Josef Rosemeyer

Josef Rosemeyer

Josef Rosemeyer, auch Joseph Rosemeyer, (* 13. März 1872 in Löningen; † 1. Dezember 1919 in Köln) war ein deutscher Bahnradfahrer, Erfinder und Unternehmer.

Inhaltsverzeichnis

Radsport-Laufbahn

1896 nahm Josef Rosemeyer als Mitglied der deutschen Mannschaft an den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit in Athen teil. Er startete in vier Disziplinen auf dem Velodrom Neo Faliro: Im 10-Kilometer-Rennen wurde er Vierter (das genaue Ergebnis ist nicht bekannt), im 333⅓-Meter-Zeitfahren wurde er mit 27,2 Sekunden Achter und damit Letzter. Das Rennen über 2000 Meter konnte er wegen Probleme mit seinem Fahrrad nicht beenden und wurde daher ebenso Letzter wie auch beim 100-Kilometer-Rennen.

Rosemeyers Nominierung für die Olympischen Spiele waren 1895 Erfolge auf deutschen Radrennbahnen vorausgegangen, drei Siege, zwei zweite und vier dritte Plätze. In einer Rangliste der „Herrenfahrer“ belegte er Platz 23 und war 1895 als einer von elf Amateuren für die Bahn-Radweltmeisterschaften in Köln gemeldet, wo er jedoch keinen Erfolg erringen konnte. Eine Zeitlang hielt er auch den deutschen Rekord über 100 Kilometer.

Erfinder und Unternehmer

Josef Rosemeyers Vater betrieb eine Schlosserei in Lingen, die auf die Fertigung von feuer- und diebstahlsicheren Geld-, Bücher- und Dokumentenschränken spezialisiert war sowie von Dezimalwaagen und Bohnenmühlen. Nach dem Tode des Vaters im Jahre 1889 führte Josef Rosemeyer als ältester von sieben Söhnen gemeinsam mit der Mutter das Geschäft weiter, Fahr- und später auch Motorräder wurden in das Sortiment aufgenommen. Rosemeyer selbst besaß eines der ersten Motorräder in Lingen, „dass unsere stete große Sorge war, weil es nie ging“, so einer der Brüder.[1][2] Schließlich wurden 1897 eigene Fahrräder der Marke Rex produziert. Zudem engagierte sich Rosemeyer für den Radsport in seiner Heimatstadt, gründete den „Radfahrer-Verein Lingen“, organisierte Rennen und initiierte den Bau einer 333,3 Meter langen Radrennbahn.

1897 erfand Josef Rosemeyer eine elektrische Bogenlampe, die er 1898 als Deutsches Reichspatent anmeldete. 1899 schied er aus dem Familienbetrieb aus und zog im folgenden Jahr nach Köln. Dort gründete er 1900 in Köln-Sülz die „Regina-Bogenlampen-Fabrik“.[3] Zehn Jahre später hatte das Unternehmen, das inzwischen als „Regina Elektrizitäts-GmbH Köln-Sülz“ firmierte, 300 Mitarbeiter und machte einen Umsatz von 1,5 Millionen Mark.[4] Später wurde die Firma aufgelöst, da die Nachfrage nach Rosemeyers Lampen aufgrund neuerer Entwicklungen zurückging; das Grundstück wurde von der Reichsbahn für Erweiterungen genutzt. Rosemeyer selbst wechselte in den Aufsichtsrat der „Elektra Stahldraht-Fabrik“.[5] 1912 legte Rosemeyer, der sich nun als „Fabrikdirektor a.D.“ bezeichnete, Pläne für einen Rhein-See-Kanal vor, der vom Rhein zur deutschen Nordseeküste führen sollte, aber nie zur Ausführung kam.[6] Mehrere Jahre lang war er in Köln Vorsitzender des Ingenieur-Vereins.[7] Er starb 1919 an den langwierigen Folgen eines Unfalls.[8]

Die elterliche Firma in Lingen übernahm Rosemeyers Bruder Wilhelm, der Vater des späteren Autorennfahrers Bernd Rosemeyer.[9]

Schriften

  • Dauerbrand-Bogenlampen. Eine leicht fassliche Betrachtung über Bogenlampen im allgemeinen und Dauerbrandlampen mit langer Brenndauer im besonderen, sowie deren Verhältnisse zueinander. Leipzig 1899
  • Der Rhein-See-Kanal. Köln 1912.
  • Der Rheinseekanal. Vorschläge üb. d. besten Ausführungsmöglichkeiten, erwachsende Kosten sowie über die Vorteile dieser Seewasserstraße. Köln 1914
  • Der beste Weg zur Sicherung und Ausdehnung unseres Welthandels. Berlin 1917

Einzelnachweise

  1. Hans Bretz: Bernd Rosemeyer. Ein Leben für den deutschen Sport. Berlin 1938, S. 17f.
  2. Remling, S. 61
  3. digitalis.uni-koeln.de
  4. digitalis.uni-koeln.de
  5. Stadtanzeiger, 3. Dezember 1919
  6. Entwürfe zum Kanal von Josef Rosemeyer
  7. Remling, S. 67
  8. Kölner Stadt-Anzeiger v. 3. Dezember 1919, Abendausgabe
  9. Volker Kluge: Olympische Sommerspiele. Die Chronik I. Athen 1896 - Berlin 1936, Berlin 1997, S. 29 und 39, ISBN 3-328-00715-6

Literatur

  • Ludwig Remling: „Die Anfänge des Radsports in Lingen“. In: Jahrbuch 2008, hrsg. v. Niedersächsischen Institut für Sportgeschichte Hoya e.V. (NISH), S. 59−67

Weblinks


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