Jürgensgaard

Jürgensgaard

Jürgensgaard (Dänische Sprache: Jørgensgård) ist eine ehemalige Landgemeinde im nördlichen Schleswig-Holstein, die von 1869 bis 1900 zum Kreis Flensburg gehörte und seinerzeit in die kreisfreie Stadt Flensburg eingemeindet wurde. Der alte Zentralort der früheren Gemeinde bildet heute einen Teil des Flensburger Stadtbezirks Jürgensby.

Geschichte

Keimzelle der Ortschaft war ein Leprosen-Hospital unweit der Stadt Flensburg, dessen Schutzpatron der heilige Georg (niederdeutsch Jürgen) war. Dieses lag auf einer Anhöhe, wo sich der am Hang ansteigende Weg aus dem Flensburger Johannisviertel, der Weg zur Ballastbrücke und nach Fruerlund kreuzten. Möglicherweise befand sich etwas südlich hiervon ein Dorf namens Achtrup.

Nach der Reformation wurde das Hospital mit vier anderen Flensburger Stiftungen zu einer neuen Hospitalsinstitution zusammengefasst, wobei der Standort St. Jürgen aufgegeben wurde. An Stelle des Hospitals entwickelte sich ein Bauernhof, der dem künftigen Dorf dem Namen gab (dänisch gård = Hof). Im 19. Jahrhundert bestand dieses aus vier selbständigen Höfen und zwei Katen, die aber alle dem Flensburger Hospital unterstanden. Gleiches galt auch für die Katensiedlung Bredeberg, die am Südende der Jürgensgaarder Gemarkung an der in den 1840er Jahren ausgebauten Chaussee von Flensburg nach Glücksburg lag. Diese Ortschaft, die ab den 1870er Jahren vorstädtisch ausgebaut wurde, nannte man zeitweise auch Jürgensgaardfeld. Eine weitere von Jürgensgaard abgelegte Katensiedlung war Blasberg nördlich des Lautrupsbachtals. Von dieser Ortschaft gehörte allerdings nur die Hälfte dem Hospital; der Rest unterstand dem Amt Flensburg. 1853 wurde die Jurisdiktion des Flensburger Hospitals aufgehoben. Fortan unterstand Jürgensgaard wie das gesamte Kirchspiel Adelby der Amtsverwaltung.

1864 wurde das Herzogtum Schleswig preußisch. Nach den ab 1867 durchgeführten Kommunalreformen bildete Jürgensgaard eine eigenständige Landgemeinde im Kreis Flensburg. Diese umfasste neben den genannten Ortschaften Jürgensgaard, Bredeberg und Blasberg auch das direkt an der Förde gelegene Kielseng. Mit der Eingemeindung von Norder- und Süder-Sankt Jürgen 1874 und der Hohlwege 1875 rückte die Grenze der Stadt Flensburg in breiter Front an die Jürgensgaarder Gemarkung. Zunächst entwickelte sich vor allem Bredeberg in Verlängerung des Norderhohlwegs an der Glücksburger Chaussee immer mehr zu einer Flensburger Vorstadt; hier entstand auch die später weitbekannte Adelbyer Meierei. Das hoch gelegene Jürgensgaard wurde in den 1890er Jahren nicht zuletzt dank der schönen Aussicht über die gegenüber liegende Altstadt zu einer bevorzugten Flensburger Wohngegend. 1900 erfolgte schließlich die Eingemeindung nach Flensburg.

Nach 1900 wurde Jürgensgaard gemäß dem von Joseph Stübben aufgestellten Flächennutzungsplan städtisch ausgebaut, und zwar sowohl mit Villen als auch mit Etagenwohnungen. 1907 wurde die neue St. Jürgen-Kirche, die seither die Ortslage beherrscht, an der Stelle des früheren Leprosen-Hospitals eingeweiht. Einzelne der alten Höfe blieben jedoch noch länger bestehen, bis in den 1970er Jahren zahlreiche, teils sehr große Neubauten in Jürgensgaard entstanden.

Durch den Bau der Flensburg-Kieler Eisenbahn 1881, der Flensburger Kreisbahn ab 1885 und erst recht durch den Bau der Nordstraße (Bundesstraße 199) im Lautrupsbachtal wurde Jürgensgaard räumlich vom nördlichen Teil der Gemeinde getrennt. Die Ortschaft Blasberg wurde durch den Bau der neuen Hauptverbindung nach Mürwik 1912 an die Stadt angeschlossen. In den 1920er Jahren und verstärkt in den 1950er Jahren wurde es baulich immer mehr ein Teil von Fruerlund und wird folgerichtig heute zu diesem Stadtbezirk gezählt. Gleiches gilt für Kielseng, das als Wohnplatz dem Ausbau des Osthafens zum Opfer fiel. Jürgensgaard wird heute mit dem alten Norder-Sankt Jürgen und dem Südwesten des alten Fruerlund zum Stadtbezirk Jürgensby zusammengefasst. Die ehemalige Dorfstraße zwischen Bredeberg und Jürgen-Kirche heißt hingegen noch heute Jürgensgaarder Straße.

Literatur

Gerret L. Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860-1930. Flensburg 2009. S. 106 ff. ISBN 978-87-89178-73-8

54.789659.45631

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