Johanniterkirche (Sülstorf)

Johanniterkirche (Sülstorf)
Johanniterkirche (Ansicht von Süden, Juli 2004)

Die Sülstorfer Johanniterkirche ist eine Kirche der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Sülstorf im Landkreis Ludwigslust-Parchim (Mecklenburg-Vorpommern).

Sie wurde im Jahr 1217 von Ordensrittern des Johanniterordens in honorem divi Laurencii zusammen mit einem Ordenshaus gebaut. Das geht aus einer Schenkungsurkunde der Grafen Gunzelin II., Heinrich I. von Schwerin gemeinsam mit Gunzelins Schwiegersohn Graf Nikolaus von Halland und den jeweiligen Ehefrauen zugunsten des Johanniterordens hervor. Der Johanniterorden war bereits um 1200 in Goddin und Eichsen ansässig geworden. In Sülsdorf siedelten Brüder aus vorgenannten Ordenshäusern verstärkt um weitere aus der ältesten Komturei der Johanniter auf deutschem Boden Werben in der Altmark. Die Kirche in Sülsdorf wurde die Mutterkirche der Kirche am späteren Sitz des Komturs in Kraak. Die Johanniter erhalten im Flusstal der Stör neben Sülsdorf und Kraak später noch die Dörfer Moraas und Hoort. Die Nutzung der Wasserkraft der Stör führte schon bald zu heftigem Streit mit den in Consrade ansässigen Mönchen des holsteinischen Klosters Reinfeld, der 1275 von Graf Helmold III. von Schwerin geschlichtet werden musste. Zwischen 1275 und 1315 muss der Sitz der Komturei von Sülsdorf nach Kraak gewechselt sein. Sülsdorf wird Patronat des Komturs von Kraak bis zur Einziehung des Vermögens des Ordens in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Die heutige Form erhielt die Kirche im 15. Jahrhundert. Der Backsteinbau wurde auf einem Feldsteinfundament errichtet. Es handelt sich um einen kleinen länglichen Saalbau mit einem polygonalen Ostschluss, der beinahe rund erscheint. Es ist ein verschliffener 7/12-Schluss. Ein nördlicher Anbau wurde im 17. Jahrhundert hinzugefügt, auch der südliche Anbau ist nicht ursprünglich.

Ein Brand zerstörte 1979 die Kirche. Das Inventar und die letzte von einst drei Glocken wurden dabei vernichtet. 1984 wurde die Kirche wieder aufgebaut und erhielt 2003 einen hölzernen Turm. Zwei neue Glocken aus der „Glocken- und Kunstgießerei Petit & Gebr. Edelbrock“ in Gescher (Nordrhein-Westfalen) bilden jetzt das Geläut.

Eine flache Holzdecke überspannt den Innenraum. Nach Georg Dehio war die Kirche aber durch Strebepfeiler und Schildbögen für die Wölbung vorbereitet. Im Innern der Kirche wurden nach dem Brand Fresken aus dem 15. Jahrhundert freigelegt und restauriert. Der Flügelaltar mit bemalter Predella zeigt spätgotische Schnitzerei. Er stammt aus der abgetragenen Kirche in Zweedorf.

Literatur

  • Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. II. Band: Die Amtsgerichtsbezirke Wismar, Grevesmühlen, Rehna, Gadebusch und Schwerin. Schwerin 1898, Neudruck Schwerin 1992, S. 672-677. ISBN 3-910179-06-1
  • Zerniner Beschäftigungsinitiative (ZEBI) e. V. und START e. V. (Hrsg.): Dorf- und Stadtkirchen im Kirchenkreis Wismar-Schwerin. Edition Temmen, Bremen/Rostock 2001, ISBN 3-86108-753-7

Weblinks

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