Kat Kampmann

Kat Kampmann

Käthe „Kat“ Kampmann, genannt Kathinka, (* 29. Dezember 1908 in Schöneberg als Käthe Krischke; † 26. Februar 1997 in Rangsdorf) war eine deutsche Malerin.

Leben und Werdegang

Grabstätte am Haus Stubenrauchstraße 43-45, in Berlin-Friedenau

Käthe Krischke besuchte nach dem Lyzeum von 1925 bis 1928 die Textil- und Modeschule der Stadt Berlin an der Warschauer Brücke. Dort lernte sie als 17-jährige Schülerin den Maler, Grafiker und Bildhauer Walter Kampmann (1887–1945) kennen, der ebenda seit Anfang der 1920er-Jahre als Lehrkraft arbeitete und die Entwurfsklasse sowie die Arbeitsgemeinschaft für angewandte Kunst leitete. Krischke war bis 1932 Meisterschülerin bei Kampmann und wurde danach seine Mitarbeiterin in der Arbeitsgemeinschaft.[1] Daneben war sie ab 1930 freiberuflich tätig; sie arbeitete für verschiedene Auftraggeber und stickte außerdem Bilder mit Stoffen in Collagenform, die sie auf Messen und bei der Großen Berliner Kunstausstellung ausstellte.

Im Januar 1933 heiratete sie Walter Kampmann, der drei Kinder mit in die Ehe brachte.[1] Als Mitglied der Künstlervereinigung Novembergruppe[2] verlor Kampmann nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten seine Anstellung an der Modeschule, es folgten Arbeitsverbot und weitere Repressalien. Am 15. März 1933 stürmten SA-Truppen die Wohnungen der Berliner Künstlerkolonie.[3] Kampmann zog daraufhin mit Käthe und den Kindern von Berlin nach Rangsdorf und trat aus dem öffentlichen Leben zurück. Er verstarb 1945 und ist auf dem Rangsdorfer Friedhof beigesetzt.[4]

Nach dem Tod ihres Mannes sorgte Kat Kampmann für die aus der Ehe hervorgegangenen Kinder, indem sie aus Mantelstoffen Handschuhe fertigte, Stoffe webte und nebenher Postkarten malte, die sie dann verkaufte. 1952 zog sie mit ihren Kindern nach West-Berlin. Ausgehend von der Gelegenheitsmalerei begann sie als freie Malerin zu arbeiten, wobei sie verschiedene Techniken ausprobierte: Kugelschreiber, Faserstifte, Aquarellmalerei, später folgten Radierungen, Linolschnitte und Arbeiten mit Öl und Buntstiften.

Entgegen der modernen Zeitströmung arbeitete sie zunächst gegenständlich, doch Ende der 1950er Jahre wandte sie sich der abstrakten Malerei zu. Sie bezeichnete ihren Stil selbst als „lyrisch expressiv“.[5]

Erstmalig stellte sie ihre Bilder 1958 auf der Großen Berliner Kunstausstellung öffentlich aus. Es folgten weitere Ausstellungen u.a. vor allem in Berlin[6][7][8] und in Stuttgart.[9] Ihre abstrakten Motive orientieren sich an der Natur und deren Strukturen. Sie griff dabei zu kräftigen leuchtenden Farben. In ihren Bildern verarbeitete sie Impressionen ihrer Heimat wie auch Eindrücke von Reisen, die sie gemacht hatte, z.B. nach Verona, Venedig, Florenz und an den Gardasee.

1960 nahm sie den auf den ersten Blick geschlechtsneutralen Künstlernamen Kat an. Bis zu ihrem Tod lebte sie als freie Malerin in Berlin. Zu ihrem 85. Geburtstag ehrte sie die Berliner Künstlerkolonie mit einer umfassenden Werkretrospektive in der Kommunalen Galerie in Berlin-Charlottenburg.[10] Von 1973 bis Anfang der 90er Jahre lebte sie in der Künstlerkolonie Berlin, später in Rangsdorf. Sie wurde in Berlin auf dem Friedhof Stubenrauchstraße, ganz in der Nähe des Grabes von Marlene Dietrich, beigesetzt.

Ihre Tochter ist die deutsche Kostümbildnerin Cornelia-Angelika Kampmann-Tennstedt.

Literatur

  • Angelika Kampmann: 26 Seelenbäume. Mein Leben mit und ohne Hundertwasser. Books on Demand, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-8835-9. (Autobiographie)

Einzelnachweise

  1. a b Vgl. Zum 100. Geburtstag der Künstlerin Kat Kampmann am 29. Dezember, Artikel von Gerlinde Förster in der Märkischen Allgemeinen vom 30. Dezember 2008 (s. Weblinks).
  2. Helga Kliemann: 'Die Novembergruppe. Gebr. Mann, Berlin 1969, S. 50-51
  3. Berliner Künstlerkolonie Chronik der Ereignisse auf der Homepage der SPÖ Hohenems
  4. Bilder der Gedenkstätte für Walter Kampmann
  5. Thomas Münzer: Totenrede für Kat Kampmann, 7. März 1997, auf der Webseite der Künstlerkolonie Berlin
  6. Galerie am Abend, Berlin 1961
  7. Akademie der Künste Vera-Ziegler-Archiv
  8. Galerie Nierendorf, Berlin 1980 (Link nicht mehr abrufbar)
  9. Deutscher Künstlerbund, Stuttgart 1979
  10. Retrospektive Kat Kampmann Berliner Zeitung 1994

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