Kasbruch

Kasbruch

Der Kasbruch ist ein Wiesental bei Neunkirchen (Saar), das südöstlich der Innenstadt im Waldgebiet zwischen Neunkirchen, Wellesweiler, Ludwigsthal und Furpach liegt.[1] Das Tal ist unbesiedelt und wird für die Wasserversorgung der Stadt Neunkirchen und zur Naherholung benutzt. Seit 1998 ist hier ein 36 ha großes Naturschutzgebiet ausgewiesen zur „Erhaltung, Pflege und Entwicklung eines naturnahen Abschnittes der moorigen Wiesentäler im Bereich des Kasbruchgrabens“.[2] Überregional bekannt wurde der Kasbruch durch die dort gemachten gallorömischen Funde.[3]

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Wiesental und die Seitentäler bilden eine Kaltluftsenke. An den Talhängen steht der mittlere Buntsandstein an. Das etwa 3 km lange Haupttal verläuft von West nach Ost; die Talsohle ist mit Wiesen und Gehölzen bedeckt. Entwässert wird das ca. 60–80 m breite Tal vom Kasbruchgraben, der nach älteren Karten unterhalb des Wasserwerks Neunkirchen in den Erlenbrunnenbach und unmittelbar darauf mit diesem in die Blies mündete. Aktuell verläuft der Kasbruchgraben bis zum Betriebsgelände des Wasserwerks offen und tritt dort in eine Verrohrung ein.

Flora und Fauna

Die im Kasbruch 1951 festgestellten Arten sind im Heimatbuch von Wellesweiler dargestellt.[4] Die Verordnung zur Ausweisung als Naturschutzgebiet 1998 nennt als besonders schützenswert die vorkommenden Lebensgemeinschaften wie Großseggenriede, Geißfuß-, Wiesenkerbel- und Pfeifengraswiesen, Ohrweidengebüsche, Moorbirken-Schwarzerlen-Bruchwald sowie Waldsäume.[2]

Name

Als Name erscheint 1594 „im Keysbruch“,[3] 1910 „der Kasbruch“.[1] Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird das nicht mehr übliche Grundwort -bruch[5] zunehmend durch Anhängen des Grundworts -tal verdeutlicht. Die Publikationen von 1951 und 2002 verwenden „der Kasbruch“ und „das Kasbruchtal“ unterschiedslos nebeneinander. Der Name des entwässernden Baches erscheint 1740 als „Kasborn“,[6] in der Uraufnahme im 19. Jahrhundert als „Wellesweiler Mühlenfluß[6] und auf der Grundkarte als „Kasbruchgraben“.[6] Spang gibt weiterhin an, der Name Kasbruchgraben erscheine auf der TK25, Blatt 6609 Neunkirchen; dies ist zumindest auf der Ausgabe von 1974 nicht der Fall. Am Oberlauf besteht als Kuppe der „Kaskopf“.[3] Die lokale Häufung von Namen mit dem Bestimmungswort "Kas" deutet Remy 1951 so, dass hier ein gallorömischer Siedlungsname "kasne" fortgesetzt werde.[4] Das Bestimmungswort ist in der Region jedoch häufiger anzutreffen, so dass ein lokaler Name im Bestimmungswort auszuschließen ist. Ein anderer „Kasbruch“ in der Gemarkung von Kirkel-Neuhäusel ist landschaftlich sehr ähnlich; dort wurde 1990 das Naturschutzgebiet „Neuhäuseler Arm“ eingerichtet. Eine ältere regionale Bezeichnung der Eiche als "Käs" wird von Kolling 2002 zur Deutung herangezogen.[3] Dass dieses Wort ein galloromanisches oder vorromanisches *cassanus 'Eiche' fortsetzt,[7] ist ein zufälliges Zusammentreffen. Das Pfälzische Wörterbuch bietet ebenfalls Erklärungen an.[8]

Archäologische Funde

Bei Lesefunden und bei systematischen Grabungen in den Jahren 1921/22 durch Konservator Carl Klein und 1952 durch Landeskonservator Josef Keller (unter Assistenz des späteren Landeskonservators Alfons Kolling) traten eine Reihe von Funden hauptsächlich aus gallorömischer Zeit zutage. Offen liegen insbesondere Reste von Steinbrüchen, Felsgräber und eine 12-stufige Felsentreppe, daneben etwas versteckt eine kleine vierstufige Felsentreppe. Der von der Stadt Neunkirchen eingerichtete „Historische Wanderweg Kasbruch“ hat folgende Stationen: Römerzeitlicher Steinbruch – Hausfundament – Steinbruch 'Opferstein' – Jungfernstiege/Jungferntrapp – Felsgräber – Fundorte von Lesefunden – Fundort einer frühfränkischen Eisenschmelze.

