- Kapelle Zweedorf
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Die Kapelle in Zweedorf in der Gemeinde Schwanheide im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern, ist ein seit 2009 errichteter Sakralbau, der am 4. September 2011 eingeweiht wurde.[1] Er liegt auf dem Territorium des Kirchenkreises Parchim der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs. Die Vorgängerkirche wurde 1978 abgerissen, da das DDR-Regime befürchtete, dass das Gebäude wegen der Nähe des Ortes zur innerdeutschen Grenze von potenziellen Flüchtlingen als Versteck genutzt werden könnte.
Inhaltsverzeichnis
Vorgängerkirchen
Eine hölzerne Kirche in Zweedorf wurde 1335 erstmals urkundlich erwähnt.[2] Sie gehörte zum Bistum Ratzeburg. Nach Auflösung des Klosters Zarrentin kam der dem Heiligen Georg geweihte Kirchenbau um 1555 unter landesherrliches Patronat, mit einer Unterbrechung zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als dieses durch die verwitwete Dorothea Margarethe von Graevenitz, geb. von Wendessen, übernommen wurde. Nachdem die Kirchgemeinde über die Jahrhunderte stets einen eigenen Geistlichen hatte, wurde die Kirche von 1785 bis 1803 von dem Pfarrer in Gresse verwaltet. Von 1804 bis 1813 gab es wieder einen eigenen Geistlichen. Von 1813 bis 1827 wurde Zweedorf mit Granzin und danach bis 1899 erneut mit Gresse zusammengelegt. 1899 wurde die Pfarre zunächst mit einer Hilfspredigerstelle, ab 1910 als selbständige Pfarre wieder eingerichtet.[3]
Der um 1760 errichtete[2] Sakralbau war ein im Innern flachgedeckter Fachwerkbau mit einem nach Westen vorgeblendeten Ziegelmauergiebel und einem Dachreiterturm. An der Ostseite befand sich eine angebaute Sakristei. Zur Innenausstattung zählte ein Altar mit einem grau und weiß überstrichenen Triptychon mit Abbildungen des Heiligen Georg, der Heiligen Maria mit dem Kinde, des Heiligen Johannes und je vier Heiligen in den Flügeln. Die Predella war mit gemalten Halbfiguren (Mitte: Christus als Schmerzensmann und vier lateinische Kirchenväter, rechts: St. Hieronymus und St. Ambrosius, links: St. Gregorius und St. Augustinus) versehen. Der Schrein war mit einem hölzernen Kruzifix bekrönt. Einer Kanzel im Renaissancestil maß der Kunsthistoriker Friedrich Schlie in seinen Ausführungen keine Bedeutung zu.
Zwei silbervergoldete Kelche (einer mit Hamburger Stadtstempel; einer mit Lüneburger Stadtzeichen und der Jahreszahl 1765), zwei Oblatendosen (eine länglich, Lüneburger Arbeit von 1763; eine rund, Lübische Arbeit) zählten ebenso zu den Kleinkunstwerken, wie eine versilberte Weinkanne und fünf Messingleuchter aus dem endenden 17. und dem beginnenden 18. Jahrhundert.
Die Kirche besaß zwei Glocken, eine aus dem Jahr 1651, die zweite aus dem Jahr 1894. Letztere war jedoch ein Umguss einer älteren geborstenen Glocke.[4] Von den zwei Glocken musste eine vor Ende des Zweiten Weltkrieges zur Einschmelzung abgegeben werden. Zwar wurde sie nicht mehr eingeschmolzen, allerdings kam sie auch nicht zurück, da sie vermutlich mit weiteren Exemplaren nach Kriegsende in Hamburg versenkt wurde.[2]
In den 1970er Jahren befand sich die Bausubstanz der Kirche in einem schlechten Zustand.[5] Bereits im Dezember 1972 wurde das Gotteshaus baulich gesperrt.[1] Da die DDR-Führung befürchtete, dass das Gebäude als Versteck für Flüchtlinge vor ihrem Grenzübertritt dienen könnte, wurde es am 18. und 19. November 1978 abgerissen und der Bauschutt in den Dorfteich geschoben.[6][7] Gerettet werden konnten die Fenster, die noch heute in der Friedhofskapelle in Boizenburg/Elbe zu sehen sind, die Pfeifen der Friese-Orgel, deren Aufenthaltsort jedoch unbekannt ist, sowie der Altar und der Taufstein, die an die Johanniterkirche Sülstorf verkauft wurden. Ein Kirchgemeindemitglied rettete zudem zwei Kronleuchter, eine Sargbestückung, bestehend aus zwei Leuchten und einem Kreuz, ein Abendmahl-Besteck und einen Taufstein mit Taufschale. Die Glocke aus dem Jahr 1651 wurde eingelagert und findet heute Verwendung im 1991 errichteten Glockenstuhl der Schwanheider Kapelle.
