- Tagebau Jänschwalde
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Basisdaten Bundesland: Brandenburg Ausdehnung: 6015 ha Geographische Lage: 51° 47′ 31″ N, 14° 32′ 23″ O51.79194444444414.539722222222Koordinaten: 51° 47′ 31″ N, 14° 32′ 23″ O Jährliche Abraummenge: 132,5 Mio. m³ Jährliche Kohleförderung: 14,4 Mio. t Abraum-Kohle-Verhältnis: 9,3 : 1 Genehmigte Betriebsdauer: bis 2019 Umgesiedelte Menschen: bisher ca. 1200 Restloch: teilweise Auffüllung zum Restsee (siehe auch Klinger See, Taubendorfer See)
Der Braunkohletagebau Jänschwalde ist ein Tagebau der Vattenfall Europe im Lausitzer Braunkohlerevier in Brandenburg und wurde nach der Gemeinde Jänschwalde im Landkreis Spree-Neiße benannt. Das naheliegende Kraftwerk Jänschwalde wird zum Großteil mit Braunkohle aus diesem Tagebau versorgt. Der Tagebau Jänschwalde liegt nordöstlich der kreisfreien Stadt Cottbus. Der flächenmäßig größte Teil befindet sich im Landkreis Spree-Neiße, ein geringerer Teil berührt das Gebiet der Stadt Cottbus. Er wurde im Zeitraum 1974 bis 1976 südlich des Ortes Grötsch aufgeschlossen und entwickelte sich aus dem Raum Grötsch zunächst in südliche Richtung, um sich bei Klinge nach Nordosten zu wenden.
Inhaltsverzeichnis
Der Tagebau
Der Abbau des 8 bis 12 Meter mächtigen Kohleflözes erfolgt durch die Vattenfall Europe Mining AG. Der geplante Abbauzeitraum des genehmigten Feldes reicht bis ca. 2021. Die Braunkohlenförderung im Förderraum Cottbus sichert gegenwärtig ca. 2500 Arbeitsplätze bezogen auf die Tagebaue Cottbus-Nord und Jänschwalde einschließlich der zuzuordnenden Anteile aus den Bedienbereichen Transport/Entwässerung/Werkstätten und der Hauptverwaltung.
Technik
Im Tagebau Jänschwalde werden verschiedene Abbaugeräte und -techniken zur Freilegung und Gewinnung der Rohbraunkohle eingesetzt. Hierbei sind im Einsatz[1]:
Geräte im Vorschnittbetrieb
- Absetzer 1090 A2Rs-B 8800
- Schaufelradbagger 1557 SRs 2000
Geräte im Brückenbetrieb
- Abraumförderbrücke 34F60
- Eimerkettenbagger 1292 Es 3750(Hauptarbeitsebene)
- Eimerkettenbagger 1294 Es 3750(Obere Arbeitsebene/Zubringer)
- Eimerkettenbagger 1300 Es 3750(Hauptarbeitsebene)
Geräte im Grubenbetrieb
- Eimerkettenbagger 343 ERs 710
- Eimerkettenbagger 344 ERs 710
- Bandwagen 707 BRs 1400
- Bandwagen 730 BRs 1400
- Bandwagen 738 BRs 1400
- Schaufelradbagger 1504 SRs 1300
- Schaufelradbagger 1506 SRs 1300
- Schaufelradbagger 1523 SRs 1300
Sonstige Geräte
- Eimerkettenbagger 365 ERs 710 (z. Zt. abgestellt)
- Schaufelradbagger 1512 SRs 1300 (z. Zt. abgestellt)
Umsiedlungen
Der Braunkohlentagebau führt zu deutlichen Veränderungen der Landschaft, der Verkehrs-, Wirtschafts- und Siedlungsstrukturen im Abbaugebiet. Neben den direkt ersichtlichen Auswirkungen finden auch Eingriffe in soziale Beziehungsnetze statt. Die bergbaubedingte Umsiedlung stellt dabei den wohl weitreichendsten Eingriff in gewachsene Sozialstrukturen und Lebensbereiche der betroffenen Bevölkerung dar.
