Novembergruppe

Novembergruppe

Die Novembergruppe war eine am 3. Dezember 1918 in Berlin gegründete Künstlervereinigung. Namengebend war die Novemberrevolution 1918. 1935 wurde ihr Ende mit der Streichung aus dem Vereinsregister der Stadt besiegelt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Künstlergruppe

In den ersten Monaten traten 170 Künstler der neugegründeten Novembergruppe bei: Allein 49 von ihnen kamen dabei aus dem Redaktionsumfeld von Herwarth Waldens Zeitschrift Sturm. Zu Beginn schlossen sich der Künstlergruppe italienische Futuristen, bedeutende DADA-Künstler sowie wichtige Bauhaus-Mitglieder, von denen auch einige dem älteren Werkbund angehörten, an. [2]

Weimarer Republik

Die Künstler der Novembergruppe bezeichneten sich selbst als radikal und revolutionär. Ihre Arbeit, ähnlich wie die des Arbeitsrats für Kunst, zu dem sie in engem Verhältnis standen, sollte die soziale Revolution in Deutschland unterstützen. Maßgebliches Ziel der Künstler war die Vereinigung von Kunst und Volk. Darüber hinaus versuchte die Gruppe, Einfluss auf öffentlich kulturelle Aufgaben zu nehmen.

Vorbereitung zur Eröffnung der Großen Berliner Kunstausstellung, Juni 1924

1921 formulierten besonders Künstler aus dem linken Flügel der Novembergruppe einen Aufruf, der sich gegen die Verbürgerlichung der Künstlervereinigung wandte. Der Aufruf war von Otto Dix, George Grosz, Raoul Hausmann, John Heartfield, Hannah Höch, Rudolf Schlichter und Georg Scholz unterzeichnet und im Gegner veröffentlicht worden.

1922 wurde die dezentrale Arbeit der Novembergruppe mit den Ortsgruppen aufgegeben. Die Novembergruppe wurde als wichtiger Bestandteil in das Kartell fortschrittlicher Künstlergruppen in Deutschland integriert.

Charakteristisch für die Künstler der Novembergruppe ist ein Stilsynkretismus, der auch häufig als „Kubofutoexpressionismus“ bezeichnet wird. Die Novembergruppe war für diese Vielfalt ihrer Stile und Disziplinen bekannt, wird allerdings auch für diese Uneinheitlichkeit und die damit verbundene schwierige stilistische Einordenbarkeit kritisiert.

Neben der Malerei waren vor allem Künstler aus Architektur und Musik vertreten. Dabei gehörte die Musiksektion mit der Leitung durch Max Butting (später von Hans Heinz Stuckenschmidt abgelöst) mit ihrer Workshop-Arbeit zu einer der produktivsten Kräfte.

Die Novembergruppe veranstaltete regelmäßig Künstlerfeste, Kostümfeste, Atelierbesuche, literarische und musikalische Veranstaltungsreihen.

Ausstellungen

Als wichtigstes Mittel der Selbstdarstellung wurden regelmäßig Ausstellungen organisiert. Alljährlich waren die Mitglieder der Künstlergruppe auf der Großen Berliner Kunstausstellung mit einem eigenen Raum Novembergruppe vertreten. Darüber hinaus stellten sie gemeinsam mit den Künstlern ihrer über die Republik verstreuten Ortsgruppen (Hallische Künstlergruppe, Kräfte, Die Kugel, Gruppe Rih, Üecht, Dresdner Sezession Gruppe 1919, Das Junge Rheinland, De Stijl) aus.[3]

Zu ihren Ausstellungen lud die Novembergruppe bedeutende internationale Künstler oder Vertreter von Künstlergruppen ein. So stellte 1919 Marc Chagall, 1920 Georges Braque, Fernand Léger und Marie Laurencin, 1922 Henryk Berlewi und 1923 El Lissitzky (mit seinem legendären Prounen-Raum) in der Abteilung der Novembergruppe auf der Großen Berliner Kunstausstellung aus. Ebenfalls 1923 gehörten Iwan Puni und László Péri zu den Ausstellenden.

