Cem (Religion)

Cem (Religion)

Cem, eigentlich Cem Ayini, ist ein religiöses Ritual der Aleviten und Bektaschi.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft des Wortes "Cem"

Das Wort wird im heutigen Türkischen für religiöse Zeremonien benutzt und ist aus dem Arabischen[1] entlehnt :

  • das arabische Wort dschamʿ (جمع) = Versammlung

Der Vorname Cem stammt aus dem Persischen und hat keinen Zusammenhang zur religiösen Zeremonie.[1]

Bedeutungen für die Aleviten

Das arabische Wort dschamʿ, Versammlung, findet sich auch im türkisierten Wort cemaat, Treffen oder Gemeinde, und wird unabhängig von religiösen Ritualen verwendet. In dieser Bedeutung entspricht Cem der muslimischen Moschee, hat aber nicht dieselbe Funktion.

Die beiden persischen Wörter stammen aus der iranischen und zoroastrischen Mythologie, welche die islamische Mystik (Sufismus) stark beeinflusst hat. Als zusammenhängender Begriff Dschām-e Dscham (جام جم), Kelch des Dschamischid, haben die beiden Wörter eine sehr bedeutsame Symbolik in der persisch-islamischen Mystik und beziehen sich überwiegend auf das altiranische Neujahrsfest Nouruz, den bedeutendsten Feiertag des Zoroastrismus (siehe auch: Iranische Mythologie).

Der Dschām-e Dscham, welcher symbolisch die höchste Form der göttlichen Erkenntnis beschreibt, ist in der persischsprachigen, mystischen Poesie sehr beliebt. Wer aus dem Kelch trinkt, erlebt die gesamte Schönheit der göttlichen Schöpfung und verliert sich selbst im Göttlichen (wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine post-islamische "Erinnerung" der Perser an den alten Soma-Kult der Indoiraner). Von orthodoxen Muslimen wird diese Symbolik als Genuss von Alkohol und somit als unislamisch missinterpretiert, was immer wieder zu brutalen Verfolgungen der Sufis oder auch der Aleviten geführt hat.

Die ursprünglich rein symbolische Bedeutung des Dschâm-e Dscham wurde im Laufe der Zeit praktisch in die religiösen Rituale der Aleviten übernommen. So wird zum Beispiel während eines Cem (= arabisch dschamʿ, Versammlung) ein Kelch (= Cem = persisch dschām) herumgereicht und somit das Cem ayini (= persisch āyîn-e dscham, Ritual des Dscham) "nachgespielt".

Ihren Weg in die religiösen Praktiken der Aleviten fanden diese Begriffe über persische Mystiker und Dichter, allen voran durch den zentralasiatischen Mystiker Baktāsch Wali, weswegen die Aleviten auch als Bektaşi-Aleviten oder Bektaşi-Kizilbasch bekannt sind.

Siehe auch

Literatur

  • Irène Mélikoff, Hadji Bektach: Un mythe et ses avatars. Genèse et évolution du soufisme populaire en Turquie. Leiden 1998, ISBN 90-04-10954-4. (Islamic History and Civilization, Studies and Texts, volume 20)
  • Annemarie Schimmel: Sufismus - Eine Einführung in die islamische Mystik. München 2000, ISBN 3-406-46028-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Etymologisches Wörterbuch der türkischen Sprache

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