familie nach Paris, wo er die Freie Deutsche Hochschule für deutsche Studenten im Exil mitbegründete und von 1934 bis 1939 leitete. Nach Einmarsch der deutschen Truppen wurde er 1940 in Le Vernet und Les Milles interniert. Es gelang es ihm aber 1941, mit seiner Familie nach Mexiko auszureisen, wo er als Hochschullehrer an der Universidad Obrera de Mexico und ab 1944 an der Nationaluniversität Mexikos tätig wurde. 1946 wurde er mexikanischer Staatsbürger.

1952 (fünf Jahre nach seiner Ehefrau Anna Seghers) kehrte Schmidt nach Ost-Berlin zurück, wo er an der Humboldt-Universität zu Berlin einen Lehrstuhl für Probleme des gegenwärtigen Imperialismus erhielt. 1954 bis 1965 war er Abteilungsleiter am Institut für Wirtschaftswissenschaften der Akademie der Wissenschaften der DDR.

Schmidt war seit 1961 Präsident der Deutsch-Lateinamerikanischen Gesellschaft, der späteren Freundschaftsgesellschaft DDR-Lateinamerika. 1971 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Silber, 1981 in Gold.

Werke (Auswahl)

  • Der Chiliasmus: ein Versuch zur Erkenntnis der chiliastischen Idee und des chiliastischen Handelns. Budapest: Lukács Archívum 1985. Dissertation Heidelberg 1923.
  • Probleme des Neokolonialismus: die Besonderheiten des westdeutschen Neokolonialismus. Berlin: Akademie-Verlag 1963.
  • Die Entwicklungsländer: Ursprung, Lage, Perspektive. Berlin: Verlag Die Wirtschaft 1974.
  • Internationale Konzerne. Berlin: Verlag Die Wirtschaft 1981.

Literatur

Weblinks


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