Klosterkirche St. Anna im Lehel

Klosterkirche St. Anna im Lehel
Klosterkirche St. Anna
Hochaltar

Die Katholische Klosterkirche St. Anna im Lehel ist die erste Rokoko-Kirche Altbayerns und prägend für die Entwicklung der Sakralarchitektur in Bayern.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Klosterkirche St. Anna im Lehel (St.-Anna-Str. 21) befindet sich im Zentrum des Lehel gegenüber der katholischen Pfarrkirche St. Anna im Lehel.

Geschichte

1725 gründeten die Hieronymiten im wenig attraktiven Auwald links der Isar, der später Lehel genannt wurde, ein Kloster und übernahmen die Pfarrseelsorge für die 2000 Menschen, die sich dort niedergelassen hatten. Kürfürstin Maria Amalie legte 1727 den Grundstein für die Klosterkirche, die ihr Architekt Johann Michael Fischer bis 1733 errichtete. Die Innenausstattungen, an der Cosmas Damian Asam, Egid Quirin Asam und Johann Baptist Straub beteiligt waren, zog sich noch bis 1737 hin.

Während der Säkularisation wurde 1807 das Hieronymitenkloster aufgehoben und vollständig geräumt, das Konventgebäude wurde 1808 Kaserne. Die Klosterkirche wurde zur Pfarrkirche erhoben. 1827 übernahmen die Franziskaner (OFM) das Kloster, das sie bis heute halten.

Bei der Projektion der "St.-Anna-Vorstadt", dem heutigen Lehel, wurde auch die Bebauung der Klosterumgebung projektiert. Um die Kirche stärker in die großbürgerliche Bebauung einzuordnen, die Zusammengehörigkeit mit der Altstadt zu zeigen und eine optische Verbindung mit der Ludwigstraße herzustellen, wurde 1852/53 durch August Voigt der Kirche eine neoromanische Doppelturmfassade vorgeblendet, die sich mit ihrem dreibögigen Arkadenportal und dem pyramidenförmigen Abschluss der Türme unübersehbar an der Universitätskirche St. Ludwig orientierte.

Durch einen Fliegerangriff am 29. April 1944 wurde die Klosterkirche St. Anna im Lehel vollständig bis auf die Außenmauern zerstört. 1946 begann bereits der der Wiederaufbau. Die Doppelturmfassade wurde 1948 abgetragen, die Rekonstruktion des Inneren zog sich noch bis 1979 hin. 1968 rekonstruierte Erwin Schleich die Rokokofassade, die er vor dem übrig geblieben Geschoss der Voigt'schen Doppelturmfassade vorblendete. Hinter der Kirchenpforte ist noch ein Teil der originalen Fassade von 1772 erkennbar. Insofern gibt die heutige Situation nicht die originale von 1773 wieder, da die Portalfassade vom Konventgebäude nach vorne springt und nicht auf einer Ebene mehr mit ihr liegt, was dem Typus barocker Klöster in Bayern und der ursprünglichen Situation entspricht.

Programm und Konzeption

Johann Michael Fischer gelang in seinem Frühwerk eine entscheidende neuartige Lösung in der Raumbildung: Er verschmilzt Längs- und Zentralbau zu einem neuen Typus. Damit brach er die festgefügte Formensprache der Architektur seiner Zeit auf: Statt Wandsäulen Wandzungen mit kannelierten Pilastern, raumverspannende Muldengewölbe lösen die Halbkugelkuppeln ab. Die Stuckrahmung wird als Übergangszone genutzt, die alle Bauglieder rhythmisch zusammenfasst. Dahinter steht die Idee, die den Himmel freigeben soll.

Um dies zu erreichen, hat Fischer bewusst auf rechte Winkel verzichtet. Der Hauptraum ist oval konzipiert und besteht aus zwei apsidenförmigen Seitenkapellen und vier konchenformigen Kapellen in den Raumecken, die nicht auf einer gemeinsamen Diagonalachse liegen. Die im Westen gelegene Chorapsis mit dem Hochaltar findet seine Entsprechung in einem halbkreisförmigen Mönchschor hinter ihr.

Bedeutende Werke

  • Hochaltarbild St. Anna unterrichtet im Beisein von St. Joachim ihre Tochter in der Heiligen Schrift (Cosmas Damian Asam, 1734).
  • Hochaltar: Tabernakel und Anbetungsengel (Johann Baptist Straub, um 1735).
  • Hochaltar-Fresko Verherrlichung des Namens Anna (Cosmas Damian Asam, 1730, Erneuerung Karl Manninger 1972).
  • Altarbild des Margareten-Altares Die Büßerin St. Margareta von Cortona Georg Sang, 1.Hälfte des 18. Jahrhunderts mit Rokoko-Rahmen der Ikone von Johann Baptist Straub, um 1735).
  • Gewölbefresken Glorie der Hl. Anna und Die Hl. Anna wird in den Himmel aufgenommen (Cosmas Damian Asam, 1730, Erneuerung Karl Manninger 1972).
  • Gewölbefresko über der Orgel Die Hl. Anna auf dem Sterbebett (Cosmas Damian Asam, 1730, Rekonstruktion Karl Manninger 1976).


Orgel

Die Orgel in St. Anna wurde 1999 von der schweizerischen Orgelbaufirma Mathis erbaut. Das Instrument hat mechanische Spiel- und Registertrakturen.[1]

I Hauptwerk C–g3
1. Bourdon 16'
2. Principal 8'
3. Grobgedackt 8'
4. Octave 4'
5. Koppelflöte 4'
6. Doublette 2'
7. Larigot 11/3'
8. Mixtur III-IV 11/3'
9. Trompete 8'
II Schwellwerk C–g3
10. Hohlflöte 8'
11. Salicional 8'
12. Fugara 4'
13. Traversflöte 4'
14. Nasat 22/3'
15. Piccolo 2'
16. Terz 13/5'
17. Sifflet 1'
18. Vox humana 8'
Tremulant
Pedal C–f1
19. Subbass 16'
20. Principalbass 8'
21. Gedacktbass 8'
22. Choralbass 4'
23. Fagott 16'

Literatur

  • Klaus Gallas: München. Von der welfischen Gründung Heinrichs des Löwen bis zur Gegenwart: Kunst, Kultur, Geschichte. DuMont, Köln 1979, ISBN 3-7701-1094-3 (DuMont-Kunst-Reiseführer)
  • Johannes Gatz: Ein Freund der Franziskaner und die neue Kirchenfront von St. Anna. Zum 10. Todestag von Prälat Dr. Michael Hartig. In: Antonius. llustrierte Monatsschrift der Franziskaner in Bayern (1970), S. 9–18.
  • Sigfried Grän: Klosterkirche St. Anna im Lehel, München. 6., neu bearb. Aufl. Regensburg 2002.
  • Dominikus Lutz: Klosterkirche St. Anna-Lehel München. Dokumentation einer Rekonstruktion - Restauration - Renovation. München 1977.
  • Johann Pörnbacher, Siegfried Wameser (Hrsg.): Klosterkirche St. Anna im Lehel, München. Lindenberg 2010.
  • Petrus von Hötzl: Geschichte der Klosterpfarrkirche St. Anna in München. Dargestellt für die Angehörigen und Freunde derselben. München 1879.

Einzelnachweise

  1. Zur Orgel

Weblinks

 Commons: Klosterkirche St. Anna im Lehel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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