Kloster Faldern

Kloster Faldern
Das Franziskanerkloster in Emden nach der Reformation (Ausschnitt aus eine Stadtansicht von Braun Hogenberg aus dem Jahr 1575)

Das Kloster Faldern war das einzige Franziskanerkloster in Ostfriesland.

Geschichte

Das Kloster wurde wohl nach 1317 gegründet. Aus diesem Jahr existiert eine Urkunde, in der Papst Johannes XXII. einem anfragenden Generalminister Namens Michael Fuschi von Cesena (1316-28) Niederlassungen an insgesamt zehn genannten Orten in ganz Europa gestattete, darunter auch zwischen Emden und Faldern.[1] Das Kloster wurde auf dem Gebiet des damals noch nicht zu Emden gehörenden Dorfes Faldern angelegt und gehörte mit weiteren Franziskanerklöstern auf dem Gebiet der heutigen Niederlande zur Kustodie Deventer, die wiederum Teil der Ordensprovinz Köln war.[2]

Im Jahre 1369 wurde das Kloster (im ansonsten unbewohnten Faldern) über eine Brücke mit der Stadt Emden verbunden, da die Franziskaner den direkten Kontakt zu den Menschen in der Stadt suchten, um karitativ wirken zu können.[2] Zur Verhütung allen Mißbrauchs[3] wurde die Brücke mit zwei Toren gesichert.

Der nächste vorliegende Beleg, der auf die Existenz des Klosters hinweist, datiert aus dem Jahr 1381, als Bernhard, „gardianus in conventu minorum in Phalerna“, als erstgenannter von vier Schiedsrichtern in einem Erbschaftsstreit entschied.[1]

Mehrfach fanden in dem Kloster für die ostfriesische Geschichte bedeutende Ereignisse statt. Im Jahre 1400 fanden nach einer Strafexpedition der Hansestadt Hamburg gegen ostfriesischen Häuptlinge in Faldern Verhandlungen statt, mit denen die Unterstützung der Vitalienbrüder durch die Häuptlinge beendet werden sollte. Die Verhandlungen endeten am 23. Mai des Jahres mit dem Ergebnis, dass die Häuptlinge versprachen, den Seeräubern keine weitere Unterstützung mehr zu gewähren, was aber bald obsolet war.

Am 23. Dezember 1464 fand im Kloster Faldern die feierliche Zeremonie statt, bei der Ulrich I. von Kaiser Friedrich III. zum Reichsgrafen von Ostfriesland ernannt wurde. Gleichzeitig wurde er mit der Grafschaft „Norden, Emeden, Emesgonien“ in Ostfriesland belehnt und einer seiner Gefolgsleute, Sibet Attena, zum Ritter geschlagen.

Nach 1485 wurde das Kloster zur Observanz reformiert. Zuvor hatte Graf Edzard I. die vorherigen Bewohner, die dem Zweig der Gaudenten angehörten, nach Beschwerden aus der Emder Bürgerschaft vertrieben. Er ließ das Kloster mit Observanten besetzen, die für eine Rückkehr zu einer strengeren Beachtung (lat. Observanz) der ursprünglichen Ordensregeln eintraten.[4]

Nach der Reformation existierte das Kloster weiter, allerdings wurde 1555 das Feiern der Katholischen Messe in der Kirche verboten. Im Jahre 1561 verließen die letzten Mönche das Kloster, das nun als städtisches Waisen- und Armenhaus (ein so genanntes Gasthaus) genutzt wurde. 1570 wurde Faldern in die Stadt Emden eingemeindet und ab 1574 begann in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Franziskanerklosters der Bau des prunkvollen Rathauses, das diesen Bereich der Stadt in den Mittelpunkt rückte.

Die Kirche

Die Klosterkirche von Faldern war ein gotischer Backsteinbau. Gemäß dem Armutsidealen des Franziskanerordens war der Bau relativ schlicht und zeichnete sich durch den Verzicht auf Glockentürme und bunte Glasfenster aus. Das Langhaus war in drei Joche unterteilt und hatte ein schmales Seitenschiff. Später wurde dem Gebäude noch ein langer Chor angebaut und nach 1405 schließlich ein Dachreiter mit Glocke zugefügt.[2] Nach der Umwandlung in ein Armen- und Waisenhaus wurde die Kirche in Gasthauskirche umbenannt. Um 1641 erhielt die Kirche eine Orgel mit zwei Manualen für Oberwerk und Rückpositiv. Als Orgelbauer wird Jost Sieburg vermutet, der 1642–53 in der Gegend mit mehreren Orgelbauten bezeugt ist. Ein Umbau erfolgte 1756/58 durch Cornelius Geerds Wallies und wurde nach dessen Tod durch Dirk Lohmann vollendet. Nach 1800 wurde ein selbstständiges Pedal ergänzt, wahrscheinlich durch Johann Friedrich Wenthin oder dessen Sohn.[5] Mit dem Brand der Kirche 1938 wurde auch die Einrichtung vernichtet.

Einzelnachweise

  1. a b Ralf Michael Nickel: Zwischen Stadt, Territorium und Kirche: Franziskus‘ Söhne in Westfalen bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges Inauguraldissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie in der Fakultät für Geschichtswissenschaft der Ruhr Universität Bochum, S. 66 f.
  2. a b c Dr. Hans-Peter Glimme, Ostfriesisches Landesmuseum Emden: Ein Grundstein der Emder Gasthauskirche, eingesehen am 4. Januar 2010..
  3. Hemmo Suur: Geschichte der ehemaligen Klöster in der Provinz Ostfriesland, S. 112.
  4. Hemmo Suur: Geschichte der ehemaligen Klöster in der Provinz Ostfriesland, S. 113.
  5. Ralph Nickles: Orgelinventar der Krummhörn und der Stadt Emden. Hauschild Verlag, Bremen 1995, ISBN 3-929902-62-1.
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