- Kinzigheimer Hof
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Der Kinzigheimer Hof ist eine hessische Staatsdomäne, die aus dem im späten Mittelalter wüst gewordenen Ort Kensheim hervorgegangen ist. Er liegt in der Gemarkung der Stadt Bruchköbel im Main-Kinzig-Kreis in Hessen.
Inhaltsverzeichnis
Mittelalterliche Wallburg
siehe Hauptartikel: Altenburg (Hanau)
Am Ort gibt es eine sehr lange Siedlungskontinuität, wobei nicht genau gesagt werden kann, wie weit diese zurückreicht. 600 m südwestlich des Hofes befindet sich die sogenannte Altenburg, eine Wallburg, die nach heutigem Kenntnisstand in das frühe Mittelalter zu datieren ist.[1] Da die Altenburg nur wenig archäologisch untersucht wurde, sind auch frühere Datierungen, wie sie von der älteren Forschung angenommen wurden, nicht ganz auszuschließen. Im Umfeld des Kinzigheimer Hofs sind zwei Villae rusticae bekannt.[2] Nahe dem Krebsbach wurden zu Beginn des 20. Jahrhundert mehrere Bestattungen eines fränkischen Reihengräberfeldes entdeckt. Die Funde aus dieser Zeit wurden allerdings im Zweiten Weltkrieg mit den Museumsbeständen des Hanauer Geschichtsvereins zerstört.[3]
Im Mittelalter wird mit den Herren von Kensheim ein Adelsgeschlecht greifbar, dem die Anlage mit hoher Wahrscheinlichkeit zuzuordnen ist. Die Herren von Kensheim sind mehrfach im Umfeld der Herren und Grafen von Hanau erwähnt.[4]
Wüstung Kensheim
Eine Ortschaft mit dem gleichen Namen wird erstmals urkundlich erwähnt 1235 als Kenesheim.[5] Weitere Nennungen folgen als Kainshem (1237), Keinsheim (1259) sowie als Kynsheim (1392). Der Ort gehörte zum Amt Büchertal der Grafschaft Hanau und befand sich im allodialen Besitz der Herren und Grafen von Hanau, nachdem 1567 die Rechte derer von Lautern aufgekauft wurden.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts sind in Kensheim drei Höfe urkundlich belegt: Ein Hof der Herren von Wasen (erstmals 1397) als limburgisch-pfälzisches Lehen, ein Hof der von Heusenstamm sowie der Specht von Bubenheim, beides hanauische Lehen. 1597 kaufte Graf Philipp Ludwig II. von Hanau alle drei Höfe auf. 1648 schenkt Graf Friedrich Casimir den Hof seiner Frau, Gräfin Sibylle Christine von Anhalt-Dessau.[6]
1719 und 1736 wird der Ort nur noch als Kinsheimer, Kintzheimer oder Kinzigheimer Hof genannt, die letztgenannte und heutige Namensform einheitlich seit 1781.
Staatsdomäne
Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen Johann Reinhard III. kam der Kinzigheimer Hof als Erbe an die Landgrafschaft Hessen-Kassel. Mit Unterbrechung der preußischen Zeit von 1866 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs befindet sich der Hof seitdem im Besitz des hessischen Staates. Die Hessische Staatsdomäne Kinzigheimer Hof wird heute vorwiegend als Reiterhof genutzt, daneben werden Erdbeeren und Zuckermais angebaut.
Literatur
- Regenerus Engelhard: Erdbeschreibung der Hessischen Lande Casselischen Antheiles mit Anmerkungen aus der Geschichte und aus Urkunden erläutert, Teil 2. Cassel 1778. ND 2004, S. 766.
- Gründliche Untersuchung der, von Seiten Hessencassel unnötigerweise formirten Frage... [Deduktionsschrift], S. 89.
- G. Landau: Historisch-topographische Beschreibung der wüsten Ortschaften im Kurfürstentum Hessen... = Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, 7. Supplement. Kassel 1858, S. 377.
- Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 14, 1926 S. 11 und 279.
- Ernst J. Zimmermann: Hanau Stadt und Land. Hanau 1919. 3. Auflage, ND 1978. ISBN 3-87627-243-2
- Kinzigheimerhof, Gem. Bruchköbel, in: Historisches Ortslexikon www.lagis-hessen.de (Stand: 16. April 2010)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Fritz-Rudolf Herrmann: Die Altenburg beim Kinzigheimer Hof. Führungsblatt zu der mittelalterlichen Wallanlage bei Hanau-Mittelbuchen, Main-Kinzig-Kreis. Archäologische Denkmäler in Hessen 114, Wiesbaden 1994. ISBN 3-89822-115-6 S. 7.
- ↑ Georg Wolff: Die südliche Wetterau in vor- und frühgeschichtlicher Zeit mit einer archäologischen Fundkarte. Frankfurt a. M. 1913, S. 70f.
- ↑ Georg Wolff: Die südliche Wetterau in vor- und frühgeschichtlicher Zeit mit einer archäologischen Fundkarte. Frankfurt a. M. 1913, S. 71; Publikation der Funde in Ferdinand Kutsch: Hanau. 1. Teil, Frankfurt a.M., 1923; 2. Teil, Frankfurt a.M. 1926 (Kataloge west- und süddeutscher Altertumssammlungen 5) S. 9f.
- ↑ So etwa ein Wigand von Kinsheim 1237 als Burgmann zu Hanau, Zimmermann 1919 (siehe Literatur), S. 80.
- ↑ Heinrich Reimer: Hessisches Urkundenbuch. Abt. 2, Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau. Bd. 1. 767-1300. Publikationen aus den königlich-preußischen Staatsarchiven, Hirzel, Leipzig 1891 Nr. 191.
- ↑ Hessisches Staatsarchiv Marburg, 1648.01.11., O.I.a.
50.1668938.909655Koordinaten: 50° 10′ 1″ N, 8° 54′ 35″ OKategorien:- Bauwerk im Main-Kinzig-Kreis
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