Juan Manuel Santos

Juan Manuel Santos
Juan Manuel Santos (2010)

Juan Manuel Santos Calderón (* 10. August 1951 in Bogotá) ist ein kolumbianischer Politiker. Er bekleidete zahlreiche Ministerämter und ist seit 2010 der Präsident des Landes.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Familie

Santos Großonkel Eduardo Santos war von 1938 bis 1942 Präsident Kolumbiens sowie Inhaber der Zeitung El Tiempo. Juans Vater Enrique Santos war mehr als 50 Jahre lang Herausgeber dieser Zeitung; Juans Cousin Francisco Santos war als Vizepräsident Stellvertreter seines Vorgängers im Präsidentenamt Álvaro Uribe.

Kindheit

Juan Manuel Santos wuchs in Bogotá auf, wo er das Colegio San Carlos besuchte. Seinen Schulabschluss erlangte er als Seekadett an der Marine-Akademie in Cartagena. Anschließend studierte er an der University of Kansas, wo er einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften erlangte. An der London School of Economics machte er einen Master in Volkswirtschaftslehre, an der Harvard Extension School einen weiteren in BWL und Journalismus sowie in Jura und Diplomatie an der Fletcher School of Law and Diplomacy.[1]

Karriere

Juan Manuel Santos war Hauptgeschäftsführer der kolumbianischen Kaffee-Delegation bei der International Coffee Organization in London, Manager bei El Tiempo sowie Kolumnist für 14 Tageszeitungen. Unter der Regierung César Gaviria war er 1991 Minister für Außenhandel. 1992 begann seine vierjährige Amtszeit als Vorsitzender der VII. Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung. 1999 wurde er zum Präsident des Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (ECLAC) ernannt. Von 2001–2002 diente als Direktor der Corporación Andina de Fomento (CAF).

Seit September 1994 leitet Santos die Good Government Foundation[2], die eine entmilitarisierte Zone vorschlug, um Friedensgespräche mit der FARC-Guerilla zu ermöglichen.[3] Nach Aussage des inhaftierten ehemaligen Kommandanten der AUC, Salvatore Mancuso, war Santos aktiv am Aufbau paramilitärischer Verbände beteiligt.[4]

Santos gründete die Partido Social de Unidad Nacional (Partido de la U), um die Präsidentschaft Álvaro Uribes zu unterstützen. Er wurde 2006 zum Verteidigungsminister ernannt. Während seiner Amtszeit versetzte die Regierung der FARC eine Reihe von Schlägen, darunter die Befreiung Fernando Araújo Perdomos, den Tod Raúl Reyes' bei einem Luftangriff 2008 auf dem Staatsgebiet Ecuadors[5] sowie die unblutige Befreiung der ehemaligen Präsidentschaftskandidatin Íngrid Betancourt und 14 weiterer Geiseln. Wegen des Luftangriffs auf ein Lager der FARC in Ecuador kam es zu starken diplomatischen Spannungen zwischen Kolumbien und den Nachbarstaaten Ecuador und Venezuela sowie deren Verbündeten.[6] Die ecuadorianische Justiz erließ Haftbefehl gegen Santos und stellte einen Antrag auf Auslieferung. Ihm wird mehrfacher Mord und Angriff gegen die innere Sicherheit Ecuadors vorgeworfen. In einer Fernsehdiskussion wollte Santos nicht ausschließen, derlei Aktionen auch in Zukunft auf venezolanisches oder ecuadorianisches Staatsgebiet zu befehlen.[7]

Massive internationale Kritik löste auch der Skandal um die sogenannten Falsos Positivos („falsche gefallene Guerilleros“) aus. Auf jeden Guerilla-Kämpfer, egal ob tot oder lebendig gefangen genommen, ist einer geheimen Armeedirektive zufolge ein Kopfgeld von umgerechnet 1300 Euro ausgesetzt. Dies führte dazu, dass bis zu 3000 Unschuldige ermordet und als gefallene Guerilla-Kämpfer ausgegeben wurden, indem man ihnen beispielsweise einfach FARC-Uniformen angezogen hatte.[8]

Juan Manuel Santos trat 2009 vom Amt des Verteidigungsministers zurück und erklärte, als Präsident zu kandidieren, falls Uribe keine dritte Amtszeit anstreben würde. Bei den Präsidentschaftswahlen am 30. Mai 2010 erreichte er im ersten Wahlgang mit 46,6 Prozent der Stimmen fast die absolute Mehrheit. Er musste sich am 20. Juni einer Stichwahl gegen seinen grünen Herausforderer Antanas Mockus stellen, der auf 21,5 Prozent der Stimmen kam. Santos hatte im Wahlkampf angekündigt, die Politik Uribes und insbesondere den Kampf gegen die FARC unvermindert fortsetzen zu wollen.[9] Beim zweiten Wahlgang betrug die Beteiligung unter 40 Prozent und eine Dreiviertel Million der Wähler stimmten ungültig.[10] Santos konnte den zweiten Wahlgang klar für sich entscheiden: Er erreichte rund 69 Prozent der Stimmen.[11] Seit dem 7. August 2010 ist er amtierender Präsident Kolumbiens.

Präsidentschaft

Obwohl Santos als Verteidigungsminister und später als Präsidentschaftskandidat als Hardliner galt, schlug er zu Beginn seiner Regierungszeit im Gegensatz zu seinem Vorgänger Uribe deutlich moderatere Töne zu den Regierungen seiner Nachbarländer an. Mit Ecuador, auf dessen Territorium 2008 ein von Santos als Verteidigungsminister befohlener Luftangriff auf ein FARC-Camp stattfand, wurden die diplomatischen Beziehungen rasch wieder aufgenommen.[12] Auch die Beziehungen zu Venezuelas Staatschef Hugo Chávez entspannten sich deutlich.[13]

Weblinks

 Commons: Juan Manuel Santos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.presidencia.gov.co/prensa_new/ministerios/defensa.htm
  2. Fundación Buengobierno. Abgerufen am 6. Januar 2011.
  3. Propuesta de Paz. Abgerufen am 6. Januar 2011.
  4. Kristofer Lengert: Von Bananen und gestrauchelten Senatoren. In: Lateinamerika Nachrichten. Juli/August 2007, abgerufen am 12. Juni 2010.
  5. OAS passes resolution on Colombian raid - CNN vom 6. März 2008
  6. Krise nach Militärschlag, Die Zeit 10/2008
  7. Albert Köstler: Gefängnis statt Präsidentenpalast. In: amerika21. 1. Mai 2010, abgerufen am 12. Juni 2010.
  8. Die Blutspur des Kandidaten, WDR Weltspiegel vom 30. Mai 2010
  9. Santos klarer Gewinner bei Präsidentenwahl, Der Standard vom 31. Mai 2010
  10. Sandra Weiss: Haushoher Sieg des „Kriegstreibers“ Der Standard, 22. Juni 2010.
  11. Rotunda victoria de Santos en las presidenciales de Colombia, El País vom 21. Juni 2010
  12. Tauwetter: Kolumbien und Ecuador nahmen diplomatische Beziehungen wieder auf, Der Standard vom 16. Dezember 2010
  13. Detlef Nolte und Christina Stolte: Selbstbewusst in die Zukunft: Lateinamerikas neue Unabhängigkeit, in: GIGA Institut für Lateinamerika-Studien Focus Nr. 12 2010, Seite 7


Vorgänger Amt Nachfolger
Álvaro Uribe Vélez Präsident von Kolumbien
2010–

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