- Jürgen Knoblich
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Jürgen Knoblich (* 24. Oktober 1963 in Memmingen) ist ein deutscher Molekularbiologe.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jürgen Knoblich studierte Biochemie an der Universität Tübingen, Molekularbiologie am University College London und wechselte 1989 an das Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie Tübingen, wo er 1994 promoviert wurde. Von 1994 bis 1997 war er Post-Doktorand an der University of California, San Francisco. Nach seiner Rückkehr nach Europa wurde er Gruppenleiter am Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie in Wien, wo er zum Senior Scientist aufstieg. Seit 2005 arbeitet er am Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) in Wien und ist dort stellvertretender wissenschaftlicher Direktor.[1]
Leistungen
Knoblich ist Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften, im Editorial Board von Current Biology und European Journal of Cell Biology. Er ist Mitglied des Beirats des Krebs Stammzellnetzwerkes der Deutschen Krebshilfe eV. Er hat 67 Originalpublikationen verfasst (PubMed vom 7. Juni 2009).
Knoblich befasst sich hauptsächlich mit neuronalen Stammzellen, deren asymmetrischer Zellteilung und Wachstumskontrolle.[2] Dieses Arbeitsgebiet ist von besonders hoher medizinischer Relevanz, da es bis vor kurzem unklar war, wie sich eine Stammzelle in jeweils eine (idente) Stammzelle und gleichzeitig in eine entwickelte Zelle teilen kann. Dieser Mechanismus wurde von Jürgen Knoblich und seinem Team aufgeklärt[3] und in der Wissenschaftszeitschrift Cell 2008 vorgestellt. Dabei funktioniert die asymmetrische Teilung wie eine Kette von molekulare Schaltern, die hintereinander umgelegt werden. Diese Schalter sind Proteine, „ein“ und „aus“ entspricht dem Zustand jeweils mit oder ohne einer an sie angehängten Phosphatgruppe. Eine Kinase, der Überträger des Phosphatrests, ist der Starter. Am Beginn der asymmetrischen Zellteilung steht die Aktivierung einer ganz bestimmten Kinase, nämlich der Aurorakinase A. Von dieser Kinase ist bekannt, dass sie in bestimmten Tumorzellen überexprimiert ist. Auch andere Moleküle, die an der asymmetrischen Zellteilung mitwirken, spielen bei der Tumorentstehung eine Rolle. Da die (Stamm)zellteilung beim allen Organismen ähnlich reguliert wird, kann man die Ergebnisse bei Fliegen auf Tumorentstehung beim Menschen übertragen.[4]
In einem anderen Forschungsgebiet konnte Knoblich zeigen, dass es erstmals möglich war, Funktionen von Genen über das gesamte Erbgut eines Organismus gleichzeitig zu untersuchen. Dabei kamen molekularbiologische Methoden in einer Taufliegen-Gendatenbank zum Tragen, in welcher jedes einzelne der rund 13.000 Gene der Fliege „ein“ und „aus“-schaltbar ist.[5] Diese Ergebnisse wurden 2009 in der Zeitschrift Nature veröffentlicht.[6]
Auszeichnungen
- 2001: Anniversary Award der Federation of European Biochemical Societies (FEBS)
- 2001: Young Investigator Award der European Molecular Biology Organization (EMBO)
- 2003: Early Career Award der European Life Scientist Organization (ELSO)
- 2009: Wittgenstein-Preis[7]
Weblinks
- Literatur von und über Jürgen Knoblich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Lebenslauf von Jürgen Knoblich am IMBA (PDF-Datei; 67 kB)
- Kurzbiographie 2008
Einzelnachweise
- ↑ http://www.imba.oeaw.ac.at/de/das-imba/management/ Homepage des IMBA
- ↑ Tumorstammzellen als Schlüssel zur Krebstherapie, Presseaussendung der ÖAW vom 24. März 2006
- ↑ Wiener Forscher klären Rätsel um Stammzellen, ORF vom 3. Oktober 2008
- ↑ http://idw-online.de/pages/de/news281076 Presseaussendung zu einem Artikel in Cell
- ↑ Schlüsselregulator der Gehirnentwicklung entdeckt, Pressemitteilung des IMBA vom 5. März 2009
- ↑ Aufklärung aller Gen-Funktionen rückt in greifbare Nähe Presseaussendung des IMBA vom 13. April 2009
- ↑ Wittgenstein-Preise 2009 an Jürgen Knoblich und Gerhard Widmer, Presseaussendung des FWF vom 19. Oktober 2009
Kategorien:- Molekularbiologe
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