Zu den wichtigsten internationalen Ausstellungskooperationen gehörte die Zusammenarbeit mit den italienischen Futuristen in Rom 1920, die von Filippo Tommaso Marinetti und dem Novembergruppen-Mitglied Enrico Prampolini arrangiert wurde.[4]

1925 beteiligte sich eine geschlossene Gruppe Prager Architekten an der Ausstellung der Novembergruppe auf der Großen Berliner Kunstausstellung.

1926 beteiligten sich an der Berliner Baukunst-Ausstellung mehr als 30 Architekten aus der Novembergruppe.

Die von der Novembergruppe organisierte Kasimir-Malewitsch-Schau 1927 gehörte zu einem der Höhepunkte ihrer Ausstellungsgeschichte.

Nationalsozialismus

Von den Nationalsozialisten wurde die Novembergruppe als Rote Novembergruppe [5] bezeichnet. Wegen ihres Einsatzes für Abstraktion und Atonalität wurden ihre Mitglieder als bolschewistisch beschimpft. 1935 wurde sie aus dem Vereinsregister gestrichen. Nach Oskar Schlemmers Angaben ist die Künstlergruppe jedoch schon 1932 geplatzt.

Gründungsmitglieder

Die Initiatoren der Gründung waren hauptsächlich die Maler Max Pechstein,Georg Tappert, César Klein, Moriz Melzer und Heinrich Richter-Berlin, die in der 1914 aufgelösten Neuen Secession in Berlin tätig gewesen waren. An der ersten Sitzung vom 3. Dezember 1918, bei der die Gründung besiegelt wurde, nahmen ferner teil: die Maler Karl Jakob Hirsch, Bernhard Hasler, Richard Janthur, Rudolf Bauer (Künstler), Bruno Krauskopf, Otto Freundlich, Wilhelm Schmid, der Bildhauer Rudolf Belling und der Architekt Erich Mendelsohn. In dieser personellen Zusammensetzung formierten sich auch die ersten Arbeitsausschüsse der Novembergruppe.

Mitglieder

Eine genaue Bestimmung der Mitglieder ist durch Fluktuation und den Mangel an Dokumenten nahezu unmöglich. Eine Liste mit dem Mitgliederstand der Novembergruppe wurde im Katalog von 1925 abgedruckt. Eine zweite Mitgliederliste von 1930 wurde vom Geschäftsführer der Novembergruppe, Hugo Graetz, erstellt. Unter den meist über 120 Mitgliedern waren Architekten, Maler, Musiker und Kunsttheoretiker. Zu Ihnen gehörten: Jankel Adler, Lou Albert-Lasard, Peter Alma, Fred Antoine Angermayer, George Antheil, Hans Arp, Rudolf Ausleger, Willi Baumeister, Herbert Behrens-Hangeler, Rudolf Belling, Henryk Berlewi, Xenia Boguslawskaja, Hans Brass, Nikolaus Braun, Marcel Breuer, Max Butting, Heinrich Campendonk, Heinrich Maria Davringhausen, Walter Dexel, Otto Dix, Kinner von Dressler, Friedrich Peter Drömmer, Max Dungert, Josef Eberz, Heinrich Ehmsen, Hanns Eisler, Conrad Felixmüller, Lyonel Feininger, Oskar Fischer, Fred Forbát, Hans Freese, Otto Freundlich, Theodor Fried, Ernst Fritsch, Heinz Fuchs, Alfred Gellhorn, Paul Goesch, Gottfried Graf, Otto Griebel, George Grosz, Bernhard Hasler, Gustav Havemann, John Heartfield, Wilhelm Heckroth, Hans-Siebert von Heister, Wieland Herzfelde, Oswald Herzog, Karl Jakob Hirsch, Leon Hirsch, Hannah Höch, Lothar Homeyer, Jascha Horenstein, Johannes Itten, Philipp Jarnach, Alexej Jawlensky, Walter Kampmann, Wassily Kandinsky, Bernhard Klein, César Klein, Fritz Klein, Issai Kulvianski, Otto Lange, El Lissitzky, Thilo Maatsch, M. H. Maxy, László Moholy-Nagy,Ewald Mataré, Moriz Melzer, Carlo Mense, Hilla von Rebay, Ludwig Mies van der Rohe, Otto Möller, Rudolf Möller, Johannes Molzahn, Georg Muche, Albert Mueller, Otto Nagel, Jacobus Johannes Pieter Oud, Felix Petyrek, Enrico Prampolini, Iwan Puni, Anne Ratkowski, Franz Radziwill, Heinrich Richter-Berlin, Joachim Ringelnatz, Christian Rohlfs, Kurt Hermann Rosenberg, Walter Ruttmann, Hermann Scherchen, Rudolf Schlichter,Wilhelm Schmid, Paul Schmolling, Georg Schrimpf, Kurt Schwerdtfeger, Arthur Segal, Lasar Segall, Mart Stam, Heinrich Stegemann, Fritz Stuckenberg, Hans Heinz Stuckenschmidt, Georg Tappert, Bruno Taut, Heinz Tiessen, Niko Wassiliew, Kurt Weill, Ines Wetzel, Gustav Wiethüchter, Carel Willink,Gert Wollheim, Stefan Wolpe, Wladimir Rudolfowitsch Vogel, Karl Völker und Walter Spies.[6]

