Johannisfriedhof (Osnabrück)

Johannisfriedhof (Osnabrück)
Totengräberhaus von 1808
Die 1875 vollendete neugotische Friedhofskapelle steht unter Denkmalschutz
Kriegsgräberfeld Erster Weltkrieg
Kriegsgräberfeld Zweiter Weltkrieg

Der Johannisfriedhof (ursprünglich Neustädter Todtenhöfe und Todtenhof vor dem Johannisthore) ist ein Friedhof in der niedersächsischen Stadt Osnabrück. Auf ihm befinden sich Grabstätten bekannter Osnabrücker Persönlichkeiten und Familien. Seine Umwandlung in eine öffentliche Grünfläche ist nach Ablauf der letzten Liegezeiten im Jahr 2015 vorgesehen. Der Friedhof befindet sich westlich der Iburger Straße (Bundesstraße 51) am Hauswörmannsweg; er wird von der Magdalenenstraße geteilt. Die Friedhofskapelle, Umfassungsmauern und Wandgräber stehen unter Denkmalschutz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bis zum frühen 19. Jahrhundert befanden sich die Friedhöfe in Osnabrück an den Hauptkirchen, Klöstern und Hospitälern. Sie waren überbelegt, kurze Liegezeiten verursachten Hygieneprobleme. Der Magistrat plante ab 1803 die Neuanlage von Friedhöfen. Umgesetzt wurden die Pläne in der Zeit der Zugehörigkeit Osnabrücks zum Königreich Westphalen unter Jérôme Bonaparte, nachdem die Nutzung der bis dahin bestehenden ab 1. April 1808 vom Präfekten der königlichen Regierung untersagt worden war.

Für die Bewohner der Neustadt und der südlich der Stadt gelegenen Bauerschaften wurde eine Fläche vorgesehen, die sich in privatem Besitz befand und für rund 67 Reichstaler gekauft wurde. Angelegt wurde zunächst ein Friedhof, dessen östliche Ecke an die heutige Iburger Straße heranreicht. Sie wird als 1. Abteilung bezeichnet. Auf der gegenüberliegenden Ecke wurde 1808 das Totengräberhaus errichtet. Es kostete 65 Reichstaler und wurde von dem Maurermeister Holthaus errichtet.

1874 wurde der Bau der Friedhofskapelle im Stil der Neugotik aus Sandstein begonnen. Sie wurde von dem Maurermeister Wilhelm Pfropfe geplant und 1875 fertiggestellt. Auf Wunsch des Stadtbaumeisters Emil Hackländer (1830–1902) wurde sie für Fälle von Scheintod mit Glockenzügen ausgestattet. Die Torpfeiler am Eingang zum Friedhof stammen von dem Bildhauer Franz Wagner.

Das Hochkreuz im Zentrum der 1. Abteilung wurde 1887 aus Obernkirchener Sandstein errichtet. Es steht auf einem Sockel aus Ibbenbürener Sandstein.

Ab 1850 reichte der Friedhof nicht mehr aus. Für den Zweiten Johannis-Todtenhof kaufte die Stadt Gelände von der Klosterkammer, das 1859 als Friedhof angelegt wurde. Die dritte Abteilung folgte 1871. 1876 wurde der Jüdische Friedhof angelegt. 1885 kam der vierte Johannistotenhof hinzu. Die Planungen für den fünften Friedhof begannen 1905. Das Gelände befand sich ebenfalls im Besitz der Klosterkammer. Nach mehrjährigen Auseinandersetzungen um den Kaufpreis erwarb die Stadt die Fläche 1909 für 50.000 Mark. Zwischen dem vierten und fünften Friedhof wurde 1912 eine von dem Stadtbaumeister Lehrmann geplante Toranlage mit zwei Gebäuden errichtet. In der fünften Abteilung befindet sich das Kriegsgräberfeld für die Toten des Ersten Weltkriegs. Hier sind auch kriegsgefangene Russen, Serben und Finnen beigesetzt. Das Kriegsgräberfeld für die Toten des Zweiten Weltkriegs wurde auf dem ältesten Friedhofsteil angelegt.

1965 beschloss der Stadtrat, sowohl den Hasefriedhof als auch den Johannisfriedhof Ende 2000 zu schließen, nachdem die Beisetzungen abgenommen hatten und nur noch Erbbegräbnisstellen belegt wurden. Erdbestattungen waren noch bis 1985 möglich, Urnenbeisetzungen bis 1995.

2015 soll der Friedhof nach Ablauf der letzten Liegezeiten entwidmet werden.

Grabstätten

Clemens Lipper

Das älteste erhaltene Grabmal auf dem Friedhof ist der Grabpfeiler für Clemens Lipper (1742–1813). Lipper gehörte dem Kollegiatsstift von St. Johann an und war als Baumeister des Klassizismus tätig.

Herbord Sigismund Ludwig von Bar

Herbord Sigismund Ludwig von Bar (1765–1844) war Landdrost und damit höchster hannoverscher Verwaltungsbeamter seiner Zeit in Osnabrück. Für sich und seine Frau Regine Catharine Charlotte von Bar, gebürtig Dürfeld (1769–1834) kaufte er 1825 vier Mauergräber. Nach seinem Tod wurden für das Ehepaar zwei Grabmonumente errichtet, die in Form von Sarkophagen ausgeführt sind.

Johann Mathias Seling

Johann Mathias Seling (1792–1860) wurde in Gesmold geboren, besuchte das Gymnasium Carolinum, studierte Theologie in Münster, arbeitete an seiner früheren Schule als Lehrer, bis er diese Tätigkeit wegen einer Augenerkrankung aufgab. Er wurde Pfarrkaplan an St. Johann und war in dieser Funktion bis zu seinem Tod tätig.

Franz Hecker

Der Maler und Grafiker Franz Hecker (1870–1944), der auch als Musiker begabt war, fand seine letzte Ruhestätte im Heckerschen Familiengrab. Hecker kam im Zweiten Weltkrieg beim Bombardement Osnabrücks ums Leben.

Familie Wieman-Grothaus

Bekannteste Mitglieder der Osnabrücker Familie Wieman sind der Schriftsteller Bernard Wieman (1872–1940) und sein Neffe, der Schauspieler Mathias Wieman (1902–1962). Beide fanden ihre letzte Ruhestätte in der Grabstätte der Familie Wieman-Grothaus, die der Kaufmann Carl Philipp Wieman 1900 gekauft hatte. Errichtet wurde die Grabanlage aus Muschelkalk von dem Architekten Erich Goßling; der Berliner Bildhauer Richard Engelmann schuf das Relief mit der Kreuztragung Christi sowie einen Putto (1919). Carl Philipp Wiemann gründete 1900 die C. P. Wieman-Grothaus-Stiftung, zu deren Obliegenheiten die Pflege der Grabstätte gehört. Auch die Urne von Erika Meingast (1901–1972), Witwe Mathias Wiemans, wurde in Osnabrück beigesetzt.

Gustav Tweer

Gustav Tweer (1893–1916) war ein in Osnabrück geborener Flugpionier. Der erste deutsche Sturz- und Schleifenflieger starb 1916 beim Einfliegen eines neuen Flugzeugtyps.

Landschaftsgrab Hammersen

Im Jugendstil gestaltet ist eine von zwei Grabstätten auf dem Johannisfriedhof der Osnabrücker Unternehmerfamilie Hammersen. Die Familie betrieb eine nicht mehr bestehende Weberei. Die weiträumige Grabfläche kaufte Henriette Hammersen 1908 nach dem Tod ihres Mannes Hermann Hammersen, Sohn des Unternehmensgründers Friedrich Heinrich Hammersen. Henriette Hammersen, gebürtig Smith, war in Norwegen aufgewachsen und verzichtete norwegischem Brauch folgend auf Grabsteine mit Inschriften. Die Bronzepforte ist mit den Initialen H. H. versehen.

Literatur

Ernst Kosche: Gänge über den Johannisfriedhof. Förderkreis Hasefriedhof – Johannisfriedhof e. V. (Hrsg.) Osnabrück 2007 ISBN 978-3-00-023162-9

Weblinks

 Commons: Johannisfriedhof Osnabrück – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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