- Jüdische Gemeinde Wollenberg
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Eine jüdische Gemeinde in Wollenberg, einem Ortsteil der Stadt Bad Rappenau im Landkreis Heilbronn im nördlichen Baden-Württemberg, bestand spätestens seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die höchste Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde betrug 1830 etwa 150 Personen von insgesamt 410 Einwohnern.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Unter der Ortsherrschaft der Herren von Gemmingen-Guttenberg, die 1716 in den Besitz des Ortes kamen, wuchs die jüdische Gemeinde und betrug mit 150 Personen im Jahr 1830 mehr als ein Drittel der Einwohnerzahl von Wollenberg. Eine erste Synagoge bestand bereits früh in dem herrschaftlichen Langen Bau aus dem 17. Jahrhundert, in dem die meisten der Juden auch lebten. Die Herren von Gemmingen erkannten und nutzten den finanziellen Vorteil, den sie durch die Zahlungen (Wohnungsmiete, Metzel- und Stichgeld, Miete für die Synagoge, Entgelt für die Benutzung von Waschküche, Backofen, Bad und Stall sowie Schutzgeld) der Juden hatten. 1789 wurde von der Grundherrschaft in der heutigen Deinhardstraße ein neues Judenhaus mit 13 Wohnungen und einer Synagoge erbaut. 1825 wurde schließlich von der jüdischen Gemeinde eine separate Synagoge errichtet, nachdem die im Judenhaus zu klein geworden war. 1846 entstand noch ein Frauenbad. Wie in den meisten ländlichen Judengemeinden sank die Zahl der Gemeindemitglieder in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Auswanderung und Wegzug in die größeren Städte. Die Toten fanden ihr Begräbnis zunächst auf dem Jüdischen Friedhof Heinsheim und nach 1743 auf dem Jüdischen Friedhof Waibstadt. Das Judenhaus, das die Grundherren bereits 1837 an drei jüdische Bürger verkauft hatten, brannte 1869 nieder.
Nationalsozialistische Verfolgung
Von den 1933 in Wollenberg lebenden Juden wanderte ein Teil aus oder verzog in andere deutsche Gemeinden. Die letzten 11 wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert. Von ihnen starben zwei in französischen Lagern und zwei in Auschwitz. Eine Jüdin erreichte die USA, sechs Juden sind verschollen. Von drei nach auswärts verzogenen Wollenberger Juden kamen zwei in Theresienstadt und einer in Izbica um. (Angerbauer/Frank, S. 244) Die Synagoge an der Poststraße wurde 1938 von einem auswärtigen SA-Trupp demoliert, ihre Überreste wurden 1965 abgerissen und mit einem Wirtschaftsgebäude überbaut.
Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet 12 in Wollenberg geborene jüdische Bürger, die dem Völkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen.[1]
Bürgerliche Namen
Als alle Juden in Baden 1809 erbliche Familiennamen annehmen mussten, nahmen die 24 Familienvorstände der Juden in Wollenberg folgende Namen an: Kander (4), Strauß (3), Kuhn (2), Löbmann (2), Reuß bzw. Reis (2), Born (1), Böhm (1), Brüller (1), Grumbacher (1), Hanauer (1), Kern (1), Krumbein (1), Mannheimer (1), Neidensteiner (1), Schuster (1) und Schwarzwälder (1).
Gemeindeentwicklung
Jahr Gemeindemitglieder 1717/18 8 Personen 1726/27 14 Personen 1752/53 15 Familien 1759/60 22 Familien 1775/76 17 Familien 1796/97 18 Familien 1806 95 Personen 1824 116 Familien 1830 150 Personen 1875 97 Personen 1900 32 Personen 1933 21 Personen Einzelnachweise
- ↑ Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 - 1945. Abgerufen am 29. Oktober 2009.
Literatur
- Wolfram Angerbauer, Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn. Geschichte, Schicksale, Dokumente. Landkreis Heilbronn, Heilbronn 1986 (Schriftenreihe des Landkreises Heilbronn. Band 1), S. 238–244
- Joachim Hahn und Jürgen Krüger: Synagogen in Baden-Württemberg. Band 2: Joachim Hahn: Orte und Einrichtungen. Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1843-5 (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland. Band 4), S. 37–38
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