Kastell Sânnicolau Mare

Kastell Sânnicolau Mare

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Kastell Sânnicolau Mare
Limes Dakischer Limes
Abschnitt A / I / 3[A 1]
Typ Kohortenkastell?
Einheit a) legio XIII Gemina (Bautrupp),
b) Auxiliareinheit?
Erhaltungszustand Im Gelände nicht sichtbar,
Kastell unerforscht.
Ort Sânnicolau Mare
Geographische Lage 46° 4′ 20″ N, 20° 37′ 46″ O46.07222222222220.629444444444Koordinaten: 46° 4′ 20″ N, 20° 37′ 46″ O
Vorhergehend Kastell Aradul Nou (östlich)
Anschließend Kastell Cenad (westlich)
Limes6.png
Ziegelstempel der Legio XIII Gemina, gefunden in Aradul Nou

Das Kastell Sânnicolau Mare war ein römisches Hilfstruppenlager und Bestandteil der Außenlinie in der westlichen Festungskette des dakischen Limes (limes Daciae), auf dem Gemeindegebiet der Stadt Sânnicolau Mare (Groß-Sankt Nikolaus), Kreis Timiș, Region Banat in Rumänien.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Grenzstadt Sânnicolau Mare liegt im äußersten Westen des heutigen Rumänien, ca. 64 km nordwestlich von Temeswar, am Ufer der Aranka. Das Kastell lag etwas westlicher am linken Flussufer. Sein Standort ist auch unter den Flurnamen „Cărămidăria Veche = Alte Ziegelei“ oder „Sziget“ bekannt. Im Gelände sind heute keinerlei Spuren der römischen Befestigung mehr zu sehen.

Entwicklung und Funktion

Im Laufe des zweiten Dakerkrieges (105–106 n. Chr.) okkupierte Trajan auch die Landstriche nördlich des Mureș (lat.: Marisus) und gliederte sie in die Provinz Dacia Superior ein. Auf dem Gebiet der heutigen Stadt Sânnicolau Mare erbaute die römische Armee ein Kastell, das zunächst wohl von einer Legionsvexillation belegt war. Der antike Name dieses Stützpunktes ist unbekannt.

Der vermutlich danach in diesem Kastell stationierten Auxiliarkohorte oblag unter anderem die Überwachung und Sicherung der Straßenverbindung von Micia nach Partiscum, die am südlichen Ufer des Flusses Mureș in Richtung Nordwesten verlief.

Fundspektrum

Die Fundstelle ist zur Gänze unerforscht. Geborgen wurden nur Kleinfunde wie der Grabstein des Veteranen Aurelius Timon,[1] der in der Legio XIII Gemina gedient hatte, sowie einige Terra Sigillata-Scherben, die aber aufgrund ihrer geringen Anzahl und Größe zeitlich nicht eingeordnet werden konnten.[2] Münzfunde belegen einen kontinuierlichen Geldverkehr vom 2. bis ins 3. Jahrhundert.[3] In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts konnten auch einige Gräber untersucht werden.[4] Ziegelstempel der Legio XIII Gemina scheinen zumindest die Identifizierung der Örtlichkeit als römische Militäranlage zu bestätigen. Vermutlich wurde die Befestigung im frühen 2. Jahrhundert von einer Vexillation dieser Legion erbaut. Ihre Ziegel wurden häufig am Unterlauf der Mureș gefunden, so z.B in Bulci, Aradul Nou, Cladova, Periam und Szeged, auch ein Beleg dafür, dass die Römer dieses Gebiet schon seit dem Beginn ihrer Herrschaft in Dakien kontrolliert haben.[5] Bis jetzt hat man allerdings die meisten dieser römischen Befestigungen entweder überhaupt nicht oder nur wenig untersucht (Stand 2003). Lesefunde und Ziegelstempel befinden sich heute im Banater Museum (rumänisch Muzeul Banatului), Timișoara.

Denkmalschutz

Die gesamte archäologische Stätte und im speziellen das Kastell stehen nach dem 2001 verabschiedeten Gesetz Nr. 422/2001 als historische Denkmäler unter Schutz und sind in der nationalen Liste der historischen Monumente (Lista Monumentelor Istorice) eingetragen.[6] Zuständig ist das Ministerium für Kultur und nationales Erbe (Ministerul Culturii şi Patrimoniului Naţional), insbesondere das Generaldirektorat für nationales Kulturerbe, die Abteilung für bildende Kunst sowie die Nationale Kommission für historische Denkmäler sowie weitere wichtige, dem Ministerium untergeordnete Institutionen. Ungenehmigte Ausgrabungen sowie die Ausfuhr von antiken Gegenständen sind in Rumänien verboten.

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Strecke / Abschnitt / Kastellnummer (nach N. Gudea, 1997).

Einzelnachweise

  1. IDR, III, 1, 274.
  2. Doina Benea: 2003, S. 306.
  3. Doina Benea: 2003, S. 302.
  4. Doina Benea: 2003, S. 318.
  5. Doina Benaea: 2003.
  6. Liste der historischen Monumente auf den Internetseiten des Ministeriums für Kultur und nationales Erbe

Literatur

  • Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, 44. Jahrgang, Teil 2, Mainz 1997, S. 25 (PDF).
  • Nicolae Gudea: Limesul Daciei romanc de la Traianus la Aurelianus. In: Acta Musei Porolissensis 1, 1977. S. 109 (in rumänischer Sprache).
  • Nicolae Gudea: Der Limes Dakiens und die Verteidigung der obermoesischen Donaulinie von Trajan bis Aurelian. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt. Teil II, Band 6. Walter de Gruyter, Berlin-New York 1977, ISBN 3-11-006735-8, S. 871 (darin S. 871: 12. Liste der Militärlager).
  • Felix Milleker: Délmagyarország régiségleletei a honfoglalás előtti idökböl. (Die archäologischen Funde Südungarns vor der Landnahmezeit.) Temeschburg 1899, S. 47-48 (in ungarischer Sprache).
  • Dumitru Tudor: Corpus monumentorum religionis equitum danuvinorum (CMRED). The monuments. Band 1. Brill-Verlag, Leiden 1969, S. 58.
  • Liviu Mărghitan: Decebal. Editura Militară, Bukarest 1978, S. 102.
  • Doina Benea: Die wirtschaftliche Tätigkeit in den dörflichen Niederlassungen zwischen Theiss, Marosch und Donau, Studia Antiqua et Archäeologica, IX, Iasi 2003, S. 299 -318.

Weblinks


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