Bereits umgesiedelte Ortschaften
- Klinge: 1981
- Weißagk: 1985
- Klein Bohrau: 1986
- Klein Brießnig: 1987
- Horno: 2004
- sowie der östliche Teil des Ortes Grötsch
Geplante umzusiedelnde Ortschaften
- Kerkwitz: 2030[2]
- Atterwasch: 2035
- Grabko: 2041
Siehe auch: Liste abgebaggerter Ortschaften
Wasserhaushalt
Der Tagebau Jänschwalde befindet sich in den Einzugsbereichen der Spree und der Lausitzer Neiße. Der Grundwasserabfluss erfolgte vor Beginn des Bergbaus generell von den nördlich und südlich gelegenen Hochflächen in Richtung Baruther Urstromtal, um sich dann in westlicher Richtung dem Spreewald bzw. in östlicher Richtung der Lausitzer Neiße zuzuwenden. Mit der bergbaubedingten Grundwasserabsenkung erfolgt lokal eine Umkehrung der Fließrichtung in Richtung des aktiven Tagebaus. Die Gewinnung von Braunkohle im Tagebau ist ohne die Absenkung des anstehenden Grundwassers nicht möglich. [3]
Restloch
Seit November 2000 wird ein Teil des noch zu hebenden Sümpfungswassers in den Südrandschlauch Jänschwalde eingeleitet. Diese Maßnahme wird vorrangig aus geotechnischen Gründen (Vermeidung von Auskolkungen im Bereich der gewachsenen Böschung) bis zu einem Wasserstand von +34 m NN fortgeführt. Danach wird die Wasserhebung im Bereich des Südrandschlauches eingestellt. Zukünftig soll die Flutung des Restsees durch die Überleitung von Spreewasser aus der Talsperre Spremberg über das Tranitzfließ unterstützt werden. Vorgesehen ist eine durchschnittliche Überleitung von 16,8 bis max. 30 m³/min. Das hierfür nach den Vorgaben des Wasserhaushaltgesetzes erforderliche Planfeststellungsverfahren ist noch durchzuführen. Um entsprechende Regulierungsmöglichkeiten zu schaffen und den zukünftigen See in das vorhandene wasserwirtschaftliche System einzubinden, ist die Herstellung eines Zu- und eines Ableiters von bzw. zur Tranitz vorgesehen. Mit der vorgesehenen Fremdflutung wird der Endwasserstand von 71,5 m NN im Klinger See im Jahre 2030 erreicht. Bei ausschließlich natürlichem Grundwasseraufgang wären weitere 20 Jahre bis zum Erreichen des prognostizierten Endwasserstandes erforderlich. Die Fremdwasserzufuhr dient vorrangig dem schnelleren Erreichen des gewollten Endwasserstandes. Nach den Aussagen des Gutachtens zur Entwicklung der Wasserbeschaffenheit im Klinger See (BTU Cottbus, November 1998) wäre aufgrund der günstigen Lage des Restsees eine der Nutzung entsprechende Wasserbeschaffenheit auch ohne eine zusätzliche Fremdwasserzuführung erreichbar. Die Fremdwasserzuführung stellt jedoch eine zusätzliche Sicherheit für die dauerhafte Gewährleistung stabiler ph-neutraler Verhältnisse dar. Der zukünftige Taubendorfer See wird im Abstrom der Kippe Jänschwalde liegen
Der geplante Tagebau Jänschwalde Nord
2007 wurden Pläne bekannt, nach denen Vattenfall den 2019 auslaufenden Tagebau nach Norden erweitern will. Die Orte Kerkwitz, Grabko und Atterwasch mit zusammen ca. 900 Einwohnern wären laut Vattenfall-Absichten von der Umsiedlung betroffen. Als Tagebaurandgemeinden wären auch Taubendorf und Groß Gastrose unmittelbar betroffen. Auch die Stadt Guben (insbesondere deren Ortsteile Deulowitz, Kaltenborn und Schlagsdorf) sowie Bärenklau und Jänschwalde-Ost würden beeinträchtigt. Die heutige Bahnlinie Cottbus-Guben müsste verlegt werden, ebenso die erst vor wenigen Jahren wegen des Tagebaus Jänschwalde umverlegte Bundesstraße 97. Drei als FFH-Gebiet „Pastlingsee Ergänzung“ ausgewiesene Moorgebiete würden abgebaggert. Durch den genehmigten Tagebau Jänschwalde ist Vattenfall bisher zur wissenschaftlichen Beobachtung und zu umfangreichen Schutzmaßnahmen für diese Gebiete verpflichtet. Die Grabkoer Seewiesen sind unter anderem als Kranichbrutplatz bekannt. Mit dem Deulowitzer See verlöre Guben eines seiner beliebtesten Naherholungsziele. Die Wasserschutzgebiete Atterwasch und Taubendorf würden ebenfalls zerstört. Im Norden würde das Tagebaufeld direkt an das FFH-Schutzgebiet „Feuchtwiesen Atterwasch“ angrenzen, im Westen an den Pastlingsee (ebenfalls FFH). Der Tagebau würde zudem bei Grabko direkt an den Naturpark Schlaubetal grenzen. Eine große Anzahl Gewerbebetriebe des Gubener Raums ist in den drei direkt betroffenen Ortschaften ansässig. In Atterwasch und Kerkwitz existieren Kirchen, die letztere wurde erst 2007 von regionalen Firmen renoviert. In beiden Dörfer existieren zudem Kriegsgräberstätten. Vattenfall hat Ende 2008 den Antrag auf Einleitung eines Braunkohleplanverfahrens gestellt, das bis 2015 abgeschlossen werden soll.
Auf Grund der befürchteten Auswirkungen der Erweiterung des Tagebaus auf Mensch und Umwelt haben im Jahr 2007 direkt vom Abbau Betroffene, Heimat- und Umweltvereine wie der NABU, Bauern, Die Linke und Bündnis90/Die Grünen eine Volksinitiative unter dem Motto „Keine neuen Tagebaue – für eine zukunftsfähige Energiepolitik“ gestartet und 26.574 Unterschriften gesammelt. Da eine darauf erfolgte Behandlung des Themas im Brandenburger Landtag keine Änderung der Politik zur Folge hatte, startete das Bündnis im Herbst 2008 ein Volksbegehren, das im Februar 2009 wegen zu weniger Unterschriften scheiterte.[4]
Einzelnachweise
- ↑ http://www.ostkohle.de/html/gerate.html
- ↑ Quelle: http://www.vattenfall.de/www/vf/vf_de/225583xberx/225613dasxu/225933bergb/226503kerng/225963tageb/888071zukun/890404jxnsc/index.jsp
- ↑ Quelle: http://www.landesrecht.brandenburg.de/sixcms/detail.php?gsid=land_bb_bravors_01.c.16021.de
- ↑ Quelle: http://www.lausitzer-braunkohle.de/feld_jaenschwalde.php
Weblinks
Commons: Tagebau Jänschwalde – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Tagebau im Lausitzer Braunkohlerevier
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