Veröffentlichungen

  • Aufruf an alle Künstler. 47 S. Berlin 1919 . Beiträge von Johannes R. Becher, Kurt Eisner, Konrad Haenisch, Walter Hasenclever, Bernhard Kellermann, Ludwig Meidner, Max Pechstein und Paul Zech. Diverse Bildbeigaben. Umschlag Max Pechstein.
  • Monatsschrift, Der Kunsttopf. 1. Ausgabe Juli 1920. Es erschienen nur 6 Ausgaben. 6. Heft Dezember 1920.

Literatur

  • Helga Kliemann: Die Novembergruppe. Gebr. Mann, Berlin 1969.
  • Galerie Nierendorf: Künstler der Novembergruppe. Ausstellungskatalog Galerie Nierendorf, Berlin 1985.
  • Galerie Bodo Niemann: Die Novembergruppe. Ausstellungskatalog Galerie Niemann, Berlin 1993, ISBN 3-926298-21-9.
  • Will Grohmann (Hrsg.): 10 Jahre Novembergruppe. Sonderheft der Kunst der Zeit. Klinkhardt&Biermann, Berlin März 1928, 1–3.
  • Paul Bekker: Wesensformen der Musik. Veröffentlichung der Novembergruppe. B. Lachmann, Berlin 1925.
  • Max Butting: Musikgeschichte, die ich miterlebte. Henschel, Berlin 1955.
  • Christoph Wilhelmi: Künstlergruppen in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1900. Ein Handbuch. Stuttgart 1996.
  • Die Novembergruppe (Teil 1. Die Maler). Kat. der 15. Europäischen Kunstausstellung Berlin 1977, 15. September – 15. November 1977 im Rathaus Wedding, Berlin.

Einzelnachweise

  1. [1]
  2. Helga Kliemann: Die Novembergruppe. Gebr. Mann, Berlin 1969.
  3. Christoph Wilhelmi: Künstlergruppen in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1900. Ein Handbuch. Stuttgart 1996, S. 274–284.
  4. Helga Kliemann: Die Novembergruppe. Gebr. Mann, Berlin 1969, S. 22–24.
  5. Wolfgang Willrich: Die Säuberung des Kunsttempels, München 1938.
  6. Helga Kliemann: Die Novembergruppe. Gebr. Mann, Berlin 1969, S. 50–51.

Weblinks

  • CD-Einspielung "Berlin im Licht: Klaviermusik der Novembergruppe" von Matthew Rubenstein (Pianist)[3]

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