- KZ-Außenlager Hamburg-Eidelstedt
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Das Außenlager Hamburg-Eidelstedt war ein von Ende 1944 bis Anfang Mai 1945 bestehendes Außenlager des KZ Neuengamme für zunächst 500 weibliche Häftlinge. Es befand sich am Friedrichshulder Weg, der ehemals zum Hamburger Stadtteil Eidelstedt gehörte und heute zu Lurup. Das Barackenlager befand sich in unmittelbarer Nähe zu einer Eisenbahnstrecke.
Inhaltsverzeichnis
Funktion des Lagers, Häftlinge und Lagerführung
Am 27. September 1944 kamen in dem Außenlager Hamburg-Eidelstedt 500 tschechische und ungarische Jüdinnen an, das als Barackenlager aufgebaut und zuvor für italienische Kriegsgefangene genutzt wurde. Die 500 weiblichen KZ-Häftlinge waren zusammen mit 1000 weiteren Frauen im Juli 1944 aus dem KZ Auschwitz-Birkenau zur Zwangsarbeit nach Norddeutschland in das Neuengammer Außenlager Dessauer Ufer verbracht worden. Von dort wurden die Frauen am 13. September 1944 in das Außenlager Wedel überstellt und zwei Wochen später in das Außenlager Hamburg-Eidelstedt.
In dem Lager befanden sich zwei Baracken mit Schlafräumen sowie eine Baracke mit Waschräumen, Wäscherei, Vorratslager und Latrinen. Des Weiteren umfasste das Barackenlager auch eine Bekleidungskammer, das Krankenrevier und eine Häftlingskantine. Unmittelbar neben dem Außenlager befanden sich die Schlafräume für zwanzig ehemalige Zollbeamten, welche die Wachmannschaft außerhalb des Lagers stellten. Innerhalb des Lagers waren KZ-Aufseherinnen eingesetzt. Lagerleiter war der SS-Unterscharführer Walter Kümmel.[1]
Die weiblichen Häftlinge mussten im Auftrag der Stadt Hamburg Behelfsunterkünfte (Plattenhäuser) für ausgebombte Hamburger komplett unter Anleitung von deutschem Fachpersonal in Eidelstedt errichten. Das dafür benötigte Baumaterial wurde am Bahnhof Eidelstedt angeliefert und durch die Häftlinge mit Loren zu den Baustellen gebracht. Ein kleiner Teil der Frauen wurde zudem bei Kriegsende zur Schneeräumung und Trümmerbeseitigung im Hamburger Stadtgebiet eingesetzt. Zu den Arbeitseinsatzstellen wurden die Frauen mit Sonderstraßenbahnen gefahren.[1]
Endphase des Lagers
Anfang April 1945 wurde das Außenlager Hamburg-Eidelstedt geräumt und die weiblichen Häftlinge mit der Bahn in das Auffanglager Bergen-Belsen transportiert.
Am 20/21. April 1945 kamen im Zuge der Auflösung des Außenlagers Helmstedt-Beendorf einige hundert Frauen von dort im Außenlager Eidelstedt an. Anfang Mai 1945 wurde das Lager zusätzlich mit weiblichen Häftlingen der geräumten Außenlager des KZ Neuengamme Langenhorn und Wandsbek belegt.[1] Zu diesem Zeitpunkt grassierte in dem Außenlager eine Flecktyphusepidemie, an der mehrere Häftlingsfrauen starben. Das Außenlager Eidelstedt wurde am 3. Mai 1945 durch die Polizei übernommen.[2] Am 5. Mai 1945 wurde das Lager von Soldaten der britischen Armee befreit[1] und zunächst unter Quarantäne gestellt. Britische Soldaten entdeckten auf dem Lagergelände 30 vergrabe Leichen von weiblichen KZ-Häftlingen.[2]
Wie viele Insassen dieses Außenlagers starben ist nicht gesichert. In einem Bericht des Neuengammer SS-Standortarztes Alfred Trzebinsky vom 29. März 1945 wurde die Belegung des Außenlagers Hamburg-Eidelstedt mit 469 weiblichen Häftlingen angegeben. Nachgewiesen ist jedoch ein schweres Straßenbahnglück vom 1. März 1945, bei dem infolge von dem Herabfallen einer Vorderfront eines Hauses nach schweren Sturm auf eine Sonderstraßenbahn 14 Häftlinge des Eidelstedter Außenlagers sofort starben und 74 weitere zum Teil schwer verletzt wurden.[2]
Nachkriegszeit
Auf dem ehemaligen Lagerort befinden sich heute ein Spiel- sowie ein Fußballplatz.[2] Heute erinnern an den ehemaligen Lagerort zwei Gedenksteine. Durch den von der Emmaus-Kirchengemeinde Hamburg- Lurup gegründeten Arbeitskreis gegen Neofaschismus wurde 1979 ein Gedenkstein für NS-Opfer im Kleiberweg 115 aufgestellt, an dem später eine Bronzetafel mit Hinweis auf das Außenlager Hamburg-Eidelstedt angebracht wurde. Direkt am ehemaligen Gelände des Außenlagers steht auf Betreiben von Schülern des Schülerprojekts Nationalsozialismus im Stadtteil der Geschwister-Scholl-Gesamtschule seit 1985 ein weiterer Gedenkstein für die KZ-Opfer des Außenlagers Hamburg-Eidelstedt.[3] Neben diesem Gedenkstein befindet sich eine Bronzetafel mit der Inschrift: Wir gedenken der Mädchen und Frauen, die hier im KZ 'Eidelstedt' unter dem Terror der Nazis litten.[2]
Literatur
- Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 5, Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. Beck-Verlag, München 2007, ISBN 3-406-52965-8, S. 399f.
- KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hrsg.): Die Ausstellungen. Edition Temmen, Bremen 2005, ISBN 3-86108-075-3.
Weblinks
- Internetpräsenz der KZ-Gedenkstätte Neuengamme mit einer Liste der Außenlager
- Hans Ellger: Ein Barackenlager am Friedrichshulder Weg - ein Frauenaußenlager des Konzentrationslagers Neuengamme auf http://www.geschichtswerkstatt.lurup.de
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 5, Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. München 2007, S. 399f.
- ↑ a b c d e Hans Ellger: Ein Barackenlager am Friedrichshulder Weg - ein Frauenaußenlager des Konzentrationslagers Neuengamme auf http://www.geschichtswerkstatt.lurup.de
- ↑ Wegweiser zu Stätten der Erinnerung an die Jahre 1933 bis 1945 aktualisierte zweite Auflage 2008, S. 19, abgerufen am 6. Oktober 2011
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