- Jüdische Gemeinde Stebbach
-
Die Entstehung der Jüdischen Gemeinde Stebbach in Stebbach, heute ein Ortsteil der Gemeinde Gemmingen in Baden-Württemberg, geht auf den Anfang des 18. Jahrhunderts zurück.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Als alle Juden im Großherzogtum Baden 1809 erbliche Familiennamen annehmen mussten, nahmen die 13 Familienvorstände der Stebbacher Juden folgende Namen an: Bär (3), Eppinger (1), Eisenmann (4), Kahn (1), Kaufmann (1), Münzesheimer (1) und Wolf (2). Der Name Eisenmann findet sich später in der Form Eisemann.
Die Synagoge der jüdischen Gemeinde aus dem 18. Jahrhundert wurde 1829 renoviert und erweitert. Die Stebbacher Juden lebten vor allem vom Viehhandel. 1883 beantragte der jüdische Wirt (Zum Löwen) Karl Bär die Auflösung der jüdischen Gemeinde, da die ausreichende Anzahl (Minjan) der Männer zur Abhaltung des Gottesdienstes nicht mehr vorhanden war. Da der Stebbacher Synagogenrat und der Oberrat der Israeliten Badens gegen die Auflösung waren, geschah die Auflösung erst mit Entschließung der badischen Regierung vom 23. Januar 1915.
Nationalsozialistische Verfolgung
Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet 7 in Stebbach geborene jüdische Bürger, die dem Völkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen.[1]
Gemeindeentwicklung
Jahr Gemeindemitglieder 1809 13 Familien 1825 75 Personen 1855 12 Familien 1875 42 Personen 1883 7 Familien 1900 10 Personen Persönlichkeiten
- Bernhard Kahn (* 23. Mai 1827 in Stebbach; † 8. März 1905 in Heidelberg), Sohn von Michael Kahn, Unternehmer und Bankier in Mannheim
- Jonas Eisinger (* 5. September 1844; † 4. Juni 1914 in Stebbach/Jüdischer Friedhof Eppingen: Grab Nr. 584), Ratsschreiber, wurde 1912 Ehrenbürger von Stebbach. Die Ehrenbürgerschaft wurde ihm jedoch 1936 aufgrund seines jüdischen Glaubens wieder entzogen.[2]
Michael Kahn
Michael Kahn (* Mai 1798 in Stebbach?; † 19. Juli 1861 in Mannheim) war der Gründer einer Bettfedernfabrik, die sich in Mannheim zu einem großen Produktionsbetrieb entwickelte.
Michael Kahn entstammte einer armen jüdischen Landfamilie. Sein Vater Benedikt Kahn starb bereits vor 1813, und seine Mutter (gest. 24. März 1852/Jüdischer Friedhof Eppingen, Grab Nr. 23) wird im Stebbacher Gemeinderechnungsbuch als arm bezeichnet. Im Juli 1826 heiratete er Franziska Bär (gest. 9. März 1892 in Mannheim), die Tochter des wohlhabenden jüdischen Viehhändlers und Besitzer des Stebbacher Gasthauses Zum Löwen.
Im gleichen Jahr begann er sein Geschäft, den Ankauf von Federn, die Trocknung, Sortierung und den Weiterverkauf. Da immer mehr Menschen Federbetten und Daunenkissen kauften, musste Michael Kahn Federn aus weiteren Regionen einkaufen. So vergrößerte sich ständig sein Betrieb. Der Transport von und nach Stebbach wurde immer mehr ein Problem. Die Stadt Heilbronn, wohin er seinen Betrieb verlegen wollte, billigte ihm den Einkauf in das Bürgerrecht der Stadt nicht zu.
Im August 1851 bekam er die Zusage der Stadt Mannheim, sich dort ansiedeln zu können. Im Jahr 1854 erfolgte der Umzug des Betriebes und der siebenköpfigen Familie nach Mannheim. Sein Vermögen belief sich nach der steuerlichen Veranlagung in dieser Zeit auf 47.000 Gulden.
- Michael Kahn´sche Schulstiftung
Mit der Michael Kahn’schen Schulstiftung setzten die Söhne ihrem Vater ein Denkmal. Die Stiftung wurde 1870 eingerichtet und diente in Stebbach zur Finanzierung der Schulbücherei, für allgemeine Schulbedürfnisse und zur Lernmittelbeschaffung für arme Schüler. Da das Stiftungskapital nahezu aufgebraucht war, beschloss der Gemeinderat von Stebbach 1953 die Auflösung der Stiftung.
Bestattungen
Bevor der jüdische Friedhof Eppingen 1818/19 fertiggestellt wurde, hatten die Stebbacher Juden ihr Begräbnis auf dem Jüdischen Friedhof Heinsheim, dem Jüdischen Friedhof Oberöwisheim oder dem Jüdischen Friedhof Waibstadt. Auf dem jüdischen Friedhof in Eppingen sind ab 1825 insgesamt 53 Bestattungen aus Stebbach erfolgt. Die letzte Tote, die auf diesem jüdischen Friedhof bestattet wurde, ist Rosa Eisemann aus Stebbach, gestorben am 25. März 1940 (Grab Nr. 667).
Einzelnachweise
- ↑ Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 - 1945. Abgerufen am 29. Oktober 2009.
- ↑ Angerbauer/Frank (s. Literatur), S. 299–302)
Literatur
- Wolfram Angerbauer, Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn. Geschichte, Schicksale, Dokumente. Landkreis Heilbronn, Heilbronn 1986 (Schriftenreihe des Landkreises Heilbronn. Band 1), S. 221–224, 282–288 und 291–295 (Stebbacher Liederkranz)
- Ralf Bischoff und Reinhard Hauke (Hrsg.): Der jüdische Friedhof in Eppingen. Eine Dokumentation. 2. Auflage. Heimatfreunde Eppingen, Eppingen 1996 (Rund um den Ottilienberg. Beiträge zur Geschichte der Stadt Eppingen und ihrer Umgebung. Band 5).
- Wolfgang Ehret: Die jüdische Familie Kahn aus Stebbach – Fabrikanten, Revolutionäre, Bankiers. In: Kraichgau. Beiträge zur Landschafts- und Heimatforschung, Folge 17, 2002, S. 231-256
- Joachim Hahn und Jürgen Krüger: Synagogen in Baden-Württemberg. Band 2: Joachim Hahn: Orte und Einrichtungen. Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1843-5 (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland. Band 4), S. 145–146
Affaltrach | Babstadt | Bad Rappenau | Bad Wimpfen | Berwangen | Biberach | Bonfeld | Eppingen | Eschenau | Gemmingen | Grombach | Gundelsheim | Heilbronn | Heinsheim | Horkheim | Ittlingen | Kochendorf | Korb | Lehrensteinsfeld | Massenbach | Massenbachhausen | Mühlbach | Neckarsulm | Neudenau | Obergimpern | Oedheim | Olnhausen | Richen | Schluchtern | Siegelsbach | Sontheim | Stebbach | Stein am Kocher | Talheim | Wollenberg | Zaberfeld
Wikimedia Foundation.