Johann Trnka

Johann Trnka

Johann Trnka († 24. März 1950 in Wien) war ein österreichischer Raubmörder, der für seine Delikte zum Tod verurteilt wurde. Die Verurteilung und Hinrichtung Trnkas war die letzte Verhängung der Todesstrafe nach österreichischem Recht.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Um Radioapparate zu stehlen, gab sich Johann Trnka im Jahr 1946 als Maler aus und verschaffte sich so Zutritt in die Wohnungen zweier älterer Frauen in Wien. Er überfiel sie, raubte sie aus und ermordete sie. Für diese Raubmorde wurde Trnka angeklagt, der Prozess fand im Landesgericht für Strafsachen Wien, dem so genannten „Grauen Haus“, unter dem Vorsitz von Landesgerichtspräsident Dr. Otto Nahrhaft[1] statt. Trnka wurde zum Tod verurteilt und in der Hinrichtungsstätte des „Grauen Hauses“ am 24. März 1950 gehängt. Als Scharfrichter fungierte ein Kinogehilfe, der schon im Ständestaat dem Scharfrichter bei Hinrichtungen auf dem Würgegalgen behilflich gewesen war.

Rechtsgrundlagen

Die Verurteilung Trnkas wegen Mordes erfolgte nach österreichischem Recht der Zweiten Republik.[2] Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Todesstrafe in Österreich im ordentlichen Verfahren für Mord wieder für zulässig erklärt worden. Im Jahre 1950 wurde sie schließlich wieder aus den Gesetzbüchern gestrichen. Im Militärrecht blieb sie weiter verankert.[3] Die Hinrichtung Trnkas war die 31. und letzte eines von einem österreichischen Gericht in der Nachkriegszeit zum Tode verurteilten Verbrechers.[4] Am 24. Juli 1949 war der Gelegenheitsarbeiter und sechsfache Raubmörder Franz Löcker in Graz durch den Strang gestorben.[5] Am 7. Februar 1968 beschloss der Nationalrat einstimmig, die Möglichkeit zur Schaffung von Standgerichten oder anderen Formen einer Ausnahmegerichtsbarkeit aus der Verfassung zu streichen. Artikel 85 B-VG lautet seither: „Die Todesstrafe ist abgeschafft.“[6]

Die letzte Hinrichtung auf österreichischem Staatsgebiet wurde im Februar 1955 vollzogen. Sie erfolgte nach alliiertem Recht durch die amerikanische Besatzungsmacht und wurde an einem Lageraufseher des KZ Mauthausen vollzogen.

Literatur

  • Anna Ehrlich: „Vom Ende des Schreckens bis heute – Die Bewältigung der Vergangenheit“, in: Hexen, Mörder, Henker – Die Kriminalgeschichte Österreichs vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Wien 2006, S. 229
  • „... wird mit dem Tode bestraft!“, in: Öffentliche Sicherheit 5-6/10, Forum Justizgeschichte, S. 30 f. ([1] Online-Ressource)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Foto von Dr. Nahrhaft bei einer Urteilsverkündung 1950.
  2. Roland Miklau: Die Überwindung der Todesstrafe in Österreich und in Europa. In: Erika Weinzierl, Oliver Rathkolb, Rudolf G. Ardelt und Siegfried Mattl (Hrsg.): Justiz und Zeitgeschichte, Symposionsbeiträge 1976–1993. Wien 1995, Band 1, S. 723; Karl Haas: Zur Frage der Todesstrafe in Österreich 1945 bis 1950. S. 403. Neue Forschungsergebnisse zum Vollzug von Todesurteilen der österreichischen Volksgerichte und der ordentlichen Strafgerichte nach 1945 werden in einem Aufsatz von Martin F. Polaschek und Bernhard Sebl in dem für 2008 von Heimo Halbrainer, Claudia Kuretsidis-Haider und Elisabeth Ebner vorbereiteten Sammelband Todesstrafe (= Veröffentlichungen der Forschungsstelle Nachkriegsjustiz, 2) publiziert werden. www.todesstrafe.at.
  3. Die Geschichte der Todesstrafe in Österreich.
  4. Miklau, wie oben, 726. Miklau hebt hervor (722 f.), dass die Niederlage der Bundesregierung am 24. Mai 1950 Resultat einer geheimen Abstimmung gewesen sei. Mit diesem Abstimmungsmodus reagierte das Parlament offenbar auf den Druck der Öffentlichkeit zur Beibehaltung der Todesstrafe.
  5. „Vor 60 Jahren letzte Hinrichtung in der Steiermark“.
  6. Miklau, wie oben, 726. Miklau hebt hervor (722 f.), dass die Niederlage der Bundesregierung am 24. Mai 1950 Resultat einer geheimen Abstimmung gewesen sei. Mit diesem Abstimmungsmodus reagierte das Parlament offenbar auf den Druck der Öffentlichkeit zur Beibehaltung der Todesstrafe.

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