Nutzungsgeschichte

In der frühen Neuzeit bildete das heutige Waldgebiet zwischen Neunkirchen, Wellesweiler, Ludwigsthal und Furpach den Lautzweiler Bann, ein unbewohntes Gebiet, dessen Herrschafts- und Jagdrechte bei Nassau-Saarbrücken und Weide- und Nutzungsrechte bei den umliegenden Gemeinden lagen. 1721 werden dessen Grenzen beschrieben.[9] Der Geograph Tilemann Stella zeichnet in seiner Karte von 1564 die Lautzweiler Mühle im untersten Teil des Kasbruchs ein. Der Mühlweiher, dessen Damm heute noch besteht (Straße von Wellesweiler nach Ludwigsthal) wurde vom Kasbruchgraben und durch den vom Erlenbrunnenbach – bei Stella Enbach[10] – abzweigenden Hirschgraben gefüllt. Bald nach 1721 wurde der Bann zwischen den Gemeinden Neunkirchen und Wellesweiler aufgeteilt und der Name Lautzweiler kam außer Gebrauch. An der Stelle der Lautzweiler Mühle stand später die Wellesweiler Mühle. Diese wurde mit den zur Mühle gehörenden Wasserrechten im Kasbruch und am Hirschberg 1874 von der Gemeinde Neunkirchen aufgekauft, abgebrochen und an ihrer Stelle das Wasserwerk Neunkirchen errichtet, das heute im Kasbruch, im benachbarten Tal des Erlenbrunnenbachs, und, nachdem diese Quellen den Wasserbedarf der Stadt nicht decken können, auch im Mutterbachtal das Grundwasser fördert.

An der Stelle des 1740 genannten „Bürgenweihers“ wurde in den 1930er Jahren das Freibad Kasbruch angelegt, das bis 2009 bestand und nach der Stilllegung dem Verfall preisgegeben ist.

Literatur

Alfons Kolling: Ein gallorömisches Quellheiligtum: Kasbruch Neunkirchen Wellesweiler, Neunkirchen 2002, ISBN 3-936500-00-2

Einzelnachweise

  1. a b Ludwig Lehnen: Der Kasbruch bei Neunkirchen, Wanderkarte, 1910 (Neudruck in Kolling 2002, Tafel 21)
  2. a b Amtsblatt des Saarlandes Nr. 18, 1998, S. 352
  3. a b c d Alfons Kolling: Ein gallorömisches Quellheiligtum: Kasbruch Neunkirchen Wellesweiler, Neunkirchen 2002, ISBN 3-936500-00-2
  4. a b G. Remy: Heimatbuch von Wellesweiler, Neunkirchen 1951, 2. Auflage als unveränderter Nachdruck 1995
  5. Bruch: Pfälzisches Wörterbuch: 'feuchtes Wiesenland, Sumpf, Moor', Deutsches Wörterbuch: 'feuchter wiesengrund, der beweidet und betreten werden kann'
  6. a b c Rolf Spang: Die Gewässernamen des Saarlandes, Saarbrücken 1982, S. 245. ISBN 3-921-646-45-6
  7. Chêne: Wortbedeutung und Etymologie (frz.)
  8. Käs, m. als Flurname, Kies, m. als Flurname, Käse-Brünnel, n.
  9. Bernhard Welter; Otto L. Ruffing: Bexbach. Heimat am Höcherberg, Bexbach 1999, Abschnitt Lautzweiler, S. 15 f., Grenzbeschreibung 1721, S. 348 f.
  10. Tilemann Stella: Gründliche und warhafftige beschreibung der baider ambter Zweibrücken und Kirckel, wie dieselbigen gelegen 1564. Bearbeiter: Eginhard Scharf. Historischer Verein, Zweibrücken 1993, S. 14, S. 151. ISBN 3-924171-15-7

Weblinks

 Commons: Kasbruch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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