- Klinge (Lausitz)
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Klinge
GlinkaGemeinde WiesengrundKoordinaten: 51° 45′ N, 14° 31′ O51.74330555555614.518861111111Koordinaten: 51° 44′ 36″ N, 14° 31′ 8″ O Klinge (niedersorbisch Glinka) war bis 1980 eine selbständige Gemeinde und ab 1981 ein Ortsteil der Gemeinde Gosda (heute Gemeinde Wiesengrund) im Landkreis Spree-Neiße. Er wurde 1981 bis auf einen kleinen Teil am Bahnhof Klinge durch den Tagebau Jänschwalde abgebaggert. Umgesiedelt wurden 432 Personen.[1]
Inhaltsverzeichnis
Lage
Klinge lag in der Niederlausitz im ehemaligen Kreis Forst. Der Bahnhof Klinge liegt an der Bahnstrecke Cottbus–Żary.
Geschichte
Der Ort wurde, unter dem Namen „Clynge“, wahrscheinlich im Jahr 1389 erstmalig urkundlich erwähnt. Gesichert gilt die Ortserwähnung ab dem Jahr 1486. Aus dieser Zeit sind Lehnbriefe über „Clinge“ für die Brüder von Seiffertitz ausgestellt.[2] Zwischen den Dörfern Weißagk und Klinge verlief über viele Jahrhunderte die Landesgrenze zwischen Sachsen und Preußen bis 1815.
Im Ort und seiner Umgebung gab es mehrere Ton- beziehungsweise Lehmvorkommen. Im Jahr 1903 fand man in einer Tongrube südlich der Eisenbahnlinie Cottbus-Forst das vollständige Skelett eines Mammuts. Eine originalgetreue Nachbildung steht heute im Gebäude der Kreisverwaltung in Forst. Im Jahr 1915 gab es bei dem Aufschluss einer neuen Tongrube einen spektakulären Fund der Lausitzer Kultur, ein Kronenhalsring. An der nördlichen Gemeindegrenze wurden um 1930 Hügelgräber entdeckt. In den Jahren ab 1977 fanden systematische Grabungen statt, durch die eine Vielzahl von Schmuck- und Arbeitsgegenständen sowie Waffen geborgen werden konnten. Die Funde stammen aus der Schnurkeramik- und Trichterbecherkultur.
Im Jahr 1927 landete ein amerikanisches Flugzeug auf einem Acker am Dorf. Es war eine Notlandung am Ende der zweiten Ozeanüberquerung von Amerika aus nach Europa. Das eigentliche Ziel war Berlin. Zur Erinnerung an den Piloten Chamberlain erhielt das Gasthaus Scheppan in Klinge den Namen „Gaststätte Chamberlain“. Das Haus steht noch heute und wird als Wohnhaus genutzt.[3]
Gebäude
In Klinge stand bis zur Devastierung das „Raubrittertor“, mit drei Ritterbüsten. Den Köpfen der Ritterbüsten fehlten die Unterkiefer. Es heißt, bereits im Mittelalter soll hier eine Sumpfburg gestanden haben. Die hier hausenden Raubritter überfielen Reisende und warfen sie ins Burgverlies. Wenn ihre Angehörigen das geforderte Lösegeld nicht zahlen konnten, hätten sie den Gefangenen die Unterkiefer abgeschnitten.
Nach Beendigung der Bergbauarbeiten in der unmittelbaren Umgebung des Ortes und der Aufhebung der bergbaulichen Unterschutzstellung, wurde das Raubrittertor im verbliebenen Teil des Ortes erneut aufgebaut.
Kirche
In Klinge stand eine Kapelle, deren Baubeginn unbekannt geblieben ist. Nachgewiesen ist, dass sie im Jahr 1828 ihre letzte bekannte Gestalt erhielt. Um 1880 wurde an jedem dritten Sonntag eine Predigt auf sorbisch gehalten, da zu dieser Zeit fast alle Dorfbewohner sorbisch sprachen.[4]
Literatur
- Eichler, Klaus: Die Ortsnamen der Niederlausitz, Bautzen 1975
- Ihlo, Richard, Scholze, Wilfried, Balde, Max: Das Dorf Klinge von seinen Anfängen bis zum Jahr 1980, Hrsg.: Rat des Kreises Forst, Forst 1981
- Verlorene Heimat – Der Bergbau und seine Auswirkungen auf Kirchen und Kirchengemeinden der Ober- und Niederlausitz, Cottbus 2007 (ISBN 3-935826-88-5)
- Dokumentation bergbaubedingter Umsiedlungen, Archiv verschwundener Orte, Forst 2010
Weblinks
Commons: Klinge (Lausitz) – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Dokumentation bergbaubedingter Umsiedlungen, Archiv verschwundener Orte, S. 125, Forst 2010
- ↑ Ihlo, Richard, Scholze, Wilfried, Balde, Max: Das Dorf Klinge von seinen Anfängen bis zum Jahr 1980; Hrsg.: Rat des Kreises Forst, Forst 1981, S. 25
- ↑ Ihlo, Richard, Scholze, Wilfried, Balde, Max: Das Dorf Klinge von seinen Anfängen bis zum Jahr 1980; Hrsg.: Rat des Kreises Forst, Forst 1981, S. 17
- ↑ Verlorene Heimat – Der Bergbau und seine Auswirkungen auf Kirchen und Kirchengemeinden der Ober- und Niederlausitz, S. 66, Cottbus 2007
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