Das Pfarrhaus in Zweedorf wurde 1982 abgerissen.[1]
Kapellenneubau
Bestrebungen zum Bau einer Kapelle gab es seit 1992.[5] Die Initiative ging von Maurermeister Wolfhard Meinck aus, der Sohn des ehemaligen Küsters in Zweedorf war und 2010, noch vor Einweihung der Kapelle, verstarb. Er gestaltete einen Bauentwurf und leistete Überzeugungsarbeit.[1] Bereits 2002 begann man in Eigeninitiative mit dem Bau, der jedoch von der Kirchenleitung gestoppt wurde.[5] 2005 gründete sich der Kirchenbauverein Zweedorf e. V., der sich die Errichtung und den Erhalt einer Kapelle zum Ziel setzte. Ein hölzerner Glockenturm wurde bereits im Sommer 2007 durch Mitglieder errichtet und durch Spenden finanziert. Die beiden Glocken wurden durch die Hamburger Kirchgemeinde St. Gertrud gestiftet.[2] Der Grundstein für die neue Kapelle wurde am 6. Juni 2009 gelegt. Am 2. August 2009 fand der erste Gottesdienst im Rohbau statt.[6] Das Richtfest wurde am 23. August des gleichen Jahres gefeiert.[8]
Die Kapelle ist ein eingeschossiger Bau mit dreiseitigem Ostschluss. Neben der Kapellenhalle existieren ein Mehrzweckraum und sanitäre Einrichtungen. Vom Flur führt eine Treppe zur Orgelempore unter dem Dach. An der Westwand war ein Unterstand vorgesehen, entgegen den ursprünglichen Planungen wurde dort jedoch ein massiver Glockenturm mit holzverkleidetem Aufsatz und Pyramidendach erbaut. Die Glocken sind im Juli 2011 vom hölzernen in den massiven Glockenturm umgezogen.
Zur Inneneinrichtung zählt eine Orgel des Orgelbauunternehmens Arnold aus Plau am See. An der Orgelempore befinden sich, vom Kapellenraum aus sichtbar, fünf Gemälde von Barbara Jentz-Koska. Abgebildet sind ein einzelner Baum aus dem Ort, das ehemalige Pfarrhaus, die alte Kirche, die Pfarrscheune und das Kriegerdenkmal. Die Kirchenfenster wurden von Thomas Kuzio aus Taunusstein gestaltet und von der Landeskirche finanziert.[1]
Landesbischof Andreas von Maltzahn hat am 4. September 2011 die Einweihung vornehmen.[1]
Siehe auch
Weblinks
Commons: Kapelle Zweedorf – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ a b c d e f Zweedorf hat seine Würde wieder. Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung, 32/2011
- ↑ a b c d Kirchenbauverein Zweedorf - Geschichte
- ↑ Gustav Willgeroth: Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren seit dem dreissigjährigen Kriege, Bd.2, Wismar 1925, S. 775-779
- ↑ Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. Bd. 3. Die Amtsgerichtsbezirke Hagenow, Wittenburg, Boizenburg, Lübtheen, Dömitz, Grabow, Ludwigslust, Neustadt, Crivitz, Bruel, Warin, Neubukow, Kröpelin u. Doberan, Bärensprung'sche Hofbuchdruckerei, Schwerin 1900, 2. Aufl., S.129-131
- ↑ a b c Kleine Kirche als großer Wunsch - Zweedorfer Verein will dem Dorf seinen Ort der Besinnung wieder zurückgeben, Artikel der Schweriner Volkszeitung auf kirche-mv.de, 24. Februar 2007
- ↑ a b Schweriner Volkszeitung: Gemeinde baut sich eine Kirche, Lokalteil Hagenow, 4. August 2009
- ↑ kirchensprengung.de mit Nachweisen zu weiteren Kirchensprengungen und Abrissen
- ↑ Schweriner Volkszeitung: Glocken läuteten in Zweedorf, Lokalteil Hagenow, 25. August 2009
53.4311610.63034Koordinaten: 53° 25′ 52″ N, 10° 37′ 49″ OKategorien:- Schwanheide
- Kirchengebäude des Kirchenkreises Parchim
- Kirchengebäude im Landkreis Ludwigslust-Parchim
- Ehemaliges Kirchengebäude in Mecklenburg-Vorpommern
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