- John Barnett Humphreys
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John Barnett Humphreys Jr. (* 1787 in London; † ?) war ein Ingenieur und Schiffbauer und ein Pionier der Dampfschifffahrt in Deutschland. Er war der Sohn eines in Hamburg lebenden schottischen Kaufmanns. Seine genauen Lebensdaten sind nicht überliefert bzw. nicht bekannt. Am 12. Oktober 1815 erhielt er von der königlich-preußischen Regierung ein Patent bzw. Privileg, die „eigentümliche Methode, Dampfmaschinen zum Forttreiben von Schiffsgefäßen zu benutzen“, in Preußen nutzen zu dürfen. Das Patent war zunächst auf zehn Jahre befristet, wurde später aber bis Ende 1831 verlängert.
Inhaltsverzeichnis
Werk
Humphreys legte am Westufer der Havel in Pichelsdorf bei Spandau seine Werft bzw. „Dampfboot-Baustelle“ an. Das Grundstück lag vermutlich unterhalb der heutigen Freybrücke. Dort legten er und sein Mechaniker Benjamin Biram am 21. Juni 1816 ihr erstes Schiff auf Kiel. Am 14. September 1816 lief die Prinzessin Charlotte von Preußen vom Stapel, das erste in Deutschland gebaute Dampfschiff.[1] Um die Arbeiten zügig beenden zu können, war Humphreys gezwungen, seine Werft gegen Ende der Bauzeit zwei Wochen lang für das Publikum zu schließen, so groß war das Interesse der Berliner und Spandauer Bevölkerung an seinem Unternehmen. Die Prinzessin Charlotte war ein Mittelraddampfer von etwa 40 m Länge und 5,80 m Breite. Sie wurde durch ein in der Mitte liegendes Schaufelrad mit 8 Schaufeln und einem Querschnitt von 1,22 Meter angetrieben. Diese im Gegensatz zu den sonst üblichen Seiten-Raddampfern gewählte Konstruktion sollte die gefahrlose Durchfahrt unter engen Brücken gewährleisten, erwies sich aber als Antriebsform als wenig effektiv. Der Antrieb bestand, wie bei allen von Humphreys von 1816 bis 1819 an der Havel gebauten fünf Raddampfern, aus einer aus England gelieferten Niederdruckdampfmaschine von Boulton & Watt; sie leistete 14 PS. Der Schornstein war 9 m hoch.
Im Mai 1817 gründeten Vater und Sohn Humpreys die „Königlich Preußische patentierte Dampfschiffahrts-Gesellschaft zu Berlin“, die auch ein Kontor in Hamburg eröffnete, und im Juni 1817 begann die Gesellschaft den regelmäßigen Passagier- und Postdienst mit der Prinzessin Charlotte auf Havel und Spree zwischen Berlin (Tiergarten), Charlottenburg, Spandau und Potsdam.
Am 15. März 1817 lief der Seitenraddampfer Kurier (14 PS) in Pichelsdorf vom Stapel, und im November 1817 folgte die Stadt Magdeburg (20 PS, sowie ein 16 m hoher Mast zum Setzen von Rahsegeln). Mit diesen zwei Schiffen richteten die beiden Humphreys’ einen Liniendienst für Personen- und Güterverkehr zwischen Berlin und Hamburg ein.
1818 verlegte Humphreys seine Werft von Pichelsdorf an die heutige Schiffbauergasse in Potsdam. Dort lief am 3. August 1818 der Raddampfer Friedrich Wilhelm III. (20 PS) vom Stapel. Ein Jahr später, am 16. Oktober 1819, folgte die Fürst Blücher (zwei Maschinen zu je 20 PS), mit einer Länge von 61 m und einer Breite von 7,60 m das damals größte Dampfschiff Deutschlands.[2] Beide Schiffe wurden von der Königlich Preußischen patentierten Dampfschiffahrts-Gesellschaft ebenfalls im Liniendienst zwischen Berlin und Hamburg eingesetzt.
Weder die Werft noch die Schifffahrtsunternehmen brachten längerfristig wirtschaftlichen Erfolg. Der Berliner Passagier- und Postdienst der Prinzessin Charlotte wurde schon im Oktober 1818 eingestellt. Das Schiff wurde 1824 verkauft und abgewrackt. Die Werft in Potsdam verkaufte Humphreys 1819 an den preußischen Staat. Sie wurde im Jahre 1821 geschlossen. Der Liniendienst zwischen Berlin und Hamburg wurde 1821/22 nach einem Patentstreit mit der Krone beendet. Die Königlich Preußische patentierte Dampfschiffahrts-Gesellschaft ging 1824 in Bankrott. Ihre Schiffe wurden 1824/25 versteigert.
John Barnett Humphreys, der 1819 zum Ehrenbürger der Stadt Potsdam ernannt worden war, verließ Preußen. Er wirkte später in Southampton und erhielt noch 1838 ein englisches Patent für eine Verbesserung in der Schiffbautechnik. In Potsdam erinnern heute die Schiffbauergasse und ein nach ihm benanntes Restaurantschiff an ihn.
Literatur
- Werner Jaeger: Das Mittelrad-Dampfschiff Prinzessin Charlotte von Preussen 1816, Schriften des Deutschen Schiffahrtmuseums, Band 7, Verlag Gerhard Stalling AG, Oldenburg/Hamburg, 1977, ISBN 3-7979-1883-6
- Harry Methling, „Mittelraddampfer "Prinzessin Charlotte von Preußen", das erste in Deutschland gebaute Dampfschiff,“ in: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte, Band 12, 1961 (S. 72-75)
- Segler und Dampfer auf Havel und Spree Paepke, Rook Brandenburgisches Verlagshaus / ISBN 3894880325
- Kurt Groggert: Personenschiffahrt auf Havel und Spree Berliner Beiträge zur Technikgeschichte und Industriekultur, Bd. 10, Nicolaische Verlagsbuchhandlung Berlin, 1988, ISBN 3-7759-0153-1
Weblinks
- Bild des Dampfschiffs "Prinzessin Charlotte von Preußen" auf der Spree in der Nähe des Schlosses Bellevue (Friedrich August Calau, 1818)
- Immo Sievers, „Preußen haben in England spioniert: Eine Pichelsdorfer Werft stellte vor 180 Jahren das erste deutsche Dampfschiff her.“ In: Berliner Zeitung, 17. September 1996 (Textarchiv)
- Hans-Joachim Uhlemann, „250 Kilogramm Kohlen pro Stunde: Das erste Dampfschiff fuhr 1816 auf der Havel.“ In: Berliner Zeitung, 8. Januar 1994 (Textarchiv)
- Alex W. Hinrichsen: „Die ersten 35 Jahre der Personen-Dampfschiffahrt.“ In: Reiseleben, Heft 12, 1986
- Tristan Micke: „Die ersten Dampfschiffe in Preußen“, in Herbst-Blatt Treptow-Köpenick, 11. Jahrgang, Nr. 66, März/April 2007 (S. 22)
Einzelnachweise
- ↑ Das erste in Deutschland von einem deutschen Schiffbauer konstruierte Dampfschiff war der Raddampfer Die Weser, der am 30. Dezember 1816 in Vegesack vom Stapel lief.
- ↑ http://www.john-barnett.de/1259947